Demenz - Symptome & Verlauf
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Zusammenfassung
Demenz bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt „ohne Geist“ und ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, denen eine fortschreitende Beeinträchtigung des Denkens, Gedächtnisses oder Hirnleistungen gemein ist. Diese zeichnet sich unter anderem durch Vergesslichkeit, psychische Beschwerden und Schwierigkeiten darin, alltägliche Aufgaben zu verrichten, aus. Die mit 45-70% Prozent häufigste Demenzform stellt die Alzheimer-Erkrankung dar. Lesen Sie hier mehr zu Demenz und wie Sie betroffene Angehörige unterstützen können.
Was ist Demenz?
Jeder wird im Alter ein bisschen vergesslich, das ist normal und kein Grund zur Beunruhigung. Erschwert die Vergesslichkeit jedoch den Alltag oder macht sie ihn gar unmöglich, sprechen die Ärzte von Demenz. Diese Erkrankung hängt stärker mit dem Alter zusammen als jede andere Störung des Gehirns und kann unterschiedliche Ursachen haben.
Betroffene leiden neben der fortschreitenden, krankhaften Vergesslichkeit, die das Kurz- und Langzeitgedächtnis stört, auch daran, dass andere Gehirnfunktionen stetig nachlassen. Dazu zählen unter anderem der Verlust
- von sprachlichen, sozialen aber auch emotionalen Fähigkeiten
- des Lern- und Denkvermögens und die Fähigkeit, sich über komplexe Zusammenhänge einen Überblick zu verschaffen (Abstraktionsvermögen)
- der Fähigkeit, sich lange auf eine Sache zu konzentrieren und aufmerksam zu bleiben
- der Fähigkeit, sich an häufig gegangene Wege zu erinnern oder daran, welcher Tag oder welches Jahr gerade ist (zeitliche und räumliche Orientierung). Da das Kurzzeitgedächtnis zuerst betroffen ist, haben Patienten oft lang vergangene Dinge und Ereignisse im Kopf
Demenz hat unterschiedliche Formen
Demenz ist nicht gleich Demenz und stellt einen Sammelbegriff für unterschiedliche Formen dieser krankhaften Vergesslichkeit dar. Der Entstehung der Demenz liegen unterschiedliche Ursachen zugrunde, woraus sich die verschiedenen Demenzarten ergeben. Auch wenn unterschiedliche Demenzformen definiert sind, treten sie in der Regel nicht in ihrer Reinform auf. So leiden ca. 5-20 Prozent der Demenz-Kranken an einer Mischform aus Alzheimer und vaskulärer Demenz. Die Demenz-Erkrankungen treten in folgender Häufigkeit auf:
- Die Alzheimer-Erkrankung ist mit ca. 45-70 Prozent am weitesten verbreitet.
- Lewy-Body-Demenz mit ca. 3-10 Prozent.
- 15 bis 20 Prozent erkranken an der vaskulären Demenz.
- Die frontotemporale Demenz (Morbus Pick) tritt mit 3-18 Prozent auf.
Was verursacht eine Demenz?
Unabhängig von der Ursache, sterben bei jeder Demenzform die Nervenzellen in bestimmten Gehirnregionen mit der Zeit ab, diesen Prozess nennt man Neurodegeneration. Warum dies so ist, ist noch nicht eindeutig geklärt, jedoch lassen sich bei den einzelnen Formen bestimmte Auslöser bestimmen.
In der Wissenschaft geht man davon aus, dass bestimmte krankhaft veränderte Proteine, die sich in und an den Nervenzellen ablagern, der Grund dafür sind, dass die Nervenzellen absterben. Dies passiert zum Beispiel bei Alzheimer oder Lewy-Body-Demenz.
Auch eine dauerhafte Durchblutungsstörung im Gehirn kann eine Demenz nach sich ziehen. Diese vaskuläre Demenz kann ihren Ursprung in einem oder mehreren vorangegangenen Schlaganfällen haben. Dabei verstopfen die Blutgefäße, die dann nicht mehr in der Lage sind, die Nervenzellen mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Schlaganfälle sind meist die Folge einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).
Was sind die typischen Symptome von Demenz?
Betroffene leiden im Verlauf der Erkrankung an den unterschiedlichsten Symptomen. Diese können psychischer, körperlicher und geistiger Natur sein. Dabei hängt es von der Demenzform ab, welche Symptome auftreten.
Zu den psychischen Symptomen zählen unter anderem
- der Verlust von Hemmungen
- die Entwicklung von Ängsten, was in einem sozialen Rückzug resultieren kann
- das Gefühl von Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit bis hin zu Depressionen
- eine erhöhte Bereitschaft, sich anderen gegenüber aggressiv oder streitlustig zu verhalten
- Nervosität, die sich zum Beispiel darin äußert, dass Betroffene rastlos umhergehen
- das Auftreten von Wahnvorstellungen und Halluzinationen
Die körperlichen Symptome zeichnen sich zum Beispiel darin aus,
- dass es Betroffenen schwerfällt, ihren Harn- oder Stuhlabgang zu kontrollieren (Inkontinenz)
- dass Betroffene Essstörungen entwickeln oder keinen Appetit mehr haben
- dass der Schlaf-Wachrhythmus gestört ist
- dass Betroffene beim Gehen zum Beispiel häufig das Gleichgewicht verlieren (Gangstörungen)
- dass Probleme beim Kauen, Schlucken, Atmen sowie Versteifungen der Gliedmaßen vorkommen
Die kognitiven Symptome, das heißt die Störungen im Wahrnehmungs- und Denkprozess, zeigen sich unter anderem darin, dass
- im Verlauf der Erkrankung zunächst das Kurzzeitgedächtnis verloren geht. Später ist dann auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Damit verblassen die Erinnerungen an die Vergangenheit, und es fällt schwer, eigentlich lange bekannte Menschen zu erkennen.
- es schwerfällt, sich lange zu konzentrieren oder den verschiedenen Tätigkeiten die volle Aufmerksamkeit zu schenken. So können sich viele zum Beispiel häufig nicht daran erinnern, wo sie bestimmte Gegenstände hingelegt haben.
- Sprachprobleme auftreten. Diese äußern sich in Wortfindungsstörungen oder in einer Sprache mit sinnlos aneinandergereihten Worten.
- es zunehmend schwerfällt, der Körperhygiene ordentlich nachzugehen, sich richtig anzuziehen oder den Haushalt zu führen.
- Betroffene vergessen, wie sie alltägliche Gebrauchsgegenstände zielgerichtet benutzen müssen.
Warnsignale einer Alzheimer-Erkrankung
- Kleinere Gedächtnislücken sind völlig normal, besonders im höheren Alter. Nehmen diese allerdings zu und beeinträchtigen den Tagesablauf, könnte es ein Anzeichen für Alzheimer sein
- Alzheimerpatienten vergessen nicht manchmal sondern häufiger
- Einfachste Handlungen fallen schwer. Einen Knopf an der Bluse/Hose schließen
- Namen für bekannte Dinge können nicht mehr angegeben werden oder im eigenen Haushalt gefunden werden
- Während eines Spazierganges wird der nach Hause Weg nicht mehr gefunden
- Gefahren werden nicht mehr erkannt
- Abstraktes Denken fällt schwer
- Patienten sehen sich nicht als krank an
- Man will nur noch seine Ruhe haben und habe keinerlei Antrieb mehr
Wie stellt der Arzt eine Demenz fest?
Eine Demenz wird in mehreren Schritten diagnostiziert. Dazu gehören das Patientengespräch (Anamnese), Demenztests sowie die körperliche Untersuchung und Labortests.
Im Patientengespräch erkundigt sich der Arzt zunächst nach bestehenden Beschwerden und Vorerkrankungen und ob der betroffene Mensch regelmäßig Medikamente einnimmt. Bereits im Gespräch bemerkt der Arzt meist, wie gut sich sein Patient auf das Gesagte konzentrieren kann und wie aufmerksam er ist. Zudem spricht der Arzt oft mit Angehörigen, um festzustellen, ob Veränderungen wie Unruhe oder Aggressivität vorliegen. Um herauszufinden, wie weit bereits der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit vorangeschritten ist, führt der Arzt verschiedene Demenztests durch.
Ein Test ist der Minimal Mental Status Test (MMST), der aus einer Kombination aus einfachen Fragen und Handlungsaufforderungen besteht. So findet der Arzt leicht heraus, wie es um die Fähigkeit bestellt ist, sich Dinge zu merken, sich zeitlich und örtlich zu orientieren, wie lange der Betroffene aufmerksam bleibt und sich an kürzlich Gesagtes erinnern und dieses wiedergeben kann.
Zudem kann man das Erkrankungsstadium erkennen:
- MMST 20 – 26 Punkte: leichte Alzheimer Demenz
- MMST 10 – 19 Punkte: moderate/mittelschwere Alzheimer Demenz
- MMST < 10 Punkte: schwere Alzheimer Demenz
Ein weiterer ebenfalls simpler Test stellt der Uhrentest dar. Hier bittet der Arzt den Patienten, eine Uhr mit zwölf Zahlen, zwei Zeigern und die vom Arzt genannte Uhrzeit zu zeichnen. Demente Patienten positionieren meist den Stundenzeiger richtig und den Minutenzeiger falsch.
DemTect ist die Kurzbezeichnung für „Demenz Detection“. Hier werden dem Patienten 10 Begriffe (Hund, Katze, Tisch, Stuhl usw.) vorgelesen und er muss diese in egal welcher Reihenfolge wiederholen. Des Weiteren soll er Dinge angeben, die er im Supermarkt kaufen kann. Für jede Aufgabe werden Punkte vergeben und am Gesamtergebnis kann man abschätzen, in wie weit die geistigen Eigenschaften eingeschränkt sind.
Die körperliche Untersuchung und die Laborergebnisse aus einer entnommenen Blutprobe helfen dem Arzt dabei, andere Erkrankungen, und damit auch eine sekundäre Demenz, auszuschließen. Besonders interessieren ihn hierbei die Schilddrüsen-, Nieren- und Leberwerte, die Blutsalze, Pupillenreaktion, Muskelreflexe und der Blutzucker.
Bildgebende Untersuchungen sollen z.B. Tumore ausschließen.
Wie behandelt der Arzt eine Demenz?
Da sich die geschädigten Nervenzellen nicht durch Medikamente reparieren lassen, ist die Demenz nicht heilbar. Das generelle Ziel der Demenzbehandlung liegt deswegen darin, den Patienten solange wie möglich geistig fit zu halten. Der Behandlungsansatz liegt darin, Medikamente mit nicht-medikamentösen Therapien zu kombinieren.
Medikamentöse Maßnahmen
Je nach Demenzform lassen sich verschiedene Wirkstoffe einsetzen:
- Ginkgo-Produkte um die Durchblutung der feinen Adern im Gehirn zu verbessern
- Beruhigungsmittel, um zum Beispiel die typische Rastlosigkeit oder Schlafprobleme zu lindern.
- Antidepressiva, wenn die Betroffenen unter Depressionen leiden oder Angstzustände entwickeln.
- Antidementiva, um dem fortschreitenden Gedächtnisverlust entgegenzuwirken. Gleichzeitig verbessern sie die Denkfähigkeit, da sie verschiedene Botenstoffe im Gehirn beeinflussen.
- Neuroleptika, wenn die Betroffenen unter Wahnvorstellungen oder Halluzinationen leiden.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Mit nicht-medikamentösen Maßnahmen ist es möglich, die verbliebenen Fähigkeiten der Betroffenen zu stärken und die Lebensqualität zu verbessern. Dies steigert häufig das Selbstwertgefühl. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:
- Krankengymnastik, um die motorischen Fähigkeiten zu fördern.
- Verhaltenstherapie, um die Selbstständigkeit zu bessern und die Krankheitsbewältigung zu unterstützen.
- Kognitive Therapie, um die geistigen Fähigkeiten zu trainieren. Hier können Fotos und Bücher unterstützen um Erinnerungen zu behalten. Zum Teil können verschiedene Räume farblich gekennzeichnet werden, um sie zu unterscheiden.
- Milieutherapie, um die Lebensbedingungen und den Tagesablauf an das Krankheitsstadium anzupassen. Räume sollten so gestaltet werden, dass der Patient sich sicher fühlt, weiche Stoffe, nette Düfte, Blumen.
- Psychotherapie, um die seelische Krankheitsbewältigung zu unterstützen.
- Ergotherapie, um Alltagsfähigkeiten zu trainieren und zu erhalten.
Was können Sie als Angehöriger tun?
Ist ein Angehöriger von einer Demenz betroffen, können Ihnen folgende Tipps vielleicht bei der Betreuung und im Alltag eine Hilfe sein.
- Seien Sie gemeinsam mit Ihrem Angehörigen aktiv: Singen, basteln oder malen Sie mit ihm und lassen Sie ihn fühlen, dass er Ihnen wichtig ist.
- Wohnt der Erkrankte noch allein zu Hause, bauen sie Rauchmelder ein, da oft vergessen wird, den Herd auszumachen
- Rufen sie sich schöne Ereignisse ins Gedächtnis, indem sie sich Fotoalben anschauen
- Seien Sie im Umgang mit Ihrem Angehörigen geduldig und unterstützen Sie ihn darin, Ihnen gut folgen und Sie verstehen zu können. Dafür ist es wichtig, langsam und deutlich zu sprechen und wichtige Dinge zu wiederholen. Zudem sollte Blickkontakt gehalten werden.
- Demenzkranke verhalten sich oft anders, als Sie es von ihnen gewohnt sind. Nehmen Sie daher etwaige Anschuldigungen nicht persönlich.
- Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein.
- Zeigen Sie Verständnis, wenn der Betroffene unter Ängsten leidet oder er niedergeschlagen ist und versuchen Sie, ihn ernst zu nehmen.
- Sorgen Sie für eine ruhige und stressfreie Umgebung. Dabei helfen ein fester Tagesablauf und die Vermeidung von Veränderungen im Umfeld des Betroffenen.
- Medikamente die eingenommen werden, sollten kontrolliert werden und ggf. nicht allein gelassen werden, damit keine Medikamente doppelt genommen werden oder gar nicht.
- Wichtig: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und eine ausreichende Körperpflege. Häufig haben die Patienten keinen Hunger oder Durst. Gestalten sie den Tisch schön oder verwenden sie ein Erinnerungsplättchen für Trinken.
Veröffentlicht am: 10.03.2022
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- F00; F01; F02; F03; G30; G31
- Quelle: DIMDI
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Quellen
[1] Bundesministerium für Bildung und Forschung. https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/demenz-wenn-vergesslichkeit-zur-krankheit-wird-5948.php
[2] Bundesministerium für Gesundheit. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-demenz/krankheitsbild-und-verlauf.html
[3] Stiftung Gesundheitswissen. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/demenz/hintergrund
[4] Stiftung Gesundheitswissen. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/vaskulaere-demenz/hintergrund
[5] Neurologen und Psychiater im Netz. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/alzheimer-erkrankung/was-ist-alzheimer
[6] Neurologen und Psychiater im Netz. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/demenz/was-ist-eine-demenz/
[7] Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/demenz/inhalt
[8] Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. https://www.deutsche-alzheimer.de/die-krankheit/frontotemporale-demenz.html
[9] Alzheimer Forschung Initiative e.V. https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/symptome/stadien/
[10] Pressemitteilung: Wie Musik Demenzkranken helfen kann. https://www.thieme.de/de/presse/wie-musik-demenzkranken-helfen-kann-150297.htm. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2019
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