Divertikulitis - Symptome und Therapie

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Die Divertikulitis entsteht aus einer Divertikulose. Dabei bilden sich kleine „Ausstülpungen“ in der Darmwand, die man als Divertikel bezeichnet. Diese Divertikel sind meist harmlos und verursachen keine Beschwerden. Durch Faktoren wie Ernährung und Lebensstil können sie sich jedoch entzünden. Bei einer Divertikulitis greift diese Entzündung auf die Darmwand oder auch angrenzende Organe über und kann so weitere Komplikationen hervorrufen.
Was sind Divertikel?
Die Darmwand besteht aus mehreren Schichten: Die Serosa bildet als äußerste Schicht die Abgrenzung des Darms vom Bauchraum. Darunter liegen zwei Muskelschichten (eine ringförmige und eine längsverlaufende Muskelschicht), gefolgt von einer Bindegewebsschicht, die Submukosa mit einem komplexen Geflecht aus Blut- und Lymphgefäßen sowie Nervenbahnen. Auf der Submukosa liegt die Darmschleimhaut (Mukosa), die das Darminnere auskleidet.
Die Darmmuskulatur ist nicht an jeder Stelle der Darmwand gleich stark ausgeprägt, daher bilden sich Divertikel oft im S-förmigen Bereich des absteigenden Dickdarms kurz vor dem Mastdarm aus, dem Sigma. Hier steigt der Druck durch den Stuhl am stärksten an, auch brechen hier die Wellen, die durch die Darmmuskulatur (Peristaltik) erzeugt werden, prellbockartig vor dem Rektum, einem Darmabschnitt zwischen Sigma und After.
Wölben sich an muskelschwachen Stellen in diesem Bereich der Darmwand die Darmschleimhaut und die Submukosa nach außen gegen die Muskelschichten, bilden sich auf der Serosa Beulen in Richtung Bauchraum. Diese Ausbuchtungen werden fachsprachlich als Divertikel bezeichnet. Es werden drei Formen der Erkrankung unterschieden: die Divertikulose, Divertikelkrankheit und die Divertikulitis.
In den nördlichen Ländern der Welt ist eine Divertikulose bei etwa 50 Prozent der über 70-Jährigen im linken Unterbauch zu finden; in asiatischen Ländern tritt sie in erster Linie auf der rechten Bauchseite auf. Bei jüngeren Menschen ist die Divertikulose seltener; sie tritt bei Frauen und Männern gleich häufig auf. Während viele Menschen nicht wissen, dass sie an einer Divertikulose leiden, entzünden sich die Divertikel bei einem Prozent der Betroffenen innerhalb der ersten zehn Jahre nach Diagnose.
Was sind Symptome einer Divertikulitis?
Die Divertikulose verursacht in der Regel keine Beschwerden. Doch wenn welche auftreten, sind folgende Symptome der Divertikelkrankheit möglich:
- Verstopfung (Obstipation)
- Blähungen (Flatulenz)
- Durchfall (Diarrhö)
- Schmerzen in der linken Bauchhälfte, selten in der rechten
Diese Beschwerden können dauerhaft bestehen oder auch vorübergehend abklingen. Häufig sind sie nach dem Essen stärker ausgeprägt und lassen nach dem Stuhlgang nach.
Bei einer Divertikulitis entzünden sich die Divertikel. Bei der unkomplizierten Form treten zusätzliche Symptome auf. Dazu gehören:
- Übelkeit
- Krämpfe
- manchmal Erbrechen
- dumpfe Unterbauchschmerzen
- Fieber
Bei einer komplizierten Divertikulitis kann sich die Entzündung auf die Darmwand und benachbarte Organe ausbreiten. In der Folge können sich Fisteln bilden – das sind neu entstandene, röhrenförmige Verbindungen, beispielsweise zwischen Darm und Harnblase. Über diese Verbindung können Darmbakterien in die Harnblase eindringen und dort Infektionen verursachen.
Kommt es im Rahmen einer komplizierten Divertikulitis zu einem Darmdurchbruch (Perforation), gelangen Stuhl und Bakterien in den Bauchraum und können eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen. Typische Symptome einer Peritonitis sind:
- Harte, gespannte Bauchdecke
- Starke Bauchschmerzen
- Schwächegefühl
- Fieber
- Übelkeit
- Herzrasen
Die Divertikulitis kann auch chronisch verlaufen. Wiederholte Entzündungsschübe führen zu einer zunehmenden Vermehrung von Bindegewebe in der Darmwand, das das funktionsfähige Gewebe nach und nach ersetzt. Gleichzeitig kann sich die Darmwand verdicken, wodurch sich das Darminnere verengt (Stenose). In schweren Fällen kann dies zu einem Darmverschluss führen.
Eine weitere mögliche Komplikation sind blutende Divertikel. Durch die Ausstülpung der Darmwand verlagern sich Blutgefäße in die Kuppe und den Hals der Divertikel. Diese Gefäße stehen unter Spannung und können bei mechanischer Reizung – etwa durch harten Stuhlgang – leicht reißen und bluten.
Wie entsteht eine Divertikulitis?

Bei einer Divertikulitis sind ein oder mehrere Divertikel und häufig auch umliegendes Gewebe entzündet. Die Gründe dafür sind noch nicht vollständig geklärt. Als wahrscheinlich gilt, dass sich Stuhlreste in einem Divertikel ansammeln und zu sogenannten Kotsteinen (Koprolithen) verhärten. Diese können die Entleerung behindern, wodurch sich Bakterien ansiedeln und eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Infolge der Entzündung kann es zur Bildung von eitrigen Abszessen kommen. Zudem drücken die Kotsteine auf die Darmwand und verursachen so Druckgeschwüre. Zugleich ist die Blutzirkulation durch die veränderte Lage der Blutgefäße im ausgestülpten Teil der Darmwand gestört.
Manche Menschen sind erblich bedingt anfälliger für Divertikel. Sie haben ein schwaches Bindegewebe, gestörte Darmbewegungen oder weitere Risikofaktoren. Auch Ältere sowie stark übergewichtige Personen neigen eher zu einer Divertikulose.
Wie wird eine Divertikulitis diagnostiziert?
Die Divertikulitis teilt sich manche Symptome mit anderen Darmerkrankungen, wie beispielsweise dem Reizdarm. Daher ist eine genaue Diagnostik wichtig, insbesondere um sie von chronisch-entzündlichen Erkrankungen oder Darmtumoren abzugrenzen. Um die Diagnose richtig stellen zu können, fragt der Arzt oder die Ärztin im Gespräch (Anamnese) daher nach den jeweiligen Symptomen und Vorerkrankungen. Dem Gespräch folgt die körperliche Untersuchung, in der die Darmgeräusche abgehört und zudem auch der Enddarm abgetastet werden kann. Oft empfinden Betroffene bei einer akuten Divertikulitis Druck auf den linken Unterbauch als schmerzhaft. Dabei kann es auch zu einer generellen Abwehrspannung der Bauchdecke kommen, die mit Schmerzen (akutes Abdomen) reagiert, wenn der tastende Arzt oder Ärztin keinen Druck mehr auf den Bauch ausübt. Liegt ein akutes Abdomen vor, besteht der Verdacht auf eine Peritonitis (Bauchfellentzündung). Zusätzlich lässt der Arzt oder die Ärztin noch Blut- und Urinproben im Labor untersuchen und misst Fieber.
Mittels Ultraschall des Bauchs (Abdomensonografie) lassen sich Divertikel und eitrige Abszesse oder freie Flüssigkeit direkt nachweisen, wobei die Aussagekraft stark von der Erfahrung des Untersuchers abhängt. Dies ist beispielsweise auch durch eine Computertomografie möglich, mit der sich daneben auch Fisteln, entzündliche Darmverdickungen oder ein Darmdurchbruch ausschließen lassen. Kehrt die Divertikulitis wiederholt zurück, kann das medizinische Fachpersonal frühestens 6 Wochen nach Abklingen der Entzündung eine Darmspiegelung (Koloskopie) anordnen, um Darmverengungen aufzudecken und eine bösartige Darmerkrankung auszuschließen. Goldstandard in der Akutdiagnostik ist jedoch die Computertomografie mit Kontrastmittel, da sie auch Komplikationen wie Abszesse, Fisteln oder Darmdurchbrüche zuverlässig erkennt.
Wie wird eine Divertikulitis behandelt?
Eine Divertikulose, also die Ausbildung der Divertikel, lässt sich nicht heilen und muss auch nicht behandelt werden, solange keine Beschwerden vorliegen. Oft wird sie erst im Rahmen einer Darmspiegelung, z.B. zur Darmkrebsvorsorge, entdeckt.
Bei der Behandlung der Divertikulitis kommt es auf den Schweregrad an. Grundsätzlich ist aber das Ziel
- Schmerzen zu lindern,
- Ausbreitung der Entzündung und Komplikationen zu verhindern,
- Rückfällen vorzubeugen.
Die Divertikulitis lässt sich ambulant behandeln, solange kein Fieber, akutes Abdomen oder Verstopfung vorliegen und die Laborwerte nicht dagegensprechen. Für die Behandlung einer komplizierten Divertikulitis erfolgt in der Regel eine Überweisung ins Krankenhaus durch die behandelnde medizinische Fachkraft.
Während einer akuten Divertikulitis wird empfohlen, die Nahrungsaufnahme zu reduzieren, vorübergehend einzustellen oder – bei einem leichteren Verlauf – auf eine ballaststoffarme Kost (Schonkost) zu achten. Dies schont den Darm, da sich dadurch die Stuhlkonsistenz und somit auch die Darmbewegung verringern lassen. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Zur Linderung der Beschwerden kommen Schmerzmittel und gegebenenfalls Antibiotika zum Einsatz, um die entzündungsauslösenden Bakterien zu bekämpfen.
Bestehen die Beschwerden dauerhaft, kann es sein, dass der betroffene Darmabschnitt operativ entfernt werden muss. Liegt eine Bauchfellentzündung vor, ist in der Regel eine sofortige Operation nötig.
Was können Sie selbst bei einer Divertikulitis tun?
Sie können nicht vermeiden, dass sich eine Divertikulose entwickelt. Wissenschaftler diskutieren in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Lebensstil und Ernährung, um die Divertikelkrankheit und die Divertikulitis, und damit Komplikationen, zu vermeiden. Auffällig ist, dass vegetarisch lebende Menschen seltener Divertikel bekommen als Menschen, die weniger Ballaststoffe zu sich nehmen.
Um zu vermeiden, dass die Divertikel sich entzünden, empfiehlt sich
- eine abwechslungsreiche ausgewogene Ernährung: viel Ballaststoffe, wenig rotes Fleisch
- ein reduzierter Alkoholkonsum
- der Verzicht auf Nikotin
- Normgewicht
- regelmäßige körperliche Aktivität
- ausreichende tägliche Flüssigkeitszufuhr
Veröffentlicht am: 22.08.2023
Letzte Aktualisierung: 25.07.2025
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- K57
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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Quellen
[1]: Amboss. Divertikulose und Divertikulitis (Stand 16.02.2022). https://www.amboss.com/de/wissen/Divertikulose_und_Divertikulitis/
[2]: Onlineinformation des IQWiG. Divertikelkrankheit und Divertikulitis https://www.gesundheitsinformation.de/divertikelkrankheit-und-divertikulitis.html#Diagnose
[3] gesundheitsinformation.de Divertikelkrankheit und Diverikulitis https://www.gesundheitsinformation.de/divertikelkrankheit-und-divertikulitis.html
[4] springeropen.de Diverticulitis: a comprehensive review with usual and unusual compli-cations https://insightsimaging.springeropen.com/articles/10.1007/s13244-016-0532-3?utm_source=chatgpt.com
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