Die unterschiedlichen Symptome von MS

Die Art der Symptome ist abhängig davon, welcher Teil des Nervensystems durch die Multiple Sklerose geschädigt ist, die Schwere der-MS-Erkrankung ist von der Stärke der Schädigung abhängig. Krankheitsausprägung und -verlauf können bei verschiedenen Patienten also sehr unterschiedlich sein. Das gilt für den zeitlichen Verlauf wie für die Schwere und Ausprägung der einzelnen Symptome.
Unsichtbare und sichtbare Symptome der Multiplen Sklerose können MS Patienten in ihrer Eigenständigkeit und Handlungskompetenz stark beeinträchtigen und die Lebensqualität einschränken.
Die häufigsten Symptome der MS sind:
Ermüdbarkeit (Fatigue)
Taubheit und Kribbeln in Gliedmaßen
Muskelschwäche
Schwindel
Störungen der Sexualfunktion
Schmerzen
kognitive und emotionale Beeinträchtigungen
Gehprobleme und Spasmen
Sehstörungen
Blasen- und Darm Störungen
Weniger häufige Symptome sind:
Sprechschwierigkeiten
Zittern
Atemprobleme
Schluckbeschwerden
Die Symptome der Multiplen Sklerose (MS) können einzeln oder in Kombinationen auftreten. Die wenigsten MS-Patienten haben alle Symptome. Häufig beginnt die Erkrankung zuerst mit einem isolierten Symptom, einer Funktionsstörung des ZNS, dem sogenannten klinisch isolierten Symptom (CIS). Sehen wir uns die einzelnen, typischen Symptome der MS genauer an:
Das Gefühl einer extremen mentalen und physischen Ermüdung ist eines der häufigsten Symptome der multiplen Sklerose. Bis zu 90 % der MS-Patienten leiden darunter. Diese Ermüdbarkeit tritt unabhängig von körperlicher oder psychischer Belastung auf, nimmt im Laufe des Tages zu und kann Stunden, ja Tage andauern. Bei einer physischen Fatigue können die Gliedmaßen schwer und steif werden, der Betroffene möchte sich am liebsten sofort hinlegen. Die mentale Fatigue kann dazu führen, dass der Betroffene nur noch schwer Unterhaltungen folgen oder Wörter und Zahlen finden kann.
Auch Schmerzen sind ein häufiges Symptom der multiplen Sklerose, etwa 50 % der MS-Patienten berichten davon. Je nach Stärke belasten die Schmerzen natürlich das Alltagsleben, drücken die Stimmung und vermindern die Lebensqualität.
Die häufigsten Schmerzarten bei MS sind:
Kopfschmerzen
anhaltende brennende Schmerzen in den Gliedmaßen
krampfartig ziehende Schmerzen
Die Schmerzen können zum Beispiel durch eine Entzündung bestimmter Nerven, durch Krämpfe der Muskulatur sowie durch das sogenannte Lhermitte-Zeichen verursacht sein.
Das Lhermitte-Zeichen gilt als typisch für die MS. Bewegt der Patient seinen Kopf nach vorn, mit dem Kinn auf die Brust, empfindet er ein unangenehmes bis schmerzhaftes, oft als elektrisierend beschriebenes Gefühl in Armen, Rumpf oder Beinen. Das Lhermitte-Zeichen wird oft bei der MS gefunden, kann aber auch bei anderen Krankheiten auftreten.
Nicht jeder MS-Betroffene hat mit Blasen- oder Darmproblemen zu kämpfen, dennoch sind solche Symptome nicht ungewöhnlich und treten relativ häufig auf. So haben rund 75-90 % aller Patienten mit MS Probleme beim Wasserlassen.
Die häufigsten Blasenprobleme bei MS sind:
häufiger oder plötzlich auftretender Harndrang
ungewollte Blasenentleerung (Inkontinenz)
Probleme zu Beginn des Urinierens,
ein schwacher und unterbrochener Urinstrahl
unvollständige Blasenentleerung
Die häufigsten Darmprobleme bei MS sind:
Verstopfung (90 % der MS-Erkrankten)
Stuhlinkontinenz (70 % der MS-Erkrankten)
Ungefähr 80 Prozent der Frauen mit MS leiden irgendwann während des Krankheitsverlaufs an sexuellen Funktionsstörungen. Manche Frauen haben deswegen gar keinen Geschlechtsverkehr mehr, während andere berichten, dass der Geschlechtsverkehr für sie eher unbefriedigend verläuft.
Die sexuellen Probleme können direkt durch die neurologischen Schäden hervorgerufen werden, die die MS verursacht. Das heißt durch Schädigung der Nerven, die für die Sexualfunktionen notwendig sind. Die sexuellen Probleme können aber auch sekundär durch die MS-Symptome entstehen, wie Müdigkeit, Muskelschwäche, Schmerzen, Änderung des Hormonhaushalts etc.
Multiple Sklerose kann bei Frauen wie bei Männern zu folgenden Symptomen führen:
abnehmende Libido (geringeres sexuelles Begehren)
verringerte oder unangenehme Sinnesempfindung im Genitalbereich
Orgasmusprobleme
Sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen mit MS:
verminderte vaginale Befeuchtung
verminderte Muskelspannung der Vagina
vermindertes Anschwellen von Klitoris und Vagina
Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern mit MS:
Erektionsprobleme (erektile Dysfunktion)
verspätetes oder völliges Ausbleiben der Ejakulation
Taubheit und Kribbeln bestimmter Körperpartien ist das häufigste Symptom der multiplen Sklerose und tritt normalerweise in einem oder mehreren Gliedern auf. Normalerweise wachen MS-Patienten mit einem anormalen Gefühl in einer Extremität auf, das sich zum Rumpf hin ausbreitet und schlimmer wird – teilweise bis zum brennenden Schmerz.
Fast alle an MS erkrankten Personen entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Probleme mit dem Bewegungsapparat, dem Gleichgewicht oder der Koordination. Diese Symptome sind die häufigste Ursache für körperliche Behinderung bei Multipler Sklerose (MS) und können mit fortschreitender MS-Erkrankung oftmals zunehmen.
Im Einzelnen gehören dazu folgende Symptome:
Zittern (Tremor). Wenn der Betroffene zum Beispiel den Arm oder ein Bein gegen die Schwerkraft hält (Haltetremor). Oder das Zittern, das mit einer zielgerichteten Bewegung einhergeht, wenn der Patient z. B. nach einem Objekt greift (Intentionstremor). Dies kann jede Muskelgruppe betreffen: Arme, Beine, Rumpf, Kopf, Stimmbänder, Kiefer und Zunge.
Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie). Das ist eine Instabilität, die sowohl die Körperhaltung, das Gehen, die Augenbewegungen, als auch die Sprache (abgehackte Sprache) beeinträchtigen kann.
Schwindel (Vertigo)
Gefühlsstörungen, Taubheit und Kribbeln in der Haut
Muskelschwäche
Spannung oder Steifheit der Glieder
unwillkürliche Muskelanspannungen und Lähmungen („wie Blei an den Beinen“) (Spasmen)
Probleme beim Sehen sind ein häufiges Symptom der MS und oft auch das erste Anzeichen, das MS-Patienten bemerken. Folgende Symptome können bei Multipler Sklerose (MS) auftreten:
verschwommenes oder vernebeltes Sehen
Doppeltsehen
Entzündungen des Sehnervs (Optikusneuritis), was als zeitweilige Störung oder Minderung der Sehfähigkeit und als Schmerzen hinter dem Auge wahrgenommen wird
unwillkürliche, schnelle Augenbewegungen
vollständiger Sehverlust (selten und meist einseitig)
Normalerweise verschwinden diese Sehstörungen ganz oder teilweise innerhalb weniger Wochen. Es kommt eher selten vor, dass ein MS-Kranker vollständig blind wird. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass im Verlauf der MS-Erkrankung die Entzündung des Sehnervs in mehreren Phasen erneut auftritt – normalerweise jeweils einseitig.
Die Entzündung des Sehnervs kann zu einem großen, merkbaren blinden Fleck im Zentrum des Sehfeldes führen, das sogenannte Skotom. Bei einer Entzündung des Sehnervs kann auch die Bewegung der Augen zu Schmerzen oder Lichtblitzen und anderen optischen Symptomen führen.
Einige der verbreitetsten, aber nicht so offensichtlichen Symptome der MS, die MS-Patienten bemerken, sind Veränderungen im Denken und Fühlen. Diese Veränderungen können die Eigenwahrnehmung der MS-Patienten betreffen oder ihre kognitiven Funktionen. Für viele MS-Patienten stellt das die größte Herausforderung dar, vor die sie die Multiple Sklerose stellt.
Zur Kognition zählt man die höheren Hirnfunktionen, wie Denken, Gedächtnis, Problemlösung, etc.
Kognitive Funktionen sind bei etwa der Hälfte der MS-Patienten betroffen. Dazu gehören:
Gedächtnis, besonders das Kurzzeitgedächtnis
Aufmerksamkeit und Konzentration
Wortfindung
Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung
Problemlösung und abstraktes Denken
räumliches Sehen
Da die MS jeden Teil des Gehirns betreffen kann, kann auch fast jede kognitive Funktion beeinträchtigt sein. Und je nach Schwere der Erkrankung können die Symptome von fast nicht bemerkbar, bis zu einem Ausmaß reichen, die das Alltagsleben des MS-Patienten spürbar beeinträchtigt. Oft sind die Symptome in frühen Stadien der MS-Erkrankung mild, können sich aber im weiteren Krankheitsverlauf verschlimmern.
Hier sind nicht die emotionalen Reaktionen gemeint, die ein Patient zeigt, wenn ihm die Diagnose „Multiple Sklerose“ eröffnet wird, oder die er an den Tag legt, wenn er mit den Folgen der MS-Erkrankung zu leben lernt.
Folgende emotionale Veränderungen sind direkt durch die neurologischen Auswirkungen der MS verursacht:
Depression
Angststörungen
häufige Stimmungsschwankungen
unkontrollierbares und teilweise grundloses Lachen und/oder Weinen (eher selten)
Unter dem Uhthoff-Phänomen versteht man das deutliche Hervortreten der Symptome durch Temperaturerhöhung. Dieses Phänomen, das bei vielen MS-Patienten vorkommt, entsteht dadurch, dass Nervenfasern ohne Myelin sehr empfindlich auf kleinste Erhöhungen der Körpertemperatur reagieren. Die Nervenleitung wird verzögert oder sogar blockiert. Ursachen für eine solche Erhöhung der Körpertemperatur können zum Beispiel sein:
Sonnenbaden
Sport
heiße Bäder
emotionale Erregung
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