Intervallfasten bedeutet, dass man in bestimmten Abständen und zu bestimmten Zeiten sehr wenig, bis gar keine Kalorien zu sich nimmt. Das kann aus religiösen Gründen geschehen, z.B. beim Ramadan oder dem jüdischen Yom Kippur. Doch viele Menschen fasten auch, weil sie sich davon gesundheitliche Vorteile versprechen. Vor allem bei Diabetes und Übergewicht scheint Intervallfasten einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel zu haben.1
Intervallfasten: Essen nach Zeit
Wer fasten möchte, kann sich zwischen verschiedenen Formen des Intervallfastens entscheiden. Die bekanntesten sind:2
- periodische Fasten: An ein oder zwei Tagen in der Woche wird auf eine höhere Kalorienaufnahme verzichten. An diesen Tagen werden maximal zwischen 500-600 Kalorien aufgenommen. Diese Methode ist auch als 5:2- oder 6:1-Fasten3 bekannt
- zeitbeschränkte Nahrungsaufnahme: Hierbei dürfen Kalorien nur während eines bestimmten Zeitfensters pro Tag aufgenommen werden, während in der restlichen Zeit gefastet wird. Am beliebtesten ist die 16:8-Variante, bei der 16 Stunden lang am Tag nichts gegessen wird und 8 Stunden lang normal gegessen werden kann.
Wie wirkt Intervallfasten bei Diabetes?
Mehrere Studien haben gezeigt, dass sich Intervallfasten positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Für Menschen mit Diabetes oder Übergewicht kann Intervallfasten eine gute Maßnahme sein, um den Stoffwechsel zu verbessern und etwas an Gewicht zu verlieren. So konnten Studien zeigen, dass Intervallfasten Übergewicht, insbesondere das Bauchfett, durch ein leichtes Energiedefizit reduziert.2 Vor allem eine Nahrungsaufnahme zwischen 12 Uhr mittags und 20 Uhr abends schien für Menschen mit Typ-2-Diabetes am besten geeignet, um Gewicht zu verlieren.4
Durch eine Gewichtsabnahme können eine womöglich gestörte Appetitkontrolle wiederhergestellt und chronische Entzündungen reduzieren werden. Damit verbessern sich gleichmehrere Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes.2
Und so wirkt sich Intervallfasten insgesamt bei Diabetes aus:3
Vorteile des Intervallfastens bei Diabetes im Überblick:
- die Körperzellen reagieren wieder besser auf Insulin
- es kommt zu einem geringeren Nüchternblutzucker
- der Cholesterinspiegel wird gesenkt
- der HbA1c-Wert (Langzeit-Blutzucker) wird gesenkt
- Entzündungswerte im Körper gehen zurück
- Gewicht wird reduziert
Welche Fastenform ist bei Diabetes geeignet?
Viele Menschen setzen auf die 16:8-Methode, bei der man 16 Stunden keine Kalorien zu sich nimmt, aber Wasser und ungesüßten Tee trinken darf und danach 8 Stunden normalen essen kann. Natürlich sollte man es dann nicht übertreiben. Eine gesunde, vollwertige Ernährung mit Obst und viel Gemüse und wenig hochkalorischen Lebensmitteln wie Fertiggerichten und Süßigkeiten ist auch beim Intervallfasten angebracht.
Auch für Menschen mit Diabetes ist diese Methode besser geeignet als komplette Fastentage einzuschieben. Denn zum einen liegt ein Großteil der 16 Stunden in der Nacht, wenn man schläft. So ist es einfacher aufs Essen zu verzichten, als wenn man einen ganzen Tag nichts oder nur sehr wenig zu sich nehmen darf. Zum anderen kann man sich besser auf diese Zeiten einstellen und seine Medikation anpassen, so wird die Gefahr einer Unterzuckerung reduziert.5
Achtung: Nicht auf eigene Faust fasten
Wer Diabetes hat, sollte nicht auf eigene Faust fasten, auch wenn es die 16:8-Methode ist. Denn je nach Diabetes-Medikament besteht das Risiko, in eine Unterzuckerung zu rutschen. Medikamente und deren Dosis müssen an Fastenintervalle angepasst werden. Vor allem, wer Insulin spritzt oder den Wirkstoff Sulfonylharnstoff einnimmt, ist gefährdet.3,5
Doch auch eine Hyperglykämie, also eine Überzuckerung, kann bei Intervallfasten auftreten, wenn die Dosis des Medikaments nicht gut eingestellt ist.5
Zudem ist auch eine Dehydration beim Fasten nicht ausgeschlossen. Beobachtet wurde die bei der Einnahme von SGT-2-Hemmerund/oder Diuretika, also entwässernde Medikamente. Daher sollten Sie immer auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme achten, besonders in der Zeit, in der Sie keine Nahrung zu sich nehmen dürfen. Denn häufig wird der Flüssigkeitsbedarf des Körpers auch über die Nahrung gedeckt. Denken Sie daran, über den Tag verteilt regelmäßig zu trinken, Wasser und ungesüßter Tee enthalten keine Kalorien und können daher auch in den Fastenstunden getrunken werden.3,5
Für wen ist Intervallfasten geeignet?
Wer seinen Diabetes und seinen Blutzucker gut kennt und im Griff hat, für den dürfte Fasten kein Problem sein – solange eine enge Absprache mit dem Diabetologen oder der Diabetologin besteht.
Wer Diabetes hat und viel Sport oder Leistungssport betreibt, sollte sich auf jeden Fall individuell durch die diabetologische Praxis und Ernährungsexperten beraten lassen, wie Intervallfasten in den Trainingsplan integriert werden kann.
Wenn Sie neben Diabetes noch weitere Erkrankungen, wie Herz- oder Nierenerkrankungen haben, sollten Sie auf jeden Fall Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin halten. Klären Sie ab, ob Intervallfasten für Sie möglich ist.3
Schwangere und Stillende sowie Kinder und ältere Menschen mit Diabetes sollten laut Empfehlungen von Medizinerinnen und Medizinern nicht fasten. Auch Menschen mit Immundefekten oder einer Immununterdrückenden Therapie sollten auf Fasten verzichten.3
Fasten mit Diabetes: So klappt‘s
Wenn Sie sich zum Intervallfasten entschließen, sollten Sie sich im Vorfeld in Ihrer diabetologischen Praxis beraten lassen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über Dosisanpassungen Ihrer Medikamente. Ganz wichtig ist eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle. Am besten mehrmals am Tag, damit Sie sehen, wie Ihr Blutzucker auf die veränderte Nahrungsaufnahme reagiert. Auch der HbA1C-Wert sollte engmaschig kontrolliert werden. Sprechen Sie sich auch während des Fastens eng mit Ihrem Behandlungsteam ab und rufen Sie sich noch einmal die Anzeichen für Unter- und Überzuckerung ins Gedächtnis.3,5
Wenn Sie diese Tipps befolgen, steht einem Intervallfasten nichts mehr im Weg. Vor allem die 16:8-Methode ist für Menschen mit Diabetes recht gut geeignet sowie umsetzbar und kann sich über längere Zeit sogar positiv auf Ihre Stoffwechsellage und damit auf den Diabetes auswirken.
Weitere Informationen, auch zum Intervallfasten, finden Sie in diesem Ratgeber der Shop Apotheke.
Referenzen:
- Charlot A, Hutt F, Sabatier E, Zoll J. Beneficial Effects of Early Time-Restricted Feeding on Metabolic Diseases: Importance of Aligning Food Habits with the Circadian Clock. Nutrients. 2021 Apr 22;13(5):1405. doi: 10.3390/nu13051405. PMID: 33921979; PMCID: PMC8143522. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8143522/ Stand: Abgerufen: 26.07.2023
- Albosta M, Bakke J. Intermittent fasting: is there a role in the treatment of diabetes? A review of the literature and guide for primary care physicians. Clin Diabetes Endocrinol. 2021 Feb 3;7(1):3. doi: 10.1186/s40842-020-00116-1. PMID: 33531076; PMCID: PMC7856758. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7856758/ Stand: Abgerufen: 26.07.2023
- Grajower M, Horns B. Clinical Management of Intermittent Fasting in Patients with Diabetes Mellitus. 2019 Apr; 11(4): 873. Published online 2019 Apr 18. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6521152/ Veröffentlicht: 18.04.2019. Abgerufen: 26.07.2023
- Ärzte-Zeitung. Typ-2-Diabetes: Erfolg mit zeitlich begrenzter Nahrungsaufnahme. https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Typ-2-Diabetes-Erfolg-mit-zeitlich-begrenzter-Nahrungsaufnahme-441469.html Veröffentlicht: 24.07.2023. Abgerufen: 27.07.2023
- National Institute of Diabetes, Digestive and Kidney Diseases. Fasting savely with diabetes. https://www.niddk.nih.gov/health-information/professionals/diabetes-discoveries-practice/fasting-safely-with-diabetes Stand: 26.08.2020. Abgerufen: 26.07.2023
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