Afterjucken - Ursachen und Behandlung

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Afterjucken hat viele unterschiedliche Ursachen. In der Regel wird es als unangenehm empfunden, zudem ist das Thema häufig schambehaftet. Ist das Afterjucken ein Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung, steht deren Behandlung an erster Stelle. Begleitend gibt es einiges, was Betroffene selbst tun können, um das Afterjucken zu lindern oder diesem vorzubeugen.
Wie äußert sich Afterjucken?
Afterjucken (Pruritus ani) äußert sich durch einen als quälend empfundenen Juckreiz (Pruritus) am After und dem umliegenden Bereich. Es kann kurzfristig auftreten und wieder abklingen oder längerfristig Beschwerden bereiten. Das Afterjucken verleitet dazu, an dieser empfindlichen Stelle zu kratzen, rubbeln oder scheuern, um sich Linderung zu verschaffen. Oft führt dies zu weiteren Hautreizungen oder -verletzungen, die Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Viren begünstigen. Dann kommt es oft zu
- Entzündungen mit Rötung,
- Blutungen,
- Krustenbildung oder
- einer veränderten Hautfarbe durch dunklere oder hellere Hautstellen
Dies schränkt die Lebensqualität häufig ein. Weiter hält der chronische, also andauernde, Juckreiz häufig von der nötigen Nachtruhe ab. Bleibt der benötigte Schlaf aus, kämpfen Menschen oft mit Müdigkeit oder haben Schwierigkeiten damit, sich zu konzentrieren.
Welche Ursachen können hinter Afterjucken stecken?
Afterjucken kann ohne einen erkennbaren Grund (idiopathisch) auftreten. Oft tritt es allerdings als Begleitsymptom auf.
Häufig sind es Enddarmerkrankungen, die das Afterjucken auslösen. Dazu zählen gutartige (benigne)Veränderungen wie
- aus dem After hervortretende Hämorrhoiden.
- eine Analfissur, dabei handelt es ich um einen Riss in der Schleimhaut des Analkanals.
- eine Entzündung des Rektums (Proktitis), d. h. eine Entzündung des Mastdarms.
- Geschwüre im Rektum (ulzerative Proktitis).
- eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV), die Feigwarzen (Condylomata acuminata) auslöst.
- Fisteln, dabei handelt es sich um eine nicht natürlich vorkommende Verbindung zwischen zwei Körperhöhlen.
- Abszesse.
Aber auch ernsthaftere Erkrankungen wie Dickdarm- und Analkrebs oder Krebsvorstufen verursachen oft ein Jucken im Afterbereich. Daneben wird Afterjucken häufig mit Lebensmitteln in Zusammenhang gebracht. Dazu zählen unter anderem
- Tomaten,
- Kaffee,
- Tee,
- Bier oder
- Schokolade.
Es ist jedoch nicht bekannt, ob es die Lebensmittel an sich sind, welche das Afterjucken begünstigen, oder ob es an deren Eigenschaft liegt, die Stuhlkonsistenz zu beeinflussen. Denn eventuell damit einhergehende Stuhlverunreinigen könnten die Haut in dem Bereich reizen und damit auch einen Juckreiz auslösen.
Weitere Auslöser des Afterjuckens können sein:
- Allergien, z. B. gegen das verwendete Waschmittel oder Duschgel
- Hauterkrankungen wie Lichen ruber und Lichen sclerosus, Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) oder ein Hautekzem in dem Bereich
- Bakterielle Infektionen, die sexuell übertragbar sind, z. B. Chlamydien und Tripper (Gonorrhoe)
- Parasitenbefall, der zu Durchfall führt und so die Haut in der Afterregion reizen kann, z. B. durch Giardia lamblia, Würmer oder Krätze (Skabies)
- Infektionen mit Viren wie dem Herpes-simplex- oder HP-Virus
- Pilzerkrankungen, z. B. durch Candida
- Systemische Erkrankungen, also solche, die den gesamten Körper betreffen können, wie Diabetes mellitus
- Mangelerscheinungen wie Eisenmangel
- Medikamente
- Psychische Erkrankungen
Bestimmte Sexualpraktiken wie der empfangende Analverkehr führen manchmal auch zu Afterjucken.
Wann ärztlichen Rat einholen bei Afterjucken?
Hält das Afterjucken länger als sechs Wochen an und wird es als quälend empfunden, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen. Die erste Anlaufstelle ist eine Praxis, die auf Hautheilkunde (Dermatologie) oder die Behandlung von Enddarmerkrankungen (Proktologie) spezialisiert ist.
Wie sieht die Diagnostik und Therapie bei Afterjucken aus?
In der Praxis geht es zunächst darum, das Beschwerdebild vollständig zu erfassen. Dazu erfragt die ärztliche Fachperson zum Beispiel, ob der betroffene Mensch
- Schleim im Stuhl bemerkt hat.
- Schmerzen im Analbereich spürt.
- aus dem After blutet.
- Analsekret oder Nässen bemerkt hat.
Zudem werden Stuhlhäufigkeit und Konsistenz erfragt. Weiterhin interessiert sich das ärztliche Gegenüber für die Dauer der Beschwerden, wann sie auftreten und ob es einen vermuteten Auslöser gibt. Möglicherweise wird die Intimhygiene zum Thema, da Hygieneartikel wie feuchtes Klopapier, parfümhaltige Pflegeprodukte wie Intimdeos, aber auch Gleitgels die empfindliche Haut der Scham- und Analregion reizen und so Juckreiz auslösen können. Daneben sind Informationen zu Sexualpraktiken, vorangegangen Eingriffen im Enddarmbereich oder allgemein zugrunde liegende Erkrankungen wichtig.
Um dem Afterjucken auf den Grund zu gehen, schließt sich der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) die körperliche Untersuchung an.
Dafür betrachtet die ärztliche Fachkraft die Analregion und tastet mit dem behandschuhten Finger den Analkanal ab. So lassen sich bereits Veränderungen wie vergrößerte Hämorrhoiden als mögliche Ursachen ausmachen. Auf diese Weise lässt sich auch die Aktivität des Schließmuskels am After überprüfen. Dieser Untersuchung kann sich eine Proktoskopie anschließen. Dafür führt die Fachperson ein kurzes, starres Rohr mit einer Linse an der Spitze (Endoskop) über den After in den Analkanal ein. Durch sanftes Voranschieben lassen sich die Wände von Analkanal und Rektum auf Veränderungen untersuchen. Diese Untersuchung ist in der Regel schmerzfrei, betroffene Personen spüren meist nur ein leichtes Druckgefühl. Liefern Hautveränderungen hierzu einen entsprechenden Verdacht, lässt sich diese Untersuchung zu einer Darmspiegelung ausweiten.
Sind entzündlich-eitrige Veränderungen zu sehen oder besteht Verdacht auf eine Infektion, unterstützen Abstriche die Diagnose. Unter dem Mikroskop oder nach Anlegen einer Kultur lässt sich feststellen, ob Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze die Auslöser des Afterjuckens sind. Um eine Allergie als Ursache auszumachen, kann ein Allergietest zum Einsatz kommen.
Die Behandlung umfasst je nach Ursache Empfehlungen zur Intimhygiene, glukokortikoid haltigen Cremes (Kortison) und Empfehlungen zur Nahrungsumstellung. Ist das Afterjucken auf Erkrankungen wie Diabetes mellitus zurückzuführen, können Therapieanpassungen infrage kommen. Bei einer Krebserkrankung ist eine Operation mit einer folgenden Chemotherapie oder Bestrahlung oder eine Kombination dieser Therapien möglich.
Was können Sie selbst bei Afterjucken tun?

Spüren Sie nur an manchen Tagen, dass Ihr After juckt, ist dies in der Regel nicht weiter besorgniserregend. Dauert es länger an oder empfinden Sie es als quälend und wird es von weiteren Symptomen wie Nässen begleitet, ist ein zeitiger Besuch in der Praxis wichtig. Das ist auch wichtig, wenn Ihnen bereits eine zugrunde liegende Erkrankung wie Diabetes mellitus bekannt ist.
Gegen das Jucken können Sie einiges tun, um die Beschwerden zu lindern. So kann es bereits helfen, die Analregion nur mit Wasser zu waschen oder auf milde Waschlotionen zurückzugreifen. Nach der Intimhygiene ist es wichtig, die Analregion gut zu trocknen und vorzugsweise Unterwäsche aus Baumwolle anzuziehen. Diese ist luftdurchlässiger als Unterwäsche aus Kunstfaser und beugt so einem feuchten Klima in der Intimregion und damit einer weiteren Reizung der Haut vor.
Neigen Sie zu einem eher flüssigen Stuhl oder haben Sie häufigen Stuhlgang, können Maßnahmen nötig sein, um die Stuhlkonsistenz und -frequenz zu optimieren. Dazu zählen beispielsweise eine ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Dafür eignen sich besonders stilles Wasser oder andere ungesüßte Getränke wie Kräutertees. Je geformter der Stuhl ist und je geringer die Frequenz, desto weniger wird der After gereizt. Daneben spielt die Hautpflege eine wichtige Rolle. So ist es hilfreich, vor dem Stuhlgang den After mit einer milden Creme einzucremen, um der gereizten Haut eine Schutzbarriere vor dem Stuhl zu bieten. Nach dem Säubern und Waschen mit lauwarmem Wasser können Sie eine Zinkoxidpaste auf die getrocknete Haut auftragen, um die Entzündung einzudämmen. Je nach Ursache und Ausmaß des Afterjuckens verschreibt Ihnen die ärztliche Praxis auch eine glukokortikoidhaltige Salbe.
Veröffentlicht am: 11.06.2025
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Quellen
[1] Pschyrembel. Online. Afterjucken. https://www.pschyrembel.de/Pruritus%20ani/K0HWD
[2] S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie und der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie. Analer Pruritus. AWMF- Register-Nr. 013-063. Stand 2020. https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-063l_S1_Analer-Pruritis_2020-06.pdf
[3] Zink A, Schuster B, Ruth M, et al. Medical needs and major complaints related to pruritus in Germany: a 4-year retrospective analysis using Google AdWords Keyword Planner. J Eur Acad Dermatol Venereol 2019;33(1):151-56. doi: 10.1111/jdv.15200 [published Online First: 2018/08/02]
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