Jeder zweite Diabetespatient ist betroffen. Von den etwa 6,5 Millionen Menschen mit Diabetes leiden schätzungsweise 800.000 gleichzeitig an einer behandlungsbedürftigen Depression. Dazu kommt, dass jeder zweite Diabetespatient aufgrund seines Diabetes im Alltag belastet ist. Das berichtete Dr. Rainer Paust, Leiter des Instituts für Psychosoziale Medizin am Elisabeth-Krankenhaus Essen, auf der Fachtagung „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“ 2018 in Düsseldorf (1). Viele Diabetes-Patienten hätten Probleme mit Hypoglykämien, mit der Selbstbehandlung oder mit der richtigen Ernährung und über die Hälfte habe Angst vor Folgeerkrankungen. Als weitere Beispiele für diabetesspezifische Ängste führte Paust an: Angst vor Kontrollverlust, vor dem Fortschreiten der Erkrankung oder die übertriebene Sorge vor der Insulinbehandlung, Angst vor Überforderung oder sozialer Ausgrenzung.
Diabetes erhöht also das Risiko für Depressionen. Depressionen und ihre Auswirkungen auf den Lebensstil wiederum gefährden die Diabetestherapie. „Patienten mit Diabetes müssen jeden Tag Verantwortung für ihre Therapie übernehmen, ihre Blutzuckerwerte genau im Blick haben, Medikamente dosieren und einnehmen, Rückschläge verarbeiten. Dies kann besonders dann sehr stressig und depressionsfördernd sein, wenn neben dem Diabetes noch andere Belastungen im Leben vorhanden sind, negative Erfahrungen, wie Unterzuckerungen oder Folgeerkrankungen auftreten oder Menschen wenig Unterstützung im Umgang mit dem Diabetes erfahren“, so Professor Bernd Kulzer, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).²
Menschen mit Diabetes und Depression sind kränker
Vor allem bei jüngeren Männern mit Diabetes Typ 1 ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung die Suizidgefahr um 50 Prozent erhöht. Fakt ist, so das Resümee der DDG: „Depressive Diabetespatienten sind kränker und sterben früher.“ (2)
Dennoch werden Depressionen bei Diabetes häufig nicht erkannt. Bei Bedarf helfen der Hausarzt oder psychologische oder psychotherapeutische Spezialisten weiter (siehe unten).
Erste Anzeichen einer depressiven Erkrankung können beispielsweise sein:
- Anhaltende Müdigkeit,
- Antriebslosigkeit
- Traurige Verstimmung
- Schlafstörungen
Betroffene sollten sich bei den ersten Anzeichen einer möglichen depressiven Erkrankung psychologische Hilfe suchen. Zwar kann jeder zugelassene Psychotherapeut auch einen depressiv erkrankten Menschen mit Diabetes behandeln, der Therapeut sollte sich aber mit dem Krankheitsbild auskennen. Lässt sich langfristig der Blutzuckerspiegel nicht stabil einstellen, sollte sich der Patient an einen Psychotherapeuten wenden, der speziell in der Diabetestherapie weitergebildet ist, zum Beispiel einen „Fachpsychologen Diabetes DDG“. Auch die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) bietet solche Zusatzausbildungen an und vermittelt entsprechende Adressen.
Psychotherapeuten mit einer diabetologischen Zusatzausbildung können einen wesentlichen Beitrag zu einer besseren Versorgung und einer höheren Lebensqualität der Menschen mit dieser Stoffwechselerkrankung leisten. Ziel der Therapie ist es, den Betroffenen dabei zu helfen, die höchst anspruchsvolle Therapie bei Diabetes eigenverantwortlich und gut umzusetzen
Spezielle psychologische Hilfe für Menschen mit Diabetes:
Eine Liste aller „Fachpsychologen Diabetes DDG“ finden Sie unter:
https://www.diabetes-psychologie.de/Psychotherapeutensuche
(Suche nach Postleitzahlen ist möglich)
Auch die Bundespsychotherapeutenkammer(BPtK) bietet eine Suche nach Psychotherapeuten (nach Bundesländern) an: http://www.bptk.de/service/therapeutensuche.html
Quellen
(1) https://www.ptk-nrw.de/de/aktuelles/nachrichten-2018/detail/article/fachtag-spezielle-psychotherapie-bei-diabetes-der-ptk-nrw-am-31102018-in-duesseldorf.html
(2) https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/ddg-pressemeldungen/meldungen-detailansicht/article/menschen-mit-diabetes-leiden-doppelt-so-haeufig-an-depressionen.html
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/978464/diabetes-grosse-hoffnung-spezielle-psychotherapie.html
COMMENTS