Autismus - Symptome und Therapie

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Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die soziale Interaktion, Kommunikation und Wahrnehmung beeinträchtigt. Betroffene zeigen oft stereotype Verhaltensmuster und intensive Interessen. Das Autismus-Spektrum umfasst verschiedene Formen wie frühkindlichen Autismus und Asperger-Syndrom, die sich in Schweregrad und Fähigkeiten unterscheiden. Die Ursachen sind komplex und beinhalten genetische, neurologische und Darm-Hirn-Achsen-Faktoren. Diagnosen erfolgen über Beobachtung, Tests und bildgebende Verfahren. Die Therapie ist individuell, umfasst soziale Förderung, Sprachtherapie und bei Bedarf Medikamente. Frühzeitige Diagnose und Unterstützung verbessern Lebensqualität und Integration.
Was ist Autismus?
Autismus bezeichnet eine Bandbreite von tiefgreifenden neurologischen Entwicklungsstörungen des Gehirns. Aufgrund dieser Störungen zeigen die Betroffenen unterschiedliche Beeinträchtigungen in sozialen Beziehungen, Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung sowie der Sprache und der Kommunikation. Bei vielen kommt es außerdem zu gleichbleibenden und sich nach festem Schema wiederholenden Verhaltensmustern, Interessen und Aktivitäten.
Die Autismus-Spektrum-Störung betrifft knapp ein Prozent der Bevölkerung und betrifft Männer dreimal häufiger als Frauen. Sie wird als Autismus-Spektrum-Störung bezeichnet, da die Art, die Ausprägung und der Schweregrad individuell unterschiedlich verlaufen kann. Daher lässt sie sich in unterschiedliche Formen unterteilen:
- den frühkindlichen Autismus
- das Asperger-Syndrom
- den atypischen Autismus
- sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen
Vor allem der frühkindliche und atypische Autismus gehen häufig mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz und einer gestörten Sprachentwicklung einher. Im Gegensatz dazu sind Asperger-Autisten normal- oder hochbegabt und besitzen meist eine Begabung in einem speziellen Bereich (Inselbegabung) sowie ein hohes Sprachvermögen.
Was sind Symptome von Autismus?

Betroffene, die an einer Erkrankung aus der Autismus-Spektrum-Störung leiden, besitzen häufig ein beeinträchtigtes Sozialleben. Dieses Kernsymptom spiegelt sich sowohl in der Menge der sozialen Interaktion und Kommunikation als auch in weiteren Bereichen wider. Dazu gehören:
- Beeinträchtigung in der Mimik und Gestik sowie im Blickkontakt
- Mangel an Freude oder Interesse, die eigenen Erfolge mit Mitmenschen zu teilen
- Unfähigkeit eine Beziehung zu Gleichaltrigen aufzubauen
- Beeinträchtigungen, ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen
- Stereotypischer und wiederholender Gebrauch von Sprache (wie beispielsweise die zwanghafte Wiederholung von Gehörtem)
Neben der sozialen und kommunikativen Beeinträchtigung zeigen Autisten zwei weitere Kernsymptome auf: eine auffallend intensive Beschäftigung mit einem spezifischen Interessenbereich sowie das starre Festhalten an bestimmten Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Diese werden von Außenstehenden oftmals als sich ständig wiederholend (repetitiv) und nach einem festen Schema wiederkehrend (stereotypisch) wahrgenommen.
Ein Begleitsymptom des Autismus sind sogenannte motorische Manierismen. Dabei kommt es zu schnellen Bewegungen und Biegen der Hände und Finger sowie komplexen Bewegungen des ganzen Körpers. Auch kann eine Autismus-Spektrum-Störung von psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Angstzuständen, Zwangsstörungen oder aggressivem Verhalten begleitet werden.
Charakteristisch für den frühkindlichen Autismus ist außerdem, dass sich dieser bereits ab der Geburt zeigt. Der atypische und Asperger-Autismus dagegen treten typischerweise ab dem dritten Lebensjahr auf. Bei den betroffenen Kindern kommt es dadurch auch zu einer verzögerten Entwicklung. Außerdem zeigen Betroffene oft ein kindliches und entwicklungsverzögertes Verhalten, obwohl ihre Intelligenz durchaus ihrem Alter entspricht oder in Teilen überdurchschnittlich ist.
Wie entsteht Autismus?
Die genaue Ursache der Autismus-Spektrum-Störung ist weiterhin nicht abschließend geklärt. Neuere Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass mehrere Faktoren zusammenwirken:
- strong>Genetik und Gehirnentwicklung: Mithilfe von Hirnorganoiden – also miniaturisierten, im Labor gezüchteten Gehirnmodellen – konnten genetische Veränderungen identifiziert werden, die mit Autismus in Zusammenhang stehen. Außerdem deuten Studien darauf hin, dass Mutationen in der mitochondrialen DNA eine Rolle spielen könnten.
- Neurowissenschaftliche Entdeckungen: Deutsche Forschungen haben gezeigt, dass die visuelle Wahrnehmung bei Autisten mit einer kleinen Gehirnstruktur, dem magnozellulären lateralen Kniehöcker, zusammenhängt. Diese Unterschiede können typische Wahrnehmungsbesonderheiten erklären.
- Darm-Hirn-Achse: Es gibt zunehmend Hinweise, dass das Darmmikrobiom die Ausprägung von Autismus beeinflusst. Veränderungen der Darmflora können Neurotransmitter wie Serotonin beeinflussen, was wiederum Verhalten und Gehirnfunktion beeinträchtigt. Erste Therapieversuche mit Ernährung und Probiotika zeigen vielversprechende Ansätze.
- Epigenetik: Modifikationen der Genaktivität (ohne Änderung der DNA) – insbesondere in der Serotonin-Signalübertragung – könnten eine Rolle bei der Entstehung von Autismus spielen und eröffnen neue Diagnose- und Therapieperspektiven.
Umweltfaktoren scheinen bei der Entstehung des Autismus eine untergeordnete Rolle zu spielen, jedoch besitzen diese einen Einfluss auf die Symptomausprägung und Begleiterscheinungen. Mögliche beeinflussende Faktoren stellen dabei die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) während einer Schwangerschaft, das Alter der Schwangeren sowie Komplikationen bei der Geburt dar.
Neben diesen Faktoren diskutieren Forscher auch Veränderungen, die entweder die Funktion oder die Struktur (Anatomie) des Gehirns betreffen. Dabei wurde bei Säuglingen mit hohem familiären Autismus-Risiko eine Vergrößerung des Gehirns mit einem später auftretenden Autismus in Zusammenhang gebracht. Weitere Theorien über Veränderungen des Gehirns werden momentan erforscht, konnten jedoch noch nicht bestätigt werden.
Es liegen in einzelnen Ländern keine genauen Daten für die Häufigkeit der Autismus-Spektrum-Störungen vor. Aufgrund von Erhebungen in Europa sind diese Zahlen vermerkt:
Alle Autismus-Spektrum-Störungen: 6-7 Erkrankte pro 1000 Personen
Frühkindlicher Autismus: 1,3-2,2 Erkrankte pro 1000 Personen
Asperger-Autismus: 1-3 Erkrankungen pro 1000 Personen
Andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen: 3,3 Erkrankungen pro 1000 Personen
Wie häufig ist Autismus?
Es liegen in einzelnen Ländern keine genauen Daten für die Häufigkeit der Autismus-Spektrum-Störungen vor. Aufgrund von Erhebungen in Europa sind diese Zahlen vermerkt:
- Alle Autismus-Spektrum-Störungen: 6–7 Erkrankte pro 1000 Personen
- Frühkindlicher Autismus: 1,3–2,2 Erkrankte pro 1000 Personen
- Asperger-Autismus: 1–3 Erkrankungen pro 1000 Personen
- Andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen: 3,3 Erkrankungen pro 1000 Personen
Wie wird Autismus erkannt?
Die Früherkennung von Autismus ist erschwert, da es aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen der Erkrankung bisher kein eindeutig kennzeichnendes Verhaltensmerkmal der Autismus-Spektrum-Störung gibt. Jedoch können spezielle Verhaltensmuster einen Verdacht auf Autismus liefern.
Um diesem nachzugehen, führt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin zunächst eine Befragung zu Auffälligkeiten im Sozialleben sowie Beeinträchtigungen in der Kommunikation durch (Anamnese). Dabei verwendet der Arzt oder die Ärztin festgelegte klinische Diagnosekriterien. Auch liefern psychologische Testverfahren durch einen spezialisierten Facharzt oder Fachärztin (Kinderpsychiater, Kinderpsychologe) einen Aufschluss auf die Erkrankung. Diese bestehen aus standardisierten Autismus-Fragebögen und Beobachtungsverfahren. Außerdem kommt meist die Diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störungen (ADOS) zum Einsatz.
Häufig setzt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin auch bildgebende Verfahren ein, um die Diagnose zu sichern. Mithilfe der Elektroenzephalographie (EEG) wird die Aktivität des Gehirns in einem Graphen dargestellt. Dieses Verfahren erlaubt es, Auffälligkeiten schon im ersten Lebensjahr nachzuweisen. Weiterhin kann der Arzt oder die Ärztin die Magnetresonanztomographie (MRT) einsetzen, welche eine überdurchschnittliche Vergrößerung des Gehirnvolumens sichtbar macht. Diese wird von Wissenschaftlern im Zusammenhang mit einer Autismus-Spektrum-Störung vermutet.
Zusätzlich setzt der Arzt oder die Ärztin bei kleinen Kindern verschiedene Seh- und Hörtests ein, um andere Erkrankungen für die Beeinträchtigung der Kommunikation auszuschließen. Ergänzend entwickeln sich derzeit automatisierte Diagnosetools, die auf Basis von Verhaltensdaten und medizinischen Informationen die Erkennung von Autismus frühzeitiger und genauer machen könnten. Diese digitalen Hilfsmittel sind vielversprechend, werden aber noch erforscht.
Wie wird Autismus behandelt?
Da die Autismus-Spektrum-Störung bei jedem Patienten unterschiedlich verläuft, wird auch die Therapie individuell angepasst. Einige Patienten mit einer milden Verlaufsform erfahren durch ihr soziales Umfeld ausreichend Unterstützung, sodass eine Behandlung nicht notwendig ist.
Sind bei betroffenen Kindern aufgrund des Autismus Entwicklungsstörungen zu erkennen oder leiden die Betroffenen darunter, können verhaltensorientierte Behandlungsmethoden sinnvoll sein. Diese sind speziell für die Behandlung von Menschen mit Autismus entworfen und verfolgen u.a. die Ziele:
- Erlernen sozialer Kompetenzen
- Erlernen von Empathie und Verständnis von Gestiken
- Förderung der Kontaktbereitschaft und Selbstständigkeit
- Fördern des Sprachverständnisses und Sprechens
Diese Form der Therapie hilft den Betroffenen ihre Krankheit besser zu verstehen und im Alltag damit umzugehen. Während der Behandlung des frühkindlichen Autismus erlernen die betroffenen Kinder neben sozialen Fähigkeiten auch ihre Wahrnehmung zu schulen und auf wichtige Informationen zu lenken. Weiterhin kann der Besuch einer Sprachschule (Logopädie) vor allem für kleinere Kinder wichtig sein, um das aktive Sprechen zu fördern. Auch können Angehörige in die Therapie einbezogen werden, um die Erkrankten zu unterstützen und die soziale Interaktion zu verbessern.
Neuere Forschungen zeigen, dass auch das Darmmikrobiom eine bedeutende Rolle in der Ausprägung von Autismus spielen kann. Die gezielte Modulation des Mikrobioms mittels Probiotika, Präbiotika oder speziellen Diäten hat in ersten Studien positive Effekte auf soziale und kommunikative Symptome gezeigt. Diese Ansätze ergänzen verhaltensorientierte Therapien und eröffnen neue Behandlungsmöglichkeiten. Zudem werden in Deutschland zunehmend digitale Therapieformen wie Virtual-Reality-Trainings eingesetzt, die spielerisch soziale Kompetenzen und Kommunikationsfähigkeiten fördern. Diese multimodalen Therapieansätze kombinieren Verhaltenstherapie mit sensorischer Integration, Ergotherapie und Familieneinbindung, um die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu verbessern.
Wird der Autismus von Begleiterkrankungen, wie Depressionen, aggressivem Verhalten oder Angstzuständen begleitet, verschreibt der behandelnde Arzt oftmals Medikamente. Diese werden als Psychopharmaka bezeichnet und haben einen positiven Einfluss auf verschiedene Funktionen des Gehirns.
Was können Sie selbst bei Autismus tun?
Zeigen kleine Kinder Anzeichen einer Autismus-Spektrum-Störung ist es empfehlenswert möglichst früh einen spezialisierten Facharzt bzw. Fachärztin/strong> oder eine interdisziplinäre Frühförderstelle aufzusuchen. Dort können durch spezialisierte Tests und standardisierte Beobachtungsverfahren eine sichere Diagnose gestellt und andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Moderne digitale Diagnosehilfen unterstützen zunehmend die Früherkennung. Durch frühzeitige Förderung und Therapie lernen Kinder aktiv sprechen und verlieren die Scheu vor sozialen Interaktionen. Auch ist für Eltern von Kindern aus dem autistischen Spektrum der Austausch in Selbsthilfegruppen hilfreich, um die Erkrankung besser zu verstehen. Ergänzend gewinnen Familiencoachings und spezialisierte Beratungen zunehmend an Bedeutung. Betroffene im Erwachsenenalter finden in Selbsthilfegruppen nicht nur einen Ort zum Austausch, sondern auch Unterstützung zur Förderung des Sprachverständnisses und der sozialen Interaktion. Ein strukturierter Tagesablauf mit klaren Ritualen ist weiterhin eine wichtige Hilfe, um Sicherheit und Orientierung im Alltag zu schaffen.
Veröffentlicht am: 28.07.2023
Letzte Aktualisierung: 30.07.2025
Quellen
[1]: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Autismus-Spektrum-Störung (Stand 02.2022). https://www.pschyrembel.de/Autismus-Spektrum-Störung/K015P
[2]: Amboss. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (Stand 08.11.2021). https://www.amboss.com/de/wissen/tiefgreifende-entwicklungsstorungen
[3]: Bosl et al., 2018. EEG Analytics for Early Detection of Autism Spectrum Disorder: A data-driven approach. Scientific Reports. https://www.nature.com/articles/s41598-018-24318-x
[4]: Hazlett et al., 2017. Early brain development in infants at high risk for autism spectrum disorder. Nature. https://www.nature.com/articles/nature21369.epdf?referrer_access_token=uhPINIDpoVAHXRcFiMGEQNRgN0jAjWel9jnR3ZoTv0OeH44xPhiK31x0qkFEsW5dSPogFaxDlJFg2-LRlHdhA2TF6gXJws4hd084TAAiIQqaS74L3Et3Bx_nt0nYO5Y9QWuGvhca0csIkyf0ZA0oEHmcqFjWbS1kpfgaTpdcqWzudZJtlKu5dmSavJOK7mDqeKeJ3M6eHGSzgs7KbpqP2A%3D%3D&tracking_referrer=www.bbc.co.uk
[5]: AWMF online. Autismus-Spektrum-Störung im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter (Stand 23.03.2021). https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/028-047
[6] higrefe eContent Darmmikrobiota und Austismus-Spektrum-Störungen: Ein Überblick zu Zusammenhängen und möglichen Implikationen für therapeutische Interventionen https://econtent.hogrefe.com/doi/full/10.1024/1422-4917/a000962
[7] Zentrum der Gesundheit: Autimus bessern – Darm therapieren https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/weitere-erkrankungen/autismus-uebersicht/autismus-darm
[8] Medical Tribune: Autismus via Darm behandeln https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/autismus-via-darm-behandeln
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