Schizophrenie - Symptome und Behandlung

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Schizophrenie ist eine psychiatrische Erkrankung. Entscheidend für die Prognose ist, die Krankheit früh zu erkennen und zu behandeln. Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche können gleichermaßen betroffen sein – unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund. Die Schizophrenie zeigt sich vielgestaltig und umfasst verschiedene Störungen. Die Schizophrenie ist gut behandelbar, aber nicht heilbar.
Was ist Schizophrenie?
Schizophrenie ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, bei der Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühle, Sprache, selbst das Erleben der eigenen Person und die Wahrnehmung der Umgebung verändert sind.
Die psychischen Beschwerden beeinflussen vor allem die Denkstruktur, die Sinneswahrnehmung und wie Reize verarbeitet werden. Das beeinträchtigt unter anderem das Hören, Sehen oder Riechen betroffener Personen. Dadurch werden Eindrücke fehlinterpretiert, was sich oft negativ auf die Gefühlswelt der Betroffenen auswirkt. Als Folge fällt es ihnen zunehmend schwer, ihren Alltag und Beruf zu bewältigen. Frühzeitig erkannt und behandelt, lassen sich mögliche Folgen vermeiden oder hinauszögern. Entgegen der in der Bevölkerung weitverbreiteten Meinung ist die Schizophrenie von einer Persönlichkeitsspaltung zu unterscheiden.
Experten schätzen, dass etwa sieben von 1.000 Personen an Schizophrenie erkranken – und zwar unabhängig vom kulturellen oder sozialen Hintergrund. Schizophrenie kann zudem in jedem Alter auftreten, manifestiert sich jedoch am häufigsten zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr. Menschen, die bei der Geburt als männlich zugewiesen wurden, erkranken in der Regel etwa fünf Jahre früher als weiblich gelesene Personen und weisen auch eine etwas höhere Neuerkrankungsrate auf. Bei Letzteren zeigt sich häufig ein zweiter Erkrankungsgipfel im mittleren bis höheren Erwachsenenalter, insbesondere nach der Menopause, was möglicherweise mit hormonellen Schutzmechanismen vor dem Östrogenabfall in Zusammenhang stehen könnte.
Was sind die Symptome der Schizophrenie?
Eine Schizophrenie kündigt sich bei vielen Betroffenen durch unspezifische Warnzeichen an, die Wochen bis Monate vor dem Ausbruch auftreten können.
Mögliche Symptome sind:

- Lustlosigkeit und Desinteresse
- Schlaf- oder Antriebsstörungen
- Gedrückte Stimmung
- Anspannung, Nervosität, Ruhelosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Gestörte Gedankengänge
- Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen
- Leichtere Reizbarkeit
- Vermehrte Verwicklung in Konflikte
- Misstrauen
- Betroffene beziehen alles auf sich
- Trugwahrnehmungen
- Rückzug aus dem sozialen Umfeld
- Vernachlässigung der äußeren Erscheinung
- Vermindertes Engagement in der Schule/Arbeit
- Launisches Verhalten
Die Symptome einer Schizophrenie lassen sich in Positiv- und Negativ-Symptome unterscheiden.
Bei der akuten Phase überwiegen die Positiv-Symptome – das bedeutet, dass eine Wahrnehmung hinzukommt. Dann sind Halluzinationen (z.B. Stimmenhören), Wahnvorstellungen oder Ich-Störungen möglich.
Negativsymptome zeigen sich häufig in stabileren Phasen. Dazu gehören:
- Antriebsmangel
- sozialer Rückzug
- emotionale Verflachung
- Sprachverarmung
Auch kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsstörungen oder ein verlangsamtes Denken sind typisch. In manchen Fällen kommt es zu Bewegungsauffälligkeiten (z. B. Erstarrung oder stereotype Bewegungen).
Zu den Symptomen einer Schizophrenie gehören:
Ich-Störung
Betroffene können nicht mehr zwischen der eigenen Person und der Umwelt unterscheiden. Sie erleben sich selbst und ihre Umwelt als fremd, unwirklich und verändert. Sie sind mitunter davon überzeugt, dass andere Menschen ihre Gedanken lesen können, ihnen neue eingeben oder ihnen Gedanken entziehen. Sie fühlen sich vielfach von außen manipuliert, ferngesteuert oder hypnotisiert.
Aufmerksamkeitsstörungen
Vielen Betroffenen fällt es schwer, sich zu konzentrieren oder Gesprächen zu folgen.
Kognitive Störungen
Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme sind typische Symptome einer Schizophrenie. Sie können so ausgeprägt sein, dass sie die Betroffenen in ihrem Alltag stark einschränken.
Denk- und Sprachstörungen
Das Denken ist zusammenhangslos, durcheinander, unlogisch oder nicht nachvollziehbar. Gedankengänge brechen abrupt ab oder wechseln schnell. Häufig kommt es zu Wortneubildungen und einem gestörten Satzbau. Denken und Sprechen können stark verlangsamt oder beschleunigt sein.
Wahnvorstellungen
Betroffene sind nicht mehr in der Lage, die Realität so zu sehen, wie sie ist. Sie sind überzeugt, dass das, was sie erleben, real ist und lassen sich auch durch gutes Zureden nicht vom Gegenteil überzeugen. Häufig fühlen sie sich von einzelnen Menschen, Behörden oder einer höheren Macht beobachtet und verfolgt. Anschuldigungen, man wolle sie vergiften oder gefährlicher Strahlung aussetzen, sind ebenfalls typisch. Gegenstand eines Wahns kann auch die Überzeugung sein, unter einer schweren Krankheit zu leiden.
Wahrnehmungsstörungen
Halluzinationen sind Wahrnehmungen, die nur der Betroffene wahrnimmt. Besonders häufig treten akustische Halluzinationen auf. Dabei hören die Betroffenen Stimmen, ohne dass jemand spricht. Des Weiteren finden sich dialogische Stimmen (der Erkrankte meint, Unterhaltungen über seine Person mitzuhören), kommentierende Stimmen (beschreiben alle Handlungen des Patienten) und auffordernde Stimmen, die dem Betroffenen Handlungsanweisungen geben.
Körperkoordination
Je nachdem, welche Symptome vorherrschen, können die Körperbewegungen übermäßig oder stark reduziert ausfallen. Viele Patienten wiederholen auch immer gleiche Bewegungsabläufe (Stereotypien), andere erstarren mitten im Bewegungsablauf.
Störungen des emotionalen Erlebens
Viele Betroffene erleben gleichzeitig oder kurz hintereinander widerstreitende Gefühle. Sie empfinden häufig große Angst, fühlen sich niedergeschlagen, innerlich leer und reagieren gleichgültig. Zudem ist der Gesichtsausdruck oft starr, sowie die Gestik und Mimik reduziert. Häufig ziehen sich betroffene Menschen von Familie und Freunden zurück und sind gleichzeitig wenig an dem interessiert, was um sie herum passiert.
Wie entsteht Schizophrenie?
Die Ursachen der Schizophrenie sind bis heute nicht abschließend geklärt. Fachleute gehen davon aus, dass ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, neurobiologischen Veränderungen, psychosozialen Einflüssen und Umweltfaktoren zur Entstehung beiträgt.
Genetische Faktoren
Eine familiäre Häufung ist bekannt: Je enger ein Mensch mit einer betroffenen Person verwandt ist, desto höher ist sein eigenes Erkrankungsrisiko. Die Erkrankung selbst ist jedoch nicht direkt vererbbar – vielmehr wird eine Anfälligkeit (Vulnerabilität) weitergegeben.
Neurobiologische Ursachen
Die Nervenzellen des Gehirns stehen durch komplizierte Stoffwechselprozesse miteinander in Verbindung. Reguliert werden diese Stoffwechselprozesse durch Botenstoffe (Neurotransmitter), zu denen auch das Dopamin gehört. Forscher haben herausgefunden, dass das Dopamin-System bei von Schizophrenie Betroffenen überaktiv ist, sodass große Mengen Dopamin freigesetzt werden. Die zur Behandlung eingesetzten Medikamente (Antipsychotika) wirken den Symptomen entgegen, indem sie die Wirkung des Dopamins herunterregeln. Auch das Serotonin – ein Botenstoff, der unterem anderem Einfluss auf die Stimmung, die Schmerzwahrnehmung oder den Schlaf-Wach-Rhythmus hat – scheint an der Entstehung der Schizophrenie beteiligt zu sein. Außerdem besteht eine Theorie, dass der Geschmacksverstärker Glutamat in Lebensmitteln als Botenstoff wirkt und die Erkrankung möglicherweise begünstigt.
Strukturelle Veränderungen im Gehirn
Bildgebende Verfahren wie beispielsweise die Kernspintomografie konnten zeigen, dass bei vielen Betroffenen im limbischen System, im präfrontalen Kortex und im Hippocampus strukturelle Veränderungen vorliegen. Diese Areale sind u. a. für Emotionen, Gedächtnis und Entscheidungsfindung zuständig.
Psychosoziale und biografische Faktoren
Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Belege, wonach belastende Lebensereignisse, Drogenkonsum oder instabile familiäre Strukturen eine Ursache für eine Schizophrenie darstellen, sie können aber eine psychotische Episode auslösen oder Rückfälle begünstigen. Auch ließ sich zeigen, dass die Art der Kommunikation in der Familie den Verlauf der Erkrankung beeinflussen kann.
Wie wird eine Schizophrenie diagnostiziert?
Da die Schizophrenie viele Erscheinungsbilder hat, ist es gerade zu Beginn schwierig, die Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. Erste Anzeichen wie verändertes Denken, Rückzug oder ungewöhnliche Wahrnehmungen sollten in einem ausführlichen ärztlichen oder psychotherapeutischen Gespräch (Anamnese) gemeinsam mit der betroffenen Person eingeordnet werden.
Es ist sinnvoll Angehörige miteinzubeziehen, da sie aus einem anderen Blickwinkel berichten können. Vor allem, wenn Wahnvorstellungen und Halluzinationen auftreten, versucht der Arzt oder die Ärztin auszuschließen, dass diese auf den Missbrauch von Drogen oder eine andere Grunderkrankung zurückzuführen sind.
Darüber hinaus ist es wichtig das Beschwerdebild gegenüber anderen möglichen psychiatrischen Störungen abzugrenzen – etwa einer Persönlichkeitsstörung, einer bipolaren Erkrankung, Zwangsstörungen oder Autismus-Spektrum-Störungen. Die Diagnose einer Schizophrenie wird in der Regel gestellt, wenn typische Symptome über mindestens vier Wochen anhalten und eine deutliche Beeinträchtigung des Alltags erkennbar ist.
Wie wird eine Schizophrenie behandelt?
Eine Schizophrenie ist gut behandelbar. Auch wenn sie häufig chronisch verläuft, kann bei vielen Betroffenen eine langfristige Stabilisierung ohne akute Episoden erreicht werden. Die Behandlung basiert in der Regel auf drei Säulen:
- Medikamente
- Psycho- oder Soziotherapie
- Kognitive Rehabilitation
Medikamente
Bei der Behandlung der Schizophrenie kommen vor allem antipsychotisch wirkende Medikamente zum Einsatz. Diese wurden früher auch als Neuroleptika bezeichnet. Antipsychotika dienen dazu, die im Gehirn aus der Balance geratenen Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin wieder „ins Lot“ zu bringen. Bis der Patient oder die Pantientin medikamentös gut eingestellt ist, können durchaus mehrere Wochen vergehen. Bleibt der gewünschte Erfolg aus, kann nach dieser Zeit ein Wechsel der Medikation notwendig werden. Schlägt das Präparat an, kann die Dosis mit der Zeit in kleinen Schritten verringert werden. Erst wenn der Patient symptomfrei ist, folgt eine Erhaltungstherapie. Anders verhält es sich, wenn der Schizophrenie-Patient mehrere Rückfälle erleidet. In diesem Fall raten Experten zur Gabe einer so genannten Erhaltungsdosis nach Abklingen der akuten Phase. Ist eine Schizophrenie chronisch geworden, bedarf es einer dauerhaften vorbeugenden Erhaltungstherapie.
Psycho- und Soziotherapie
Ist eine ausreichende Stabilisierung erreicht, helfen psychotherapeutische Angebote wie kognitive Verhaltenstherapie oder Psychoedukation, den Umgang mit der Erkrankung zu verbessern. Ziel ist es, Selbstwirksamkeit zu stärken, Rückfällen vorzubeugen und Alltagskompetenzen zu fördern. Soziotherapeutische Maßnahmen begleiten im Alltag, unterstützen die soziale Teilhabe und helfen, Isolation oder Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden.
Kognitive Rehabilitation
Auch wenn die Symptome der Schizophrenie abgeklungen sind, können kognitive Einschränkungen zurückbleiben, die das Konzentrationsvermögen, die Aufmerksamkeit und die Fähigkeit zu planen betreffen. Um diese Einschränkungen auszugleichen, haben sich computergestützte Trainings und neuropsychologische Therapie bewährt. Sie ermöglichen zugleich die schnelle berufliche Wiedereingliederung.
Was können Sie selbst bei Schizophrenie tun?
Sich selbst helfen zu können, setzt die Einsicht voraus, behandlungsbedürftig erkrankt zu sein und frühzeitig professionelle Hilfe anzunehmen. Als hilfreich und stabilisierend hat sich der Besuch einer Selbsthilfegruppe erwiesen, wo man sich mit anderen Betroffenen in einem geschützten Raum austauschen kann. Eine Selbsthilfegruppe für Angehörigen kann zusätzlich hilfreich sein, um den Erkrankten zu unterstützen.
Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung sowie der Bewältigung des Alltags finden Erkrankte und Angehörige in:
- Sozialpsychiatrischen Diensten (Beratung, Unterstützung im Alltag, Hilfe in Krisensituationen)
- Psychiatrischen Praxen und psychiatrische Institutsambulanzen
- Ärztlichen oder psychologische Praxen (Psychotherapien)
- Telefonseelsorgen (anonyme Beratung rund um die Uhr)
- Psychiatrischen Kliniken (Notfallhilfe rund um die Uhr)
Veröffentlicht am: 12.09.2023
Letzte Aktualisierung: 31.07.2025
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ICD Codes(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- F20, F21
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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Quellen
[1] Schizophrenie, https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/schizophrenie-und-schizophrene-psychosen
[2] Schizophrenie hat nichts mit einer Persönlichkeitsspaltung zu tun
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/schizophrenie-hat-nichts-mit-einer-persoenlichkeitsspaltung-zu-tun/
[3] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Schizophrenie https://www.pschyrembel.de/Schizophrenie/K0KF1/doc/
[4] Medizinische Universität Wien. Neue Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Schizophrenie, https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2020/news-im-maerz/neue-einblicke-in-die-entstehungsmechanismen-der-schizophrenie/
[5] Techniker Krankenkasse. Was ist Schizophrenie?, https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/psychische-erkrankungen/was-ist-schizophrenie-2017900?tkcm=ab
[6] Spektrum.de Lexikon der Neurowissenschaft: Schizophrenie https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/schizophrenie/11371
[7] WHO Schizophrenia https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/schizophrenia
[8]AWMF online S3-Leitlinie Schizophrenie https://register.awmf.org/assets/guidelines/038-009l_S3_Schizophrenie_2019-03-abgelaufen.pdf
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