Dank der antiretroviralen Therapie (ART) ist die Lebenserwartung von Menschen mit HIV und ohne HIV annähernd gleich hoch. Durch das höhere Lebensalter erhöht sich aber auch bei Ihnen das Risiko für andere altersbedingte Erkrankungen wie Diabetes Typ-2. Und auch einige HIV-Medikamente können das Risiko, einen Diabetes zu entwickeln, erhöhen.1
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die zu erhöhten Blutzuckerwerten führt. Die Ursachen für einen Diabetes sind entweder eine Mangel des Hormons Insulin oder eine verminderte Wirkung des Insulins.2 Unbehandelt kann dies zu Komplikationen an Nerven, Blutgefäßen und Organen führen.
Von einem Diabetes spricht man, wenn der Blutzuckerwerte am Morgen vor dem Frühstück (Nüchternblutzucker) wiederholt über 126mg/dl (>7mmol/l) liegen, der Blutzucker beim sogenannten Glukosetoleranztest (Glukose = Traubezucker) länger als 2 Stunden über 200ml/dl (>11,1 mmol/l) liegt oder der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) über 6,5 % beträgt.3
Diabetes ist eine schleichende Erkrankung. Anfangs spürt man nichts von dem erhöhten Blutzucker, doch mit der Zeit können sich folgende Symptome zeigen:4
Vermehrter Durst
Erhöhte Urinausscheidung
Müdigkeit
Schwäche, verminderter Antrieb
Gedächtnisverlust, Konzentrationsschwäche
Häufige Infekte
Schlecht heilende Wunden
Trockene Haut
Sehstörungen
Niedergeschlagenheit, Depression
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Auftreten von Diabetes begünstigen. Dazu gehören vor allem Übergewicht, ein höheres Alter, Rauchen und Bewegungsmangel. Auch wenn in der Familie schon Diabetes vorkommt, erhöht sich das das Risiko, selbst einen Diabetes zu entwickeln.5
HIV kann auch den Stoffwechsel beeinflussen. So können Entzündungen, die durch das Virus verursacht werden, auch die Funktion der Bauchspeicheldrüse und damit die Insulinproduktion und Insulinfunktion beeinträchtigen.1,6
Hinzu kommt, dass sich einige HIV-Medikamente negativ auf den Zuckerstoffwechsel auswirken können. Das kann zu einer Insulinresistenz führen, aus der sich über die Zeit ein Diabetes entwickeln kann.1,7
Weitere Faktoren, die bei Menschen mit HIV zu einem erhöhten Diabetes-Risiko führen können:1
Diabetes in der Familiengeschichte
Gewichtszunahme
höheres Lebensalter
Hepatitis C
Lipodystrophie, Veränderungen in der Körperfettverteilung, die bei einigen Menschen mit HIV- auftreten
Daher sollten Menschen mit HIV auch ihren Blutzuckerwert überprüfen lassen, bevor die Therapie beginnt, vor allem, wenn Risikofaktoren für Diabetes bekannt sind. So können die behandelnden Ärzte die passende Medikation auswählen.7
Und auch nach Beginn der Therapie ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig. So können Ihre Ärzte oder Ärztinnen rechtzeitig eingreifen und gegebenenfalls auch einen Wechsel der Medikamente vorschlagen.1,7
Entwickelt sich dennoch ein Diabetes, wird dieser mit Antidiabetika behandelt, die den Blutzucker senken.
Sie können selbst einiges dafür tun, damit sich Ihr Diabetes-Risiko minimiert. Dazu gehören vor allem:
Eine ausgewogene Ernährung: Versuchen Sie auf stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte und Süßigkeiten zu verzichten. Als gesund und ausgewogen gilt die sogenannte Mittelmeerkost mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Nüssen, hochwertigen Ölen, Fisch und wenig Fleisch sowie Milchprodukten.8
Verzicht auf kalorienreiche Getränke: Trinken Sie am besten Wasser, ungesüßte Tees oder Saft-Schorlen. Limonaden und Smoothies haben einen sehr hohen Zuckergehalt.1
Regelmäßige Bewegung: Die WHO empfiehlt eine moderate bis intensive Aktivität von 150 bis 300 Minuten pro Woche.9 Das erreichen Sie z.B., wenn Sie sich jeden Tag mindestens 30 Minuten bewegen. Wählen Sie dafür einen Sport, der Ihnen Spaß macht. Mitstreiter z.B. im Sportverein helfen, die guten Vorsätze umzusetzen.
Rauchstopp: Wer mit dem Rauchen aufhört (oder am besten gar nicht erst anfängt), reduziert nicht nur sein Diabetes-Risiko, sondern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.10
Übergewicht vermeiden: Übergewicht ist ein Risikofaktor für Diabetes. Versuchen Sie daher Ihr Gewicht möglichst im Normalbereich zu halten.1
Das alles klingt erst einmal anstrengend. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich an einen neuen, gesünderen Lebensstil.
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Referenzen
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Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Mittelmeer-Diät wirkt bei Diabetes mellitus Typ 2 besonders günstig. DGEInfo (4/2018) 53-55. https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaetetik/diabetes-mellitus/mittelmeer-diaet-diabetes/?L=0 Stand: 2018. Abgrufen: 03.05.2023
Deutsches Ärzteblatt. WHO gibt neue Aktivitätsempfehlungen heraus – „für die Gesundheit zählt jede Bewegung“. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/118657/WHO-gibt-neue-Aktivitaetsempfehlungen-heraus-fuer-die-Gesundheit-zaehlt-jede-Bewegung Stand: 26.11.2020. Abgerufen: 03.05.2023
rauchfrei! Rauchen und Diabetes. https://rauchfrei-info.de/informieren/rauchen-gesundheit/rauchen-und-diabetes/ Stand: 2023. Abgerufen: 03.05.2023
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