Ketogene Ernährung im Überblick

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Zusammenfassung
Wer sich ketogen ernährt, nimmt einen hohen Fettanteil, wenige Kohlenhydrate und einen moderaten Anteil an Proteinen zu sich. Die bewusst herbeigeführte Reduktion von Kohlenhydraten soll zu einer temporären Umstellung des Gehirn-Stoffwechsels führen. Die ketogene Ernährung ist eine spezielle Diätform, die in der Medizin hauptsächlich zur Behandlung von Kindern mit Epilepsie zum Einsatz kommt, bei denen die medikamentöse Behandlung nicht anschlägt. Viele Menschen verstehen unter dem Begriff ketogene Ernährung jedoch eine Low-Carb-Diät zur Gewichtsabnahme, der verschiedene weitere gesundheitliche Vorteile zugesprochen werden.
Was ist ketogene Ernährung?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine vollwertige Mischkost, die den täglichen Kalorienbedarf zu mindestens 50 Prozent aus Kohlenhydraten wie Brot, Reis oder Nudeln und zu 30 bis 35 Prozent aus Fetten deckt. Die ketogene Ernährung unterscheidet sich drastisch davon, da hierbei im Durchschnitt nur etwa zehn Prozent der Kalorien aus Kohlenhydraten stammen. Der Hauptanteil, etwa 70 Prozent der Kalorien, stammt hingegen aus Fetten, und Eiweiße (Proteine) decken mit etwa 20 Prozent den restlichen Bedarf. Die genaue Zusammensetzung des Speiseplans hängt jedoch von der jeweiligen Diätform ab.
Im Normalfall verwendet das Gehirn Kohlenhydrate als Energiequelle. Zu Hungerzeiten kann es jedoch auf eine alternative Energiequelle zurückgreifen: Ketonkörper. Dies sind chemische Verbindungen, die als Nebenprodukt beim Abbau von Fett entstehen. Da Proteine bei ausreichender Aufnahme in Zucker umgewandelt werden können, schränken Menschen im Rahmen der ketogenen Ernährung ihre Proteinaufnahme ein. Intervallfasten mit dem Ziel der Gewichtsabnahme soll einen ähnlichen Effekt erreichen, indem über eine ausreichend lange Zeit keine Nahrung aufgenommen und in der Folge das im Körper vorhandene Fett als Energiequelle genutzt wird.

Wann kann ketogene Ernährung helfen?
Wissenschaftlich belegt ist der Einsatz der ketogenen Diät zur Behandlung kindlicher Epilepsie, die nicht auf Medikamente anspricht (refraktäre Epilepsie). Zusätzliche Anwendungsgebiete sind die beiden seltenen angeborenen Stoffwechselerkrankungen Glukosetransporter-1-Mangel und Pyruvatdehydrogenase-Defekt.
Aufgrund des Einflusses der ketogenen Ernährung auf das Gehirn finden zurzeit viele Studien dazu statt, ob sich diese Ernährungsform als ergänzende Therapieoption für andere neurologische Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz eignet. Zu weiteren medizinischen Bereichen, in denen der Einfluss ketogener Ernährung als Ergänzung zur Standardtherapie untersucht wird, zählen unter anderem:
- Krebs
- kardiovaskuläre Erkrankungen (darunter Diabetes mellitus)
- Multiple Sklerose
- nicht alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD)
- chronische Schmerzen
- Lipödem
Mittlerweile setzen viele Menschen auf ketogene Ernährung zur Gewichtsabnahme. Einige erzielen kurzfristige Erfolge bei der Gewichtsreduktion, es gibt jedoch bisher keine Langzeitstudien zu den Effekten ketogener Ernährung als Diät, der Erhaltung des Gewichts und möglichen negativen Auswirkungen.
Die Patientenleitlinie zur Diagnose und Behandlung der Adipositas empfiehlt grundsätzlich ein Kaloriendefizit von 500 kcal, damit das Gewicht nachhaltig reduziert werden kann. Hier kann es situationsbedingt jedoch zu Einzelfällen kommen, da das Kaloriendefizit ggf. erhöht werden muss.
Abhängig von der individuellen Situation des Patienten bzw. der Patientin verweist die Leitlinie außerdem auf den alleinigen Einsatz von Formulaprodukten über einen bestimmten Zeitraum (Formuladiät) mit einer Energiezufuhr von 800-1.200 kcal. Aufgrund der geringen Kalorienzufuhr sollte der behandelnde Arzt in jedem Fall mit einbezogen werden, da sehr einseitige Ernährungsformen hohe medizinische Risiken bergen können.
Herauszufinden, ob sich eine bestimmte Ernährungsform positiv auf die Gesundheit auswirkt, birgt ein grundlegendes Problem: Nur sehr selten ist die Ernährung der Personen, die an Studien teilnehmen, wirklich zu 100 Prozent einheitlich. Selbst der Begriff ketogene Ernährung ist ein Überbegriff für unterschiedliche Diäten, die in ihren Verhältnissen von Fett-, Kohlenhydrat- und Proteinanteilen variieren. Eine zyklische Diätform wird oft ebenso zu den ketogenen Ernährungsformen gerechnet. Dabei wechseln sich Perioden sehr niedrigen Kohlenhydrat-Konsums mit Perioden ab, während derer sehr viele Kohlenhydrate konsumiert werden.
Wie wird ketogene Ernährung durchgeführt?
Wie genau die ketogene Diät zur Behandlung der kindlichen Epilepsie umgesetzt wird, hängt individuell von Faktoren wie dem Alter des Kindes sowie der Schwere und Art der Epilepsie ab. Die Therapie findet unter ärztlicher Aufsicht und/oder unter Betreuung einer ausgebildeten Ernährungsfachkraft statt. Nach ausführlicher Beratung wird ein Diätplan erstellt, und es finden regelmäßige ärztliche Kontrollen statt, um sicherzustellen, dass es zu keinem Nährstoffmangel kommt. Verläuft die Behandlung über zwei bis drei Jahre erfolgreich, wird die ketogene Diät meist langsam auf eine weniger eingeschränkte Ernährung umgestellt, um zu sehen, ob der Therapieeffekt erhalten bleibt.
Als Diätform sollte die ketogene Ernährung ebenfalls gut durchdacht und im Idealfall nur nach ärztlicher Rücksprache oder nach einer ernährungsmedizinischen Beratung begonnen werden. Die Umsetzung bringt einige Schwierigkeiten mit sich, da der geringe Kohlenhydratanteil viele Lebensmittel ausschließt.
Ein Kohlenhydratanteil von zehn Prozent bedeutet:
Wer einen täglichen Energiebedarf von 2.000 Kalorien hat, darf nur knapp 40 bis 50 Gramm Kohlenhydrate pro Tag zu sich nehmen. Der restliche Energiebedarf muss über Fette und Proteine gedeckt werden. So fallen beispielsweise schnell die meisten Obstsorten, wie Bananen, Ananas, Trauben, Mango oder getrocknete Früchte weg, und es kommt schneller zu einem Vitamin- oder Mineralstoffmangel.
Welche Risiken bestehen bei ketogener Ernährung?
Eine ketogene Ernährung kann, insbesondere langfristig, verschiedene negative Auswirkungen haben, wie:
- Nierensteine
- erhöhte Blutfettwerte, z.B. Cholesterin
- Verdauungsprobleme (insbesondere Verstopfung)
- Wachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen
- Nährstoffmangel
Es ist nicht klar, inwiefern ketogene Ernährung die Bakterienvielfalt im Darm negativ beeinflusst. Aktuelle Studien deuten aber darauf hin, dass eine Umstellung auf ketogene Ernährung individuell gut durchdacht sein sollte. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass sie sich negativ auf die Knochendichte auswirken kann. Bei Menschen, die sich zur Gewichtsreduktion ketogen ernähren und sich gleichzeitig sportlich betätigen, können diesen Effekt jedoch ausgleichen.
Ketogene Ernährung eignet sich nicht für alle Menschen. Bei gesundheitlichen Beschwerden, insbesondere Herzproblemen, sollte vor einer extremen Nahrungsumstellung ärztlicher Rat eingeholt werden. Aus gesundheitlichen Gründen sollten bestimmte Personengruppen eine ketogene Ernährung vermeiden, darunter Menschen
- mit Diabetes mellitus Typ 1.
- die SGLT-2-Hemmer zur Behandlung von Diabetes mellitus einnehmen.
- die schwanger sind oder stillen.
- mit bestimmten Nierenerkrankungen. (Vor Beginn einer ketogenen Diät ist eine ärztliche Konsultation für alle Menschen mit Nierenproblemen dringend erforderlich.)
- die eine stark kalorienreduzierte Diät anstreben und bei denen eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert wurde.
- mit einer Essstörung.
- die alkohol- oder drogenabhängig sind.
- die sich in naher Zukunft einer Operation unterziehen.
- mit einer seltenen Erkrankung (z.B. Carnitin-Mangel), die sich durch eine gestörte Ketogenese auszeichnet.
- mit einer akuten intermittierenden Porphyrie.
Was ist bei ketogener Ernährung zu beachten?
Eventuell benötigen Menschen unter ketogener Ernährung bestimmte Nährstoffe wie Calcium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, wenn diese nicht in angemessener Menge in den verzehrten Lebensmitteln vorkommen. Bestimmte Medikamente harmonieren nicht mit ketogener Ernährung. Bei gleichzeitiger Einnahme eines dieser Wirkstoffe (Barbiturate, Valproat, Topiramat, Sultiam und Zonisamid) ist eine Kontrolle der Blutwerte in Hinblick auf diese Antiepileptika wichtig.
Im Rahmen der Ketose, also der Verstoffwechslung von Fetten, scheidet der Körper mehr Wasser aus. Daher achten Menschen, die sich ketogen ernähren, idealerweise darauf, mehr Wasser zu trinken.
Restriktive Diäten sind im Allgemeinen auf Dauer schwer einzuhalten. Bei der ketogenen Ernährung liegt die Herausforderung darin, die Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate täglich unter 50 Gramm zu halten, denn diese sind schnell erreicht. Bereits eine Scheibe Brot oder eine Banane enthalten je etwa 20 Gramm Kohlenhydrate. Abseits von Lebensmitteln kommt Zucker beispielsweise in Medikamenten oder in einigen Fällen sogar in Zahnpasta vor. Medikamente sollten keinesfalls ohne vorherige ärztliche Absprache ausgetauscht oder abgesetzt werden. Der darin enthaltene Zucker sollte aber theoretisch bei einer sehr strikten Ketodiät berücksichtigt werden.
Veröffentlicht am: 14.08.2025
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