Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Diabetes mellitus gehört in Deutschland zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Kindesalter. Nach Schätzungen von Experten sind zur Zeit etwa 15.000 bis 17.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren von Typ-1-Diabetes betroffen und das nimmt in den nächsten Jahren noch deutlich zu. Warum das so ist, ist nicht ganz geklärt. Der Diabetes-Typ-2 ist bei jungen Menschen sehr selten, in Deutschland tritt er bei etwa 2 von 100.000 unter 20-Jährigen auf (Erklärung der beiden Diabetes-Typen). Parallel zum Anstieg von Übergewicht und Adipositas bei Kindern- und Jugendlichen, hat auch die Häufigkeit des Typ-2 -Diabetes in dieser Altersgruppe zugenommen. (1)
Auch bei Kindern fallen zuerst die klassischen Symptome des Diabetes auf:
starker Durst
häufiger Harndrang
Gewichtsabnahme
Heißhungerattacken
Müdigkeit, Konzentrations- und Leistungsschwächen
Laut den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (1) erfolgt die Diagnose eines Typ-1 Diabetes aufgrund der oben beschriebenen klinischen Symptomatik zusammen mit der Blutzuckermessung. In Zweifelsfällen werden weitere Parameter untersucht, zum Beispiel:
Diabetes-assoziierte Autoantikörper,
oraler Glucosetoleranztest,
HbA1c-Bestimmung.
Die Erstbehandlung eines Typ-1-Diabetes bei einem jungen Patienten, sollte in einer spezialisierten Klinik erfolgen. Erstens ist eine Stoffwechseleinstellung nötig, zweitens muss sowohl der junge Patient, wie die Eltern ausführlich im Umgang mit der Erkrankung geschult werden. All das lässt sich am besten stationär durchführen.
Die Therapie der Typ-1-Diabetes beginnt unmittelbar mit der Insulineinstellung und begleitenden Beratungsmaßnahmen. Dadurch soll einerseits der Stoffwechsel der jungen Patienten optimal eingestellt und akute Blutzuckerentgleisungen, wie Hypoglykämien und Ketoazidosen, vermieden werden. Ein kinderdiabetologisch-erfahrenes Team wird die Behandlung gemeinsam mit der Familie auf die Lebensumstände, die individuellen Erfordernisse und Bedürfnisse auf das Alter des jungen Patienten abstimmen. Ziel ist es, dass sich die Kinder möglichst normal entwickeln und am sozialen Leben teilhaben. Eltern, Betreuer und Pädagogen von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes sollten stets auf die bestmögliche Gesundheit und Lebensqualität des Kindes und seiner Familie achten.
Eltern bekommen meist schnell ein Gespür dafür, wenn ihr Kind unterzuckert, und sollten Erziehern oder Lehrern für den Fall der Fälle entsprechende Informationen geben. Kinder im Schulalter können frühe Anzeichen einer Unterzuckerung oft bereits selbst erkennen und richtig reagieren. Kindergartenkinder können zwar schon mitteilen, dass sie Symptome fühlen, nehmen diese aber nicht immer zuverlässig wahr. Ebenso wie Kleinkinder sind sie darauf angewiesen, dass Eltern oder Betreuer auf Warnzeichen achten und richtig handeln.
Nicht nur die jungen Patienten selbst, sondern auch ihre Eltern brauchen eine intensive Schulung über die Erkrankung, ihre Folgen und den Umgang damit. Hierbei werden nicht nur theoretische Fakten vermittelt, sondern alle Beteiligten lernen die praktischen Fähigkeiten zum Krankheitsmanagement. Wichtig ist aber auch, dass Lehrer, Betreuer und andere Menschen aus dem Umfeld der Kinder über den Diabetes informiert sind. Je mehr Menschen mit der Erkrankung vertraut sind, umso sicherer ist das Leben des Patienten und umso größer ist die Entlastung für die Familie.
In der Schulung der Eltern thematisiert man neben dem theoretischen Teil auch alle praktischen Alltagsfragen, die auftauchen können; etwa den Umgang mit Süßigkeiten oder das Verhalten in der Schule, bei Spiel und Sport. Außerdem erhalten die Eltern Unterstützung bei pädagogischen und psychologischen Problemen – und Hilfe zur Selbsthilfe.
Bei den Patienten selbst unterscheiden sich Inhalte und didaktische Vorgehensweise je nach Alter. Das Training zum selbstständigen Umgang mit der Erkrankung beginnt in der Regel mit dem Schulbeginn. In diesem Alter sollten die Kinder wissen, wie sie eine Hypoglykämie erkennen und darauf reagieren können. Auch sollten Kinder mit Diabetes im Grundschulalter in der Lage sein, ihren Blutzucker zu messen und Insulin zu spritzen. Und sie sollten im Prinzip verstehen, wie Insulindosis und Nahrungsaufnahme zusammenhängen. Natürlich ist eine selbstständige Anpassung der Insulindosis je nach den zugeführten Kohlehydraten meist erst bei Jugendlichen möglich.
Befolgen Sie die Anweisungen des Diabetes-Teams gewissenhaft, aber packen Sie Ihr Kind nicht in „Watte“. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ein möglichst „normales“ Leben führt und unter den anderen nicht zum Außenseiter wird.
Informieren Sie alle, die mit Ihrem Kind näheren Umgang haben (Babysitter, Tagesmütter, Kindergärtnerin, Lehrer, etc.) über den Diabetes Ihres Kindes. Auch Freunde und Bekannte sollten mit der Erkrankung zumindest soweit vertraut sein, dass sie im Ernstfall notwendige Hilfsmaßnahmen ergreifen können (vor allem bei Hypoglykämie). Je besser alle Beteiligten informiert sind, desto souveräner werden sie mit der Erkrankung umgehen können.
Kinder mit Diabetes dürfen und sollen körperlich aktiv sein. Sie können uneingeschränkt am Sport und anderen Aktivitäten in Kindergarten und Schule teilnehmen. Zu beachten ist nur, dass Sport den Blutzuckerspiegel senkt. Deswegen sollten Kinder mit Typ-1-Diabetes nach ärztlicher Anweisung entweder vorher weniger Insulin spritzen oder zusätzliche Kohlenhydrate zu sich nehmen. Vor sportlichen Aktivitäten also auf jeden Fall den Blutzucker messen und Traubenzucker griffbereit halten. Stimmen Sie mit Ihrem Arzt ab, wie Sie die Therapie beim Sport anpassen sollten (Weitere Infos zu Sport und Diabetes).
Auch bei Ausflügen und Klassenfahrten kann ein Kind mit Diabetes selbstverständlich teilnehmen. Je nach Alter braucht es vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit und eine gute Vorbereitung. Bei jüngeren Kindern ist es eventuell sinnvoll, dass ein Elternteil als Begleitung dabei ist. Bei ungewöhnlichen körperlichen Belastungen muss eventuell der Therapieplan angepasst werden; besprechen Sie das mit dem Lehrer und Ihrem Arzt.
Durch Infekte kommen die Blutzuckerwerte bei Kindern schnell durcheinander. Wenn Ihr Kind krank ist, sollten Sie den Blutzuckerspiegel häufiger als normal kontrollieren. Fieberhafte Erkrankungen können den Insulinbedarf um 10–30 % erhöhen. Auch hier muss die Insulindosis entsprechend angepasst werden, aber das sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt absprechen.
Um die hohe Qualität unserer Inhalte sicher zu stellen, wurde dieser Text von unserem Team aus Apothekerinnen und Apothekern geprüft. Die bereitgestellten Inhalte dienen lediglich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Texte sind nicht zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten gedacht.
Referenzen
(1) S3-Leitlinie der DDG und AGPD 2015: Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes – und Jugendalter
https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/2016/DM_im_Kinder-_und_Jugendalter-final-2016-20170223.pdf
Bildhinweise
Titelbild: AdobeStock