Der Dünndarm ist ein wichtiger Teil des Verdauungssystems. Er sorgt dafür, dass der Körper Nährstoffe und Flüssigkeit aus der Nahrung aufnimmt. Auf diese Weise bekommt der Körper das, was er für Energie, Wachstum und eine gesunde Funktion benötigt.
Beim Kurzdarmsyndrom (KDS) ist der Dünndarm jedoch so stark verkürzt oder eingeschränkt in seiner Funktion, dass der Körper nicht mehr genug Nährstoffe aufnehmen kann. Die Folge sind Gewichtsverlust, Mangelerscheinungen und ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme.1,2,3
Ursachen des Kurzdarmsyndroms
Die Verkürzung des Darms kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören Erkrankungen, die eine operative Entfernung von Darmabschnitten erforderlich machen, oder erkrankungsbedingte Veränderungen, die die Funktion und Struktur des Darms beeinträchtigen.1
Gründe für eine operative Entfernung bestimmter Darmabschnitte können unter anderem sein: 1,4
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn
Darmkrebs
Verletzungen und daraus resultierende Darmschäden
Durchblutungsstörungen des Darms
Darmverdrehungen
Werden größere Darmabschnitte entfernt, passt sich der verbliebene Darm in seiner Struktur und Funktion an. Doch oft reicht dieser natürliche Anpassungsprozess nicht aus und es kommt zu Nährstoffmangel und Unterernährung. Viele Menschen mit KDS leiden unter wässrigem Durchfall, Blähungen und Bauchkrämpfen und fühlen sich insgesamt erschöpft. Dadurch kann die Lebensqualität erheblich eingeschränkt sein.1,3
Außerdem führt eine eingeschränkte Fettaufnahme oft zu fettigen Stühlen und das Risiko für eine Austrocknung und Elektrolytstörungen steigt. Eine langfristig unzureichende Nährstoffaufnahme kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Erkrankungen der Leber, Nieren und Knochen führen.1
Behandlung vom Kurzdarmsyndrom bei CED
Das Leben mit einem KDS bringt einige Herausforderungen mit sich, die sich je nach Schweregrad durch Ernährungsmaßnahmen und weitere Therapien reduzieren lassen. Das Ziel der Behandlung ist eine ausreichende Nährstoffversorgung, die Anpassung des Darms und die Vermeidung von Komplikationen. Auch eine psychosoziale Unterstützung kann die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.1,4
Ernährungsmaßnahmen beim Kurzdarmsyndrom
Die Ernährungsmaßnahmen zielen darauf ab, die verbleibende Darmkapazität optimal zu nutzen, indem beispielsweise
kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten verzehrt,
die Mahlzeiten mit speziellen Nährstoffen angereichert und
gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden.
Bei einer starken Darmverkürzung kann auch eine vorübergehende oder zum Teil auch lebenslang künstliche Ernährung notwendig sein. Dabei erfolgt die Nährstoffaufnahme über Instrumente in den Verdauungstrakt (enterale Ernährung, beispielsweise Sondennahrung) oder mithilfe einer Infusion direkt in die Blutbahn (parenterale Ernährung).1,3,4
Einen ganzen Artikel über eine empfohlene Ernährung bei CED finden Sie hier in unserem Magazin.
Medikamentöse Therapie des Kurzdarmsyndroms
Die medikamentöse Behandlung von KDS soll die Verdauung unterstützen. Dabei kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die die Darmbewegungen reduzieren. Dadurch bleibt der Nahrungsbrei länger im Darm und Durchfälle werden gemildert. Nährstoffe können so besser aufgenommen werden.
Häufig verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch hormonähnliche Wirkstoffe wie Teduglutid. Dieses Mittel regt das Wachstum der Darmzellen an und erhöht die Fähigkeit des verbliebenen Darms, Nährstoffe aufzunehmen. Zudem können Medikamente, die die Magensäureproduktion verringern (Protonenpumpenhemmer, H2-Blocker), ebenfalls helfen, die Nährstoffaufnahme zu verbessern.1,2,3
Ein angepasster Lebensstil kann Menschen mit KDS helfen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhöhen. Neben einer ausgewogenen Ernährung fördern regelmäßige Bewegung und eine gute Stressbewältigung die Darmgesundheit. Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sollten vermieden werden, da sie den Darm belasten. Auch ausreichend Schlaf und regelmäßige medizinische Kontrollen sind wichtig, um den Körper rundum zu unterstützen und Mangelzustände frühzeitig zu erkennen.1
Die Therapie des KDS ist ein dynamisches Forschungsfeld mit aussichtsreichen Ansätzen. Zum Beispiel in Hinblick auf:
Medikamente und Hormone: Stimulieren Darmzellen zur besseren Nährstoffaufnahme und Regeneration.
Stammzellen: Könnten geschädigten Darm reparieren und Operationen möglicherweise verhindern.
Gewebezüchtung: Transplantation von im Labor gezüchteten Darm.
Zellgerüste: Könnten das gezielte Wachstum von künstlich erzeugten Darmgewebe unterstützen.
Diese Entwicklungen könnten in Zukunft vielversprechende Wege zur Behandlung von KDS eröffnen.2
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Referenzen
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET). Kurzdarmsyndrom: Herausforderungen und Ernährungsstrategien. https://fet-ev.eu/kurzdarmsyndrom-ernaehrungstherapie/ Stand: Januar 2025, Abgerufen am 27.02.2025
European Consortium for Communicating Gene and Cell Therapy Information (EuroGCT). Kurzdarmsyndrom: Wie Gen- und Zelltherapie helfen? https://www.eurogct.org/de/kurzdarmsyndrom-wie-gen-und-zelltherapie-helfen Abgerufen am 27.02.2025
Pschyrembel Online. Kurzdarmsyndrom. https://www.pschyrembel.de/kurzdarmsyndrom/K0CD6/doc/ Abgerufen am 27.02.2025
Deutsche Stiftung Krankheitsbedingte Mangelernährung. Kurzdarmsyndrom und Ernährung – Infomrationen für Patienten und Mediziner. https://www.kurzdarmsyndrom-und-ernaehrung.de/patienten/kurzdarmsyndrom/ Abgerufen am 27.02.2025
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