Wie können Nahrungsergänzungsmittel bei Rheuma unterstützen?

Wie können Nahrungsergänzungsmittel bei Rheuma unterstützen?

Im Rahmen der Rheuma-Therapie erfährt man viel über Medikamente und Wirkstoffe. Aber welche Rolle spielt Nahrungsergänzung? Wir erklären, welche ergänzenden Behandlungen eine wichtige Rolle bei Rheuma spielen, weshalb schon die Ursprünge des Wirkstoffs Methotrexat die Bedeutung einer Folsäure-Ergänzung deutlich machten, und warum bei fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin D auf jeden Fall die Einnahme mit dem Arzt abgeklärt sein sollte.

Beginnen Patienten eine Methotrexat-Therapie zur Behandlung einer rheumatischen Erkrankung, erhalten sie typischerweise auch gleichzeitig eine Verschreibung für Folsäure oder Folinsäure. Warum?

Methotrexat, kurz MTX, wurde ursprünglich 1948 als ein Gegenspieler zu Folsäure entwickelt – dies stört das schnelle Wachstum von Zellen und konnte so gezielt in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. Forscher stellten schließlich fest, dass MTX auch einen Effekt auf das Gewebe der Gelenke hatte. Als Rheuma-Medikament ist MTX inzwischen beinahe unübertroffen und wird als Basismedikation meist als eines der ersten Mittel und auch mit vielen neueren Wirkstoffen kombiniert gegeben. Die entzündungshemmenden Effekte von MTX kommen durch einen ganz anderen Mechanismus als über die Folsäure zustande. Die Wirkung auf Folsäure ist allerdings als Ursache für eine Reihe von möglichen Nebenwirkungen von MTX weiterhin relevant. 1

Diese Nebenwirkungen werden daher durch eine Nahrungsergänzung mit Folsäure effektiv behandelt, wie man in den Studien herausfand. In einer Übersichtsanalyse über 7 Studien mit 709 Patienten zeigte sich ein sehr einheitliches Bild zur Wirkung der Folsäure-Ergänzung bei einer MTX-Therapie. Rheuma-Patienten in Behandlung mit Methotrexat hatten seltener bestimmte gesundheitliche Probleme, wenn sie begleitend Folsäure als Nahrungsergänzung einnahmen:

  • Erhöhte Transaminasen (sogenannte Leberwerte)
  • Nebenwirkungen des Verdauungstrakts wie Übelkeit und Erbrechen

Die Folsäure-Ergänzung unterstützte auch die konsequente MTX-Therapie: Weniger Patienten mit Folsäure brachen die Behandlung ab als in Patientengruppen, die keine ergänzende Folsäure erhielten. Studien mit hochdosierter (ab 25 mg pro Woche) und niedrigdosierter Folsäure (bis 10 mg pro Woche) zeigten dagegen keine Unterschiede in Wirksamkeit und Verträglichkeit der MTX-Therapie.2

Die Methotrexat-Behandlung sollte demnach standardmäßig von einer Nahrungsergänzung mit Folsäure (oder Folinsäure) begleitet werden, um das Risiko für Nebenwirkungen zu senken.

Bessere Verträglichkeit der Methotrexat-Therapie mit Nahrungsergänzung mit Folsäure

Neben Folsäure spielen aber auch weitere Nahrungsergänzungsmittel bei Rheuma eine Rolle. So werden Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D inzwischen als bedeutsam bei rheumatischen Autoimmunerkrankungen angesehen. Betroffene weisen tatsächlich häufig einen Vitamin D-Mangel auf. 3

Welche Rolle solche Nahrungsergänzungen bei Rheuma spielen können, untersuchten Forscher in Schweden. Sie befragten 727 Patienten mit einer frühen Rheuma-Erkrankung zu ihrer Ernährung und daraus abgeleitet ihrer Vitamin D-, Omega-3-Fettsäuren und Folsäure-Zufuhr. Diese Informationen verglichen die Forscher mit den Behandlungseffekten nach 3 Monaten der Therapie mit einer krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Medikation.

Dabei zeigte sich, dass die Patienten, die im Jahr vor Behandlungsbeginn mehr Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren mit ihrer Nahrung aufgenommen hatten, bessere Behandlungsergebnisse hatten als andere Patienten. Folsäure schien dagegen keinen direkten Einfluss auf den Behandlungserfolg zu haben, ist demnach also vor allem wichtig, um die Nebenwirkungen der MTX-Therapie abzumildern.4

Die Nahrungsergänzung mit Vitamin D wird tatsächlich bereits, meist in wöchentlich hoch-dosierter Form, vom rheumatologischen Facharzt verschrieben. Die regelmäßigen Blutuntersuchungen in der Praxis sollen dabei unter anderem sicherstellen, dass das Vitamin nicht überdosiert wird. Fettlösliche Vitamine wie Vitamin D können nämlich nicht einfach vom Körper abgegeben werden und reichern sich an. Dies kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Daher ist bei Nahrungsergänzung mit Vitamin D auf jeden Fall eine ärztliche Beratung empfohlen.

Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D: Anerkannt sinnvoll bei Rheuma

Die Forschungsübersicht der letzten Jahre zeigte darüber hinaus auch, dass sogenannter oxidativer Stress ein wichtiger Aspekt bei rheumatischen Erkrankungen ist. Ob man diesen aber mit antioxidativer Nahrungsergänzung wirksam reduzieren kann, ist bislang bei Rheuma nicht ganz klar und wird vor allem für Substanzen wie Quercetin, Ubiquinon und Resveratrol vermutet. Einzelne antioxidative Substanzen wurden jedoch bisher kaum detailliert bei Rheuma untersucht – weitere Forschung ist also zu erhoffen.5

Es gibt also gute Gründe, bei Rheuma Nahrungsergänzungen einzunehmen. Bei einer MTX-Therapie gehört die Ergänzung mit Folsäure zur Standardbehandlung dazu. Wenn noch keine Folsäure verschrieben wurde, sollte dies also mit dem Arzt oder Apotheker besprochen werden, um die Verträglichkeit der Therapie zu verbessern. Darüber hinaus ist ein Mangel an Vitamin D bei Rheuma-Patienten bekannt und wird meist ebenfalls durch eine ärztliche Verschreibung ausgeglichen und regelmäßig im Blutbild überprüft. Omega-3-Fettsäuren wurden ebenfalls als hilfreich bei Rheuma bestätigt.

Referenzen  

1. Chan ES, Cronstein BN. Molecular action of methotrexate in inflammatory diseases. Arthritis Res. 2002;4(4):266-73. doi: 10.1186/ar419. Epub 2002 Mar 19. PMID: 12106498; PMCID: PMC128935. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12106498/

2. Liu L, Liu S, Wang C, Guan W, Zhang Y, Hu W, Zhang L, He Y, Lu J, Li T, Liu X, Xuan Y, Wang P. Folate Supplementation for Methotrexate Therapy in Patients With Rheumatoid Arthritis: A Systematic Review. J Clin Rheumatol. 2019 Aug;25(5):197-202. doi: 10.1097/RHU.0000000000000810. PMID: 29975207. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29975207/

3. Philippou E, Petersson SD, Rodomar C, Nikiphorou E. Rheumatoid arthritis and dietary interventions: systematic review of clinical trials. Nutr Rev. 2021 Mar 9;79(4):410-428. doi: 10.1093/nutrit/nuaa033. PMID: 32585000. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32585000/

4. Lourdudoss C, Wolk A, Nise L, Alfredsson L, Vollenhoven RV. Are dietary vitamin D, omega-3 fatty acids and folate associated with treatment results in patients with early rheumatoid arthritis? Data from a Swedish population-based prospective study. BMJ Open. 2017 Jun 10;7(6):e016154. doi: 10.1136/bmjopen-2017-016154. PMID: 28601838; PMCID: PMC5541601. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28601838/

5. Nelson J, Sjöblom H, Gjertsson I, Ulven SM, Lindqvist HM, Bärebring L. Do Interventions with Diet or Dietary Supplements Reduce the Disease Activity Score in Rheumatoid Arthritis? A Systematic Review of Randomized Controlled Trials. Nutrients. 2020 Sep 29;12(10):2991. doi: 10.3390/nu12102991. PMID: 33003645; PMCID: PMC7600426. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33003645/

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