Was ist MS?


Die Multiple Sklerose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) und wird medizinisch auch Encephalomyelitis disseminata genannt. Die genaue Ursache ist weiterhin unklar, es handelt sich jedoch um eine immunvermittelte Erkrankung, bei der das Immunsystem die so genannten Mark- oder Myelinscheiden der Nervenzellen angreift, und zwar im Gehirn, im Rückenmark und im Sehnerv des Auges. Wird das Myelin geschädigt, stört oder verhindert das die Weiterleitung der Nervensignale. Funktionierende Nervensignale sind jedoch die Grundvoraussetzung, damit wir denken, sprechen, sehen oder laufen können, um nur einiges zu nennen.
Die Myelinscheiden werden im ZNS von speziellen Zellen gebildet, den Oligodendrozyten. Die Myelinscheiden umwickeln die Fortsätze vieler Nervenzellen wie die Isolierung um ein elektrisches Kabel. Das dient hauptsächlich dazu, die Weiterleitungsgeschwindigkeit der Nervensignale zu erhöhen. Ohne sie wären viele Hochleistungsfunktionen im zentralen Nervensystem nicht möglich. Der Sehnerv zum Beispiel, der das Auge mit dem Gehirn verbindet, müsste bei gleicher Leistungsfähigkeit einen Durchmesser von fast 30 cm haben, gäbe es kein Myelin.
Unser Immunsystem schützt uns vor Krankheitserregern, indem es diese unschädlich macht, wenn sie in den Körper eindringen. Bei der Multiplen Sklerose und anderen sogenannten Autoimmunerkrankungen scheinen Teile dieses Abwehrmechanismus falsch programmiert zu sein. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen, gesunden Körper und bildet Abwehrelemente (Immunzellen, Antikörper und Entzündungsstoffe) gegen Teile der Nervenzellen, die Myelinscheiden. Diese werden dadurch geschädigt oder zerstört.
Die Anzeichen einer MS variieren bei den einzelnen Betroffenen sehr stark. Deswegen wird die MS auch als „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ bezeichnet. Dabei hängt die Art der MS-Symptome davon ab, welche Nervenfasern geschädigt wurden. Die Schwere der MS-Symptome wiederum hängt vom Ausmaß der Schädigung des Myelins ab. Häufige Symptome der MS sind:
extreme Müdigkeit (Fatigue)
Koordinationsschwierigkeiten beim Gehen
Muskelschwäche
Kitzeln und Taubheit in den Gliedern
Sehprobleme (unscharfes oder Doppeltsehen)
Probleme bei der Kontrolle von Blase oder Darm
kognitive Einschränkungen (Konzentration und Gedächtnis)
Depression und Stimmungsschwankungen
Die Symptome der MS können sich entweder langsam und kontinuierlich entwickeln, oder die MS tritt in so genannten Schüben auf, zwischen denen sich die Symptome wieder verbessern können. (siehe auch Verlaufsformen der MS)
Trotz intensiver Forschung sind die Ursachen der MS bisher noch nicht geklärt. Diskutiert werden zurzeit folgende Faktoren, die auf Ausbruch und Verlauf einer MS Einfluss haben könnten:
Lebenswandel (zum Beispiel Rauchen)
Umwelt (Vitamin-D-Mangel durch zu wenig Sonnenlicht)
genetische Veranlagung
biologische Faktoren (Virusinfektion)
Multiple Sklerose kann in jedem Alter auftreten (bereits bei Zweijährigen). Sie wird aber im Alter zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr am häufigsten diagnostiziert. MS kommt bei Frauen zwei- bis dreimal so häufig vor wie bei Männern und ist umso häufiger, je weiter man vom Äquator entfernt wohnt.
Nach Schätzungen leben weltweit ca. 2,5 Millionen Menschen mit MS. Die Verteilung ist allerdings nicht gleichmäßig: mit der geographischen Entfernung vom Äquator wird sie häufiger. In Deutschland leben nach Daten des Bundesversicherungsamtes aus dem Jahr 2010 mehr als 200.000 MS-Patienten. Jährlich werden etwa 2500 Menschen mit MS neu diagnostiziert.
MS ist noch nicht heilbar. Sie ist aber für die überwiegende Anzahl der Betroffenen auch nicht tödlich. Dank der verbesserten Therapiemethoden und der effektiveren Behandlung der Symptome haben die meisten MS-Patienten eine normale oder annähernd normale Lebenserwartung. In den letzten Jahren hat die Medizin viele neue Behandlungsmethoden entwickelt, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Schübe verhindern bzw. verzögern.
Hier finden Sie übersichtliche Informationen zur Multiple Sklerose, ihren Symptomen und Ursachen.
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