Gelenke schützen bei Rheuma – Wie geht das?

Gelenke schützen bei Rheuma – Wie geht das?

Anpassungen von Bewegungsmustern, Hilfsmittel und Verhaltensänderungen können sich positiv auf den Schutz rheumatischer, schmerzender Gelenke auswirken und so auch eine Therapie unterstützen. Erfahren Sie mehr darüber, was dies konkret bedeutet und was mit Gelenkschutz erreicht werden kann, welche Tricks die Gelenke im Alltag entlasten und wo Sie weitere Hilfe zum Schutz Ihrer Gelenke erhalten können.

Der Begriff Gelenkschutz klingt nach Knieschonern beim Inlineskating. Bei rheumatischen Erkrankungen geht es ebenfalls darum, mögliche Schädigungen von Gelenken zu verhindern, die infolge des eigenen Verhaltens auftreten oder verschlimmert werden könnten. Ganz besonders sollen durch diesen besonderen Art von Gelenkschutz auch Schmerzen reduziert werden, die schon bei ganz alltäglichen Handlungen auftreten können. Auch der Erhalt der Gelenkfunktion ist wesentlicher Zweck der verschiedenen Ansätze zum Gelenkschutz, der bei Rheuma eine Reihe von Strategien umfasst:

  • Erlernen sicherer Bewegungsmuster
  • Einsatz von Hilfsmitteln
  • Anpassung des Verhaltens

Diese Strategien werden vor allem in einer Ergotherapie vermittelt und eingeübt.

Ergotherapie zum Erlernen von Gelenkschutz-Strategien

In einer wissenschaftlichen Untersuchung wurde jedoch deutlich, dass viele Rheuma-Patienten nicht wissen, dass es erlernbare Methoden und Hilfsmittel gibt, die ihren Alltag schonender und schmerzfreier gestalten könnten. Forscher befragten 192 Patienten mit verschiedenen rheumatischen Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis oder Psoriasis-Arthritis) mit Beeinträchtigung besonders der Hände nach ihren Einschätzungen zu Programmen zum Erlernen von Gelenkschutz-Strategien. Welche Hürden sahen sie, und in welcher Weise wäre ein solches Programm optimal zu nutzen?  Die meisten der Patienten (82 %) wussten nicht, dass es Unterstützung rund um den Schutz ihrer erkrankten Gelenke gab. Als wesentliche Hürden sahen 44 % der Teilnehmer, dass Programme zum Erlernen, beispielsweise Ergotherapie-Termine, eventuell zu teuer sein könnten. 39 % der Patienten nannten Zeitmangel als größtes Problem, 36 % konnten sich nicht vorstellen, solche Termine mit ihrer Arbeitszeit vereinbaren zu können, und weitere 28 % befürchteten lange Anfahrtswege. Hilfreich, so die Patienten, wäre dagegen ein Programm in der Nähe (25 %), wissenschaftliche Daten zur Wirksamkeit (26 %) und Online-Angebote (54 %).1

Wie wirksam Programme zum Erlernen von Gelenkschutz sein können, ermittelten Forscher in einer Studienübersicht. Besonders mittel- und langfristig zeigten sich Schmerzlinderung und bessere Funktionalität im Vergleich zur Standardbehandlung ohne gezielten Gelenkschutz.2

Handgelenke im Alltag schützen

Was bedeutet Gelenkschutz nun konkret? Es gibt viele Strategien, die den Alltag mit Rheuma erleichtern können:3

  • Größere Griffe von Besteck und Werkzeug können die Hände entlasten. Als Hilfsmittel gibt es dazu selbstgebastelte oder gekaufte Verdickungen für Gabel, Messer und anderes.
  • Gerade Linien der Gelenke, z. B. vom Unterarm zur Hand, entlasten erkrankte Gelenke. Als Hilfsmittel können etwa Bandagen zur Gelenkstütze bei Handarbeiten genutzt werden. Bei der Computerarbeit helfen Auflagen für den Unterarm oder spezielle Tastaturen.
  • Große Gelenke unterstützen kleine Gelenke. Entsprechende entlastende Bewegungsmuster können in der Ergotherapie erlernt und geübt werden.
  • Die Hebelwirkung zu nutzen, spart Kraft. Als Hilfsmittel gibt es hierzu beispielsweise Deckelöffner-Hilfen oder Verlängerungen, die auf Griffe gesteckt werden können.
  • Lasten verteilen hilft allen Gelenken. Ein Beispiel ist der Transport eines Einkaufs oder der Arbeitsunterlagen mit einem Trolly oder im Rucksack.
  • Computerarbeit profitiert vom Positionswechsel. Dabei hilft beispielsweise der Wechsel zwischen einer vertikalen und einer klassischen Maus, für den Wechsel von Sitzen zu Stehen gibt es höhenverstellbare Tische oder Stehpulte. Aber auch am normalen Schreibtisch kann man mal gerade und mal mit hochgelegten Füßen zurückgelehnt arbeiten.

Viele Rheuma Hilfsmittel können vom Facharzt verschrieben werden, wenn sie dazu geeignet sind, eine bestehende Beeinträchtigung zu kompensieren.4 Häufig können Ergotherapeuten auch Tipps geben, wie manche Hilfsmittel einfach selbst gebastelt werden können. Die Ergotherapie selbst kann vom Rheumatologen verschrieben werden. Sprechen Sie Ihren Arzt einfach mal darauf an!

Referenzen

1. Bobos P, MacDermid J, Ziebart C, Boutsikari E, Lalone E, Ferreira L, Grewal R. Barriers, facilitators, preferences and expectations of joint protection programmes for patients with hand arthritis: a cross-sectional survey. BMJ Open. 2021 Jan 22;11(1):e041935. doi: 10.1136/bmjopen-2020-041935. PMID: 33483445; PMCID: PMC7831706. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33483445/

2. Bobos P, Nazari G, Szekeres M, Lalone EA, Ferreira L, MacDermid JC. The effectiveness of joint-protection programs on pain, hand function, and grip strength levels in patients with hand arthritis: A systematic review and meta-analysis. J Hand Ther. 2019 Apr-Jun;32(2):194-211. doi: 10.1016/j.jht.2018.09.012. Epub 2018 Dec 23. PMID: 30587434. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30587434/

3. https://www.rheuma-liga.de/aktuelles/detailansicht/zehn-tipps-fuer-gelenkschutz-im-alltag

4. Weitere Informationen zu Hilfsmitteln finden sich hier: https://www.gesundheitsinformation.de/hilfsmittel-fuer-menschen-mit-rheumatoider-arthritis.html#5vvi

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