Viele Menschen sehnen sich nach Intimität und wollen dabei das intensive Haut-zu-Haut-Gefühl genießen, das beim Sex ohne Kondom entsteht. Das Bedürfnis, sich dem anderen nah und verbunden zu fühlen ist nachvollziehbar und gehört zu einer schönen sexuellen Erfahrung dazu. Daher ist die als Barebacking bezeichnete Sexpraktik, das heißt Sex ohne Kondom, bei vielen Menschen sehr beliebt: Mit oder ohne HIV-Erkrankung und trotz der möglichen gesundheitlichen Risiken für sich oder die andere Person.
In den 1990er Jahren stellte eine HIV-Infektion noch eine der größten Ängste unter den schwulen und bisexuellen Männern dar. Doch seitdem hat sich in der medikamentösen Behandlung von HIV viel getan. Durch die antiretrovirale Therapie (ART) ist es möglich, die Viruslast im Körper bis unter die Nachweisgrenze zu reduzieren. Das bedeutet, dass die Person zwar weiterhin HIV-positiv ist, aber nur so wenig Viren im Körper hat, dass sie andere Menschen nicht infizieren kann. Um die Viruslast so herabzusetzen, ist es nötig, die ART dauerhaft und ohne Unterbrechungen einzunehmen.1,2
Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, die Angst vor einer Infektion zu senken, da bei einer nicht nachweisbaren Viruslast im Blut trotz praktiziertem Barebacking eine Infektion nicht möglich ist. Auch die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP), eine medikamentöse Behandlung, schützt gesunde Menschen vor einer HIV-Infektion beim Sex mit einer positiven Person. Die Entwicklung beider medikamentöser Behandlungsformen hat dazu beigetragen, die Sorgen der Menschen vor einer Ansteckung beim Sex zu verringern.1,2
Die Medikamente schützen beim Barebacking allerdings nicht vor einer Infektion mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen (sexually transmitted diseases, STI). Einige von ihnen erhöhen das Risiko einer HIV-Infektion, weil sie zu Hautveränderungen wie Bläschen oder Geschwüren führen. Diese bieten ein Eintrittstor, wenn eine HIV-negative Person mit einer STI mit einer unbehandelten HIV-positiven Person vaginal oder anal barebacked. Auch anale Blutungen wie sie durch Hämorrhoiden oder eine Herpes-Infektion ausgelöst werden können, erhöhen sowohl die Ansteckung mit als auch die Übertragung von HIV sowie anderen Krankheitserregern wie Hepatitis-C oder STIs.2
Bei unbehandelten Menschen mit HIV führt eine STI dazu, dass sie vermehrt Viren ausscheiden und damit infektiöser werden. Eine ART unterbindet die Übertragung des HI-Virus trotz einer solchen Geschlechtskrankheit, solange die Viruslast nicht nachweisbar ist.2
Herpes simplex (Virus Typ 2)
Gonorrhö (Tripper)
Genitalwarzen ausgelöst durch das Humane Papillomavirus (HPV)
Chlamydien
Intime Gespräche sind oft nicht leicht und können die sexuell angeregte Stimmung dimmen. Dennoch kann es zum Eigen- und Fremdschutz beitragen, sich vertrauensvoll zur eigenen Gesundheit zu äußern und sich nach der des Gegenübers zu erkundigen.3
Menschen mit HIV schützen sich vor den Symptomen und dem Fortschreiten der Erkrankung, indem sie eine ART einnehmen. Gleichzeitig schützt sie auch den Sexualpartner, solange die Viruslast nicht nachweisbar bleibt. Zudem kann sich die HIV-negative Person durch eine regelmäßig eingenommene Prä-Expositionsprophylaxe schützen. Zusätzliche effektive Maßnahmen, die gleichzeitig auch vor einer Ansteckung mit STI schützen, sind Kondome und Gleitgel. Darüber decken zum richtigen Zeitpunkt angewendete Tests neben einer HIV-Infektion auch STI auf, die sich dann entsprechend behandeln lassen, bevor es zu einer Übertragung kommt. Eine vertrauensvolle, monogame Beziehung schützt ebenfalls, wenn beide das Gefühl der Intimität nicht missen wollen.2,3
Besteht der Verdacht, eine andere Person mit HIV angesteckt zu haben, ist es dringend notwendig, diese so schnell wie möglich zu informieren. Dann besteht für sie die Möglichkeit, sich und andere durch eine Post-Expositionsprophylaxe vor einer Infektion mit HIV zu schützen.2
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Referenzen
Pink News. Everything you ever wanted to know about barebacking, including what it means and what the risks arehttps://www.thepinknews.com/2021/03/07/what-is-barebacking-gay-mean-anal-sex-hiv-prep/ Veröffentlicht: 07.03.2021 Abgerufen: 03.04.2025
Aidsmap. Anal sex and the risk of HIV transmission. https://www.aidsmap.com/about-hiv/anal-sex-and-risk-hiv-transmission Veröffentlicht: 07.2019 Abgerufen: 03.04.2025
Verywell Health. Bareback Sex: Is It Safe to Go Condomless? https://www.verywellhealth.com/barebacking-unprotected-anal-intercourse-2328414 Aktualisiert: 26.082024. Abgerufen: 03.04.2025
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