Anämie – Symptome und Ursachen

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Es gibt viele unterschiedliche Faktoren, die zu einer Anämie (umgangssprachlich auch Blutarmut) führen können, meist ist die Ursache jedoch ein Eisenmangel. Bei einer Anämie handelt es sich um eine Sammlung an Symptomen; sie kann verschiedene Ursachen haben und stellt keine eigenständige Erkrankung dar. Daher sollte eine Anämie ärztlich abgeklärt werden, um sie angemessen zu behandeln. Ein Eisenmangel lässt sich dabei oft sogar nur mit einer Ernährungsumstellung beheben.
Was ist eine Anämie?
Auch wenn Anämie umgangssprachlich auch Blutarmut genannt wird, handelt es sich dabei nur um einen Mangel bestimmter Blutbestandteile, hauptsächlich der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin). In Europa leiden etwa 10 % aller Menschen unter einer Anämie – Frauen sind jedoch häufiger anämisch als Männer. In Deutschland sind es zwischen 5 und 19 % im Vergleich zu nur etwa 1,5 % der Männer. Außerdem werden Anämien im Alter häufiger.
Was sind mögliche Symptome einer Anämie?

Unabhängig von der Ursache gibt es typische Anämie-Symptome, die bei allen Anämien auftreten können:
- Allgemeine Müdigkeit und Schwäche
- Konzentrationsstörungen und verminderte Leistungsfähigkeit
- Atemnot/Kurzatmigkeit bei Anstrengung
- Blässe
- Erhöhte Herzfrequenz
Sollte die Anämie auf einem Eisenmangel basieren, kommen noch weitere mögliche Symptome hinzu, hauptsächlich brüchige Fingernägel, Haarausfall, eingerissene Mundwinkel und entzündete Schleimhäute. Auch wenn in vielen Fällen hinter einer Anämie ein Eisenmangel steckt, sollten Betroffene trotzdem einen Arzt aufsuchen, um andere Erkrankungen als mögliche Ursache ausschließen zu lassen.
Wie entsteht eine Anämie?
Eine Anämie kann drei verschiedene Ursachen haben: Blutverlust, zu geringe Produktion oder zu schneller Abbau der roten Blutkörperchen. In mindestens 50 % der Fälle ist die Ursache einer Anämie jedoch ein Eisenmangel, aufgrund dessen nicht mehr so viele rote Blutkörperchen produziert werden können wie benötigt werden. In diesem Fall spricht man von einer Eisenmangelanämie.
Die roten Blutkörperchen enthalten Hämoglobin, das als einen wichtigen Bestandteil Eisen enthält. Dadurch erhält das Blut seine rote Farbe. In den roten Blutkörperchen bindet Hämoglobin Sauerstoff, den diese so durch den Körper transportieren können. Deshalb zeigt sich eine Anämie auch durch die typischen Symptome eines verringerten Sauerstofftransports durch den Körper.
Mögliche Gründe für eine verringerte Eisenaufnahme gibt es viele, zum Beispiel:
- Diäten
- Essstörungen oder Unterernährung
- streng vegetarische/vegane Ernährung (wenn das Eisen aus tierischen Produkten nicht durch ausreichend eisenhaltige pflanzliche Lebensmittel ersetzt wird)
- Magenschleimhautentzündungen
- Zöliakie, chronisch entzündliche Darmerkrankungen (zum Beispiel Morbus Crohn)
- Dauertherapie mit Mitteln gegen Sodbrennen (Antazida)
- Magenentfernung (Gastrektomie)
- Parasitenbefall im Darm (in den Entwicklungsländern sind Hakenwurm-Infektionen eine häufige Ursache)
- Aluminiumintoxikation
Neben einer zu geringen Eisenaufnahme gibt es aber noch andere Gründe für eine Anämie, darunter:
- starke oder chronische Blutungen (z. B. aufgrund sehr starker Menstruationsblutungen oder eines Magengeschwürs)
- bestimmte Erkrankungen von Leber, Nieren oder Knochenmark
- chronische Nierenerkrankung
- Entzündungen (Infektionen, Autoimmunerkrankungen)
- Tumoren
- Mangel an Folsäure, Vitamin B12 oder Kupfer
- erbliche Krankheiten, bei denen es zu einer fehlerhaften Hämoglobin-Bildung kommt
- in seltenen Fällen Medikamente
- Bleivergiftung
- eine Schwangerschaft, da Schwangere das ungeborene Kind mitversorgen müssen und die Anzahl der roten Blutkörperchen nicht so stark zunimmt.
Wie wird eine Anämie festgestellt?
Wenn der Verdacht auf eine Anämie besteht, kann mittels einer Blutuntersuchung zunächst abgeklärt werden, ob die Konzentration von Hämoglobin und der roten Blutkörperchen zu niedrig ist. Um verschiedene Ursachen für die Anämie auszuschließen, werden dann weitere Werte bestimmt – beispielsweise Erythropoetin (ein körpereigenes Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt), das bei einer nierenbedingten Anämie unter dem Normwert liegt.
Eine Eisenmangelanämie liegt vor, wenn die Hämoglobinkonzentration eisenmangelbedingt unter den alters- bzw. geschlechtsspezifischen Normwert absinkt. Dieser beträgt nach WHO zwischen 12 – 16 g/dl für Frauen und 14 - 18 g/dl für Männer.
Da Schwangere im Verlauf der Schwangerschaft ein höheres Blutvolumen bekommen, gilt für sie ein etwas niedrigerer Hämoglobin-Grenzwert um 11 g/dl herum ähnlich dem für Säuglinge und Kleinkinder bis sechs Jahre. Der Eisenbedarf ist während der Schwangerschaft jedoch erhöht und eine Anämie birgt Risiken für Schwangere und Kind. Um dem entgegenzuwirken, werden häufig nicht nur Folsäure- sondern auch Eisenpräparate verschrieben.
Wie wird eine Anämie behandelt?
Die Therapie bei einer Anämie hängt von ihrer Ursache ab. Bei akutem Blutverlust wird zuallererst die Blutung gestoppt und bei akuter und sehr starker Anämie wird teils eine Bluttransfusion vorgenommen. In den meisten Fällen handelt es sich aber um eine chronische Form der Anämie. In solchen Fällen wird nach der Abklärung der Ursache eine Behandlung für die entsprechende Erkrankung eingeleitet.
Bei einem Vitamin- oder Eisenmangel kann eine Ernährungsumstellung helfen. Zur Unterstützung werden häufig auch Eisenpräparate in Tabletten-, Saft- oder Kapselform verschrieben. Bei einer Unverträglichkeit gegenüber diesen Präparaten oder einer gestörten Eisenaufnahme setzt man oft auf eine parenterale Therapie, bei der die Präparate vom Arzt injiziert werden, um die Aufnahme im Darm zu umgehen. Bei einer übermäßig starken Periode als Ursache für den Eisenmangel gibt es ebenfalls verschiedene Therapieoptionen wie die Hormonspirale, um die Blutungsstärke zu verringern.
Was können Sie selbst bei einer Anämie tun?
Wenn die Anämie andere Gründe als einen Eisenmangel hat, liegt die Therapie in der Hand des Arztes. Bei einer leichten Eisenmangelanämie ist es jedoch durchaus möglich, die eigene Ernährung anzupassen und dem Mangel so entgegenzuwirken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Eisenaufnahme von 10 bis 15 mg/Tag für Jugendliche und Erwachsene. Für schwangere Frauen werden 30 mg/Tag empfohlen, nach der Geburt zum Ausgleich der Verluste während der Schwangerschaft und während der Stillzeit sind es 20 mg/Tag. Für Kinder werden zwischen 8 und 10 mg Eisen pro Tag empfohlen.
Generell enthält Fleisch (insbesondere Leber) am meisten Eisen. Außerdem kann der Körper Eisen aus tierischen Produkten einfacher aufnehmen als solches aus pflanzlicher Nahrung. Trotzdem lässt sich der Eisenbedarf der meisten Menschen auch mit rein pflanzlicher Nahrung decken. Pflanzliche Lebensmittel mit hohem Eisengehalt sind zum Beispiel:
- Haferflocken, Amaranth, Quinoa, Hirse
- Vollkornbrot
- Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Bohnen, Erbsen) und Tofu
- getrocknete Aprikosen, getrocknete Pflaumen
- Grünes Blattgemüse wie Spinat, Mangold, Grünkohl und Rucola
- Nüsse wie Pistazien, Mandeln, Haselnüsse und Cashew-Kerne
- Samen wie Kürbiskerne, Sesam, Leinsamen
Schwarzwurzeln, Pfifferlinge
Bestimmte Lebensmittel hemmen die Aufnahme von Eisen im Darm. Dazu zählen:
- Kaffee, Rotwein, grüner und schwarzer Tee
- Getreide, Reis, Soja, Nüsse, Hülsenfrüchte
- Gemüse, Hülsenfrüchte
- Milch, Käse (Galactane und Calcium)
- Cola (Phosphat)
- Rhabarber, Spinat (Oxalsäure)
Teilweise werden die Stoffe, die die Eisenaufnahme beeinträchtigen aber beim Kochen (Spinat) oder Einweichen (Hülsenfrüchte) zerstört, weshalb gekochter Spinat und eingeweichte Hülsenfrüchte trotzdemEisenlieferanten sind. Das gilt jedoch nicht für alle dieser Lebensmittel. Deshalb wird empfohlen, eisenhaltige Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel mit einem zeitlichen Abstand von Tee und Kaffee zu sich zu nehmen.
Vitamin C fördert außerdem die Eisenaufnahme im Darm, weshalb es hilfreich ist, gleichzeitig mit den eisenhaltigen Lebensmitteln beispielsweise Orangensaft, Broccoli oder rote Paprika zu sich zu nehmen. Zusätzlich sorgt ein niedriger Eisenspiegel an sich dafür, dass der Körper mehr Eisen aufnimmt.
Generell sind die Symptome einer Anämie sehr unspezifisch und die Anämie kann ein harmlose aber auch behandlungsbedürftige Ursachen haben. Daher sollten Betroffene zur Abklärung auf jeden Fall ärztlichen Rat suchen.
Veröffentlicht am: 10.06.2025
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Quellen
[1]: Pschyrembel: Anämie (Stand: 6/2020). https://www.pschyrembel.de/an%C3%A4mie/K029K/doc/
[2]: S1-Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH): Eisenmangelanämie (Stand: 10/2021). https://register.awmf.org/assets/guidelines/025-021l_S1_Eisenmangelanaemie_2021-11.pdf
[3] WHO: Nutritional anaemias: tools for effective prevention and control (2017). https://apps.who.int/iris/rest/bitstreams/1091289/retrieve
[4]: Gesundheitsinformation.de: Wie lässt sich eine zu starke Regelblutung behandeln? (Stand:05/2021), unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-laesst-sich-eine-zu-starke-regelblutung-behandeln.html
[5]: Gesundheitsinformation.de, Wie kann ich meinen Eisenbedarf decken? (Stand: 09/2022). https://www.gesundheitsinformation.de/wie-kann-ich-meinen-eisenbedarf-decken.html
[6]: Bundesinstitut für Risikobewertung: Höchstmengenvorschläge für Eisen in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-eisen-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf
[7]: Amboss, Eisenmangel (Stand: 1/2023). https://www.amboss.com/de/wissen/Eisenmangel/
[8]: Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO): Eisenmangel und Eisenmangelanämie (Stand 7/2022). https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/eisenmangel-und-eisenmangelanaemie/@@guideline/html/index.html#ID0EKKAC
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