Streptokokken - Symptome, Infektion und Behandlung

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Streptokokken sind Bakterien, die oft harmlos sind, in einigen Fällen aber schwere Krankheiten verursachen können. Sie sind häufig bei Haut- und Wundinfektionen beteiligt, aber auch Blutvergiftung, Scharlach oder das Kindbettfieber werden durch diese Erreger ausgelöst. Infektionen lassen sich in der Regel mithilfe von Antibiotika wie Penicillin gut behandeln. Teilweise können aber nach einer überstandenen Infektion noch Spätfolgen auftreten.
Was sind Streptokokken?
Mit dem Begriff Streptokokken werden meist Bakterien bezeichnet, die zur Gattung Streptococcus gehören. Sie haben unter dem Mikroskop eine runde bis ovale Form. Der Name (aus den altgriegischen Worten „streptos“ gedreht, kettenförmig und „Kokkos“ Korn, Beere) rührt daher, dass sich die kern- bis beerenförmigen Zellen in einer Bakterienkultur zu Ketten aus zwei oder mehr Bakterien zusammenlagern.
Viele Vertreter der Gattung leben auf der Haut- und Schleimhaut verschiedener Tierarten und des Menschen, ohne Schaden anzurichten, teilweise sogar mit positiven Effekten. Andere werden nur gefährlich, wenn das Immunsystem massiv geschwächt ist. Dies kann beispielsweise bei einer Behandlung mit Medikamenten, die es unterdrücken (Immunsuppressiva), oder bei einer fortgeschrittenen HIV-Erkrankung der Fall sein.
Einige Streptokokken können aber zum Teil schwere Krankheiten auslösen, zum Beispiel komplizierte Wundinfektionen, eine Blutvergiftung (Sepsis) oder Lungenentzündung. Auch Karies wird durch Bakterien dieser Gattung verursacht.
Wissenschaftler teilen die für die Medizin relevanten Streptokokken grob nach ihren Fähigkeiten ein, in Kulturen rote Blutkörperchen zu zerstören (hämolysieren). Dabei unterscheiden sie:
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Alpha-hämolysierende Varianten führen zu einer unvollständigen Zerstörung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Das bedeutet, im Bereich um eine Bakterienkultur auf entsprechendem Nährboden werden zwar Erythrozyten zerstört, es finden sich aber auch noch intakte Zellen. Zu diesem Typ gehört beispielsweise die Gruppe der Viridans-Streptokokken, die unter anderem Karies und Herzmuskelentzündungen verursachen können.
Beta-hämolysierende Streptokokken verursachen eine vollständige Hämolyse. Es werden also alle Blutzellen eines Nährbodens um eine Kultur solcher Kokken herum zerstört. Hierzu gehören bedeutende Erreger bei Mensch und Tier, zum Beispiel Streptococcus pyogenes oder Streptococcus agalactiae. Klinisch relevante Bakterien dieser Gruppe werden unter anderem nach bestimmten Bestandteilen ihrer Zellwand weiter unterschieden (Lancefield-Kriterien).
Gamma-hämolysierende Vertreter verursachen – anders als es der Name vermuten lässt – keine Hämolyse.
Welche Krankheiten lösen Streptokokken aus?

Einer der für den Menschen bedeutendsten Krankheitserreger aus der Gattung der Streptokokken ist Streptococcus pyogenes. Sein Name bedeutet übersetzt so viel wie „Streptococcus, der Eiter bildet“. Dieser Erreger verursacht unter anderem:
- Scharlach: Erkrankung, die üblicherweise bei Kindern auftritt und zu Beginn unspezifische Symptome wie Halsschmerzen und Fieber zeigt. Unter anderem schält sich im Verlauf häufig die Haut von Händen und Füßen ab. Außerdem bekommt die Zunge häufig zunächst einen weißen Belag und färbt sich später charakteristisch rot („Himbeerzunge“).
- Eitrige Infektionen von Mund- und Rachenraum wie eine Angina (Tonsillopharyngitis: akute Rachen- und/oder Gaumenmandelinfektion)
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Borkenflechte (Impetigo contagiosa, auch Grindflechte), oberflächliche Hautinfektion, die vor allem bei Kindern auftritt.
- Streptokokken-Toxic-Schock-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die durch Giftstoffe (Toxine) der Bakterien ausgelöst wird und zu einem septischen Schock führen kann.
Selbst nach überstandener Infektion kommt es teilweise zu Spätfolgen wie Gelenks- oder Nierenentzündungen.
Weitere Streptokokken, die als Krankheitserreger in Erscheinung treten, sind beispielsweise:
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Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae). Sie führen zu Erkrankungen wie:
- Lungenentzündung (Pneumonie),
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
- Nasen-Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
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Streptokokken der Viridans-Gruppe:
- Karies
- Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis)
- Blinddarm-Entzündung (Appendizitis)
- Abszesse
Während der Schwangerschaft und um den Geburtszeitraum ist Streptococcus agalactiae von Bedeutung, da er folgende Krankheiten auslöst:
- Hirnhautentzündung bei Neugeborenen (Neugeborenen-Meningitis)
- Kindbettfieber bei Müttern nach der Geburt
Außerdem verursacht dieser Erreger Infektionen der harnableitenden Wege, der Geschlechtsorgane, Blutvergiftungen oder Gelenksentzündungen (Arthritis) bei Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem.
So vielfältig wie die Erkrankungen, die durch Streptococcus ausgelöst werden, so zahlreich sind auch die möglichen Symptome. Sie reichen von einer lokalen Entzündung mit Eiterbildung über Husten, Beschwerden bei der Blasenentleerung bis hin zum Schock.
Wie steckt man sich mit Streptokokken an?
Viele Streptokokken-Arten gehören zur natürlichen Flora von Haut und Schleimhäuten. Das bedeutet, sie leben dort bei vielen Menschen und richten keinen Schaden an. Wenn sich die Gelegenheit bietet, weil es beispielsweise zu Verletzungen kommt oder das Immunsystem stark beeinträchtigt ist, können sie dennoch zu Infektionen führen.
Da die Streptokokken selbst nicht beweglich sind, werden sie meist durch intensiven Kontakt zwischen Menschen oder Tieren übertragen (Kontaktinfektion).
Teilweise gelangen sie aber auch durch indirekten Kontakt von einem Lebewesen zum anderen (Schmierinfektion), zum Beispiel über Türklinken, Spielzeug oder Ähnliches. Einige Vertreter bleiben in organischem Material wie getrocknetem Blut mehrere Monate infektiös. Hin und wieder infizieren sich Menschen auch über verschmutzte Lebensmittel oder Trinkwasser.
In einigen Fällen übertragen auch in die Atemluft freigesetzte Tröpfchen die Erreger (Tröpfcheninfektion), durch zum Beispiel Niesen oder Husten. Dies passiert vor allem bei Infektionen von Nase, Mund, Lunge oder Rachen.
Wie Streptokokken übertragen werden, ist also im Großen und Ganzen von der jeweiligen Spezies und der verursachten Krankheit abhängig.
Wie erkennt der Arzt eine Streptokokken-Infektion?
Zuerst erkundigt sich der Arzt nach den Symptomen und der Krankengeschichte (Anamnese). Danach folgt eine körperliche Untersuchung. Einige Erkrankungen äußern sich mit vergleichsweise typischen Krankheitsbildern. So zeigt sich beim Scharlach unter anderem zunächst eine weiß belegte, später eine sehr rote Zunge mit prominenten Papillen (Erhebung auf der Zungenschleimhaut). Dazu kommen weitere Hautveränderungen.
Gegebenenfalls versucht der behandelnde Mediziner, den Erreger nachzuweisen. Dazu nimmt er Abstriche von den betroffenen Stellen. In einigen Fällen können auch eine Blutprobe, andere Flüssigkeiten oder Gewebeproben untersucht werden.
Sie werden an ein Labor gesendet und dort zum Beispiel mithilfe eines Mikroskops, dem Anlegen einer Kultur und mikrobiologischer Verfahren untersucht. Zunehmend finden im Labor auch molekularbiologische Methoden wie die PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion) Anwendung – vor allem bei Infektionen, die anhaltend und wiederkehrend (chronisch-rezidivierend) sind.
Daneben gibt es für einige Krankheiten auch Antigen-Schnelltests. Sie ähneln denen, die derzeit durch die Corona-Pandemie so alltäglich geworden sind.
Hat der Arzt den Verdacht, dass es sich bei einer Gelenks- oder Nierenerkrankung um die Folgen einer Streptokokken-Erkrankung handeln könnte, leitet er gegebenenfalls eine Untersuchung auf entsprechende Antikörper ein. Während der eigentliche Erreger einige Wochen nach der Erkrankung nicht mehr nachweisbar ist, sind diese Immuneiweiße häufig noch zu finden.
Wie behandelt der Arzt eine Streptokokken-Infektion?
Wie eine Streptokokken-Infektion behandelt wird, hängt von der Art des Erregers ab, welche Körperteile eventuell betroffen und wie schwer die Symptome sind.
Meist lassen sich die Bakterien gut mit Antibiotika behandeln. Dabei kommen zum Beispiel Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin zum Einsatz. Auch Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin werden in manchen Fällen angewendet.
In der Regel wird untersucht, ob ein Erreger Resistenzen gegenüber gewissen Antibiotika besitzt. Aufgrund dieses Antibiogramms und unter Berücksichtigung eventueller Risikofaktoren der zu behandelnden Person (zum Beispiel Unverträglichkeiten oder Allergien), entscheidet der Arzt dann, welchen Wirkstoff er am besten einsetzt.
Wenn es durch die Erkrankung zu gefährlichen Komplikationen wie Schock, Blutvergiftung oder weiträumig absterbendem Gewebe (Nekrosen) kommt, sind weitere Maßnahmen notwendig. Zu diesen gehören beispielsweise zusätzliche Medikamente, Infusionen oder auch Operationen.
Was können Sie selbst gegen eine Streptokokken-Infektion tun?
Eine Streptokokken-Infektion, die sich mit Symptomen wie anhaltenden Schmerzen, Eiterbildung, Fieber oder ähnlichem äußert, sollte definitiv durch einen Arzt behandelt werden.
Unter Umständen lässt sich einer solchen Erkrankung aber vorbeugen. Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung, erholsamem Schlaf und möglichst wenig Stress bietet dem Immunsystem optimale Voraussetzungen, gut zu funktionieren und beugt damit Infektionen mit den allermeisten Erregern wirksam vor.
Eine gute Mundhygiene und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt bieten wirkungsvollen Schutz vor Karies und seinen Folgen. Oberflächliche Hautwunden sollten gründlich gereinigt und desinfiziert werden, um Infektionen zu verhindern. Bei tiefen Wunden ist es generell ratsam, sie einem Arzt vorzustellen.
Infizierte können außerdem verhindern, andere Menschen anzustecken. Achten Sie auf eine gute Hygiene bei sich und in ihrem Umfeld. Meiden Sie nach Möglichkeit den engen Kontakt mit Anderen. Wenn die Infektion in den Atemwegen sitzt, ist es außerdem hilfreich, ausgiebig und regelmäßig zu lüften, um die Keimbelastung in der Atemluft zu verringern.
Gegen die Pneumokokken steht eine wirksame Impfung zur Verfügung. Diese wird von der ständigen Impfkommission für Säuglinge über zwei Monaten, Menschen über 60 Jahren oder mit chronischen Erkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus) empfohlen.
Veröffentlicht am: 23.09.2025
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Quellen
[1]: Amboss. Erkrankungen durch Streptokokken. Stand: 11.2022, unter: https://www.amboss.com/de/wissen/Erkrankungen_durch_Streptokokken
[2]: Amboss. Systematik der Bakterien. Stand: 11.2022, unter: https://www.amboss.com/de/wissen/Systematik_der_Bakterien
[3]: Avire, N.J. et al. A Review of Streptococcus pyogenes: Public Health Risk Factors, Prevention and Control. Pathogens. 2021 Feb 22;10(2):248.
[4]: Gatermann, S. und Miksits, K. (2009). Streptokokken. In: Hahn, H et al. (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg.
[5]: Krzyściak, W. et al. The pathogenicity of the Streptococcus genus. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2013 Nov;32(11):1361-76.
[6]: Pschyrembel klinisches Wörterbuch online. Streptococcus pyogenes. Stand: 05.2021, unter: https://www.pschyrembel.de/Streptococcus%20pyogenes/A0U0C/doc/
[7]: Pschyrembel klinisches Wörterbuch online. Scharlach. Stand: 09.2020, unter: https://www.pschyrembel.de/Scharlach/K0KD8/doc/
[8]: Pschyrembel klinisches Wörterbuch online. Streptococcus agalactiae. Stand: 05.2021, unter: https://www.pschyrembel.de/B-Streptokokken/K0LQ7/doc/
[9]: Robert-Koch-Institut (RKI). Schutzimpfung gegen Pneumokokken: häufig gestellte Fragen und Antworten. Stand: 06.2020, unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Streptococcus_pyogenes.html
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