Semaglutid – Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Semaglutid kommt zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 und zur unterstützenden Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit zum Einsatz. Der verschreibungspflichtige Wirkstoff wird entweder einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt oder als Tablette einmal täglich eingenommen. Aktuell vertreibt der Hersteller den Wirkstoff in Deutschland allerdings nicht als Tablette.
Was ist Semaglutid?
Semaglutid ist ein Wirkstoff mit blutzuckersenkender Wirkung. Da der Wirkstoff ein bestimmtes Darmhormon (Glucagon-like Peptide-1, kurz GLP-1) nachahmt, rechnen ihn Fachleute der Arzneimittelgruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten zu. Anwendung findet der Arzneistoff zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 (früher Altersdiabetes genannt) und zur unterstützenden Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas). Semaglutid ist ein relativ neuer Wirkstoff, der seit dem Jahr 2018 als Fertigpen zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 für Erwachsene zugelassen ist. Im Jahr 2022 folgte dann die Zulassung des Wirkstoffs zur Gewichtsregulierung bei Fettleibigkeit.
Wie wirkt Semaglutid?
Die Wirkung von Semaglutid beruht darauf, dass der Wirkstoff körpereigene Bindungsstellen für den Botenstoff Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) belegt und aktiviert. Das erhöht die Ausschüttung von Insulin, dem blutzuckersenkenden Hormon der Bauchspeicheldrüse. Gleichzeitig hemmt Semaglutid die Freisetzung des köpereigenen Botenstoffs Glukagon. Glukagon gilt als Gegenspieler des Insulins, weil es den Blutzuckerspiegel erhöht. Semaglutid unterstützt also die Senkung und hemmt gleichzeitig die Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Das macht sich ärztliches Fachpersonal zunutze, um eine Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu erzielen, bei denen der Blutzuckerspiegel ohne Behandlung zu hoch ist. Zudem verzögert Semaglutid die Magenentleerung. Dies verringert nach Mahlzeiten auftretende Blutzuckerspitzen und verstärkt das Sättigungsgefühl. Semaglutid zügelt über Effekte im Gehirn den Appetit und trägt dadurch zur erwünschten Gewichtsreduktion bei.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Semaglutid eingesetzt?
Semaglutid kommt bei Erwachsenen zur Behandlung eines Diabetes mellitus Typ 2 zur Anwendung, bei denen sich die Blutzuckerschwankungen ansonsten nur schwer kontrollieren lassen. Semaglutid dient als Ergänzung zu einer Ernährungsumstellung und körperlicher Bewegung. Er lässt sich als alleiniger Wirkstoff zur Behandlung einsetzen, wenn die Behandlung mit dem Diabetesmedikament Metformin aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist. Ansonsten kommt Semaglutid in Kombination mit anderen Medikamenten zum Einsatz, die sich gegen Diabetes mellitus richten.
Daneben findet Semaglutid bei erwachsenen Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit Anwendung. In Ergänzung zu einer kalorienarmen Ernährung und gesteigerter körperlicher Bewegung hilft der Wirkstoff dabei, Gewicht abzunehmen beziehungsweise zu halten. Behandelt werden Menschen, deren Körpergewicht die Kriterien für Fettleibigkeit (Adipositas) erfüllt. Dafür ist der Body-Mass-Index (BMI) entscheidend, der das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße setzt. Fachleute sprechen ab einem BMI von 30 von Adipositas.
Aber auch Menschen ab einem BMI von 27 können mit Semaglutid behandelt werden, wenn mindestens eine gewichtsbedingte Begleiterkrankung vorliegt. Das können zum Beispiel Blutzuckerwerte außerhalb des Normbereichs (Vorstufe des Typ-2-Diabetes oder Diabetes mellitus Typ 2), erhöhte Blutfettwerte (Dyslipidämie), schlafbezogene Atemstörung (obstruktive Schlafapnoe), Bluthochdruck oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.
Semaglutid ist als Fertigpen und als Injektionslösung erhältlich. Anwendende verabreichen den Wirkstoff einmal wöchentlich als Spritze unter die Haut. Zwar gibt es auch eine Zulassung des Wirkstoffs in Tablettenform, doch der Hersteller vertreibt diese aktuell nicht in Deutschland.
Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 mit dem Wirkstoff startet in der Regel mit der Gabe von 0,25 Milligramm einmal wöchentlich in den ersten vier Wochen. Danach findet eine Dosissteigerung auf 0,5 Milligramm pro Woche statt. Nach mindestens vier Wochen kann eine weitere Erhöhung der Dosis auf ein Milligramm stattfinden. In der Folge und nach Ablauf weiterer vier Wochen kann die Wochendosis bis auf maximal zwei Milligramm erhöht werden.
Ganz ähnlich verhält sich die Dosierung von Semaglutid zur Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit. Hier kommt es ebenfalls zur langsamen Steigerung der Wirkstoffmenge. Das heißt, dass sich prinzipiell über einen mehrmonatigen Zeitraum die Dosierung alle vier Wochen verdoppelt. Ausschlaggebend bleiben aber die jeweiligen Dosierungsempfehlung der Hersteller.
Welche Nebenwirkungen können bei Semaglutid auftreten?
Als Nebenwirkung bezeichnet man unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die neben der gewünschten Hauptwirkung des Wirkstoffs auftreten können.
Bekannte Nebenwirkungen von Semaglutid:
- Sehr häufig treten Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall auf, häufig auch Erbrechen. Diese Beschwerden können zu Flüssigkeitsverlust (Dehydrierung) mit Verschlechterung der Nierenfunktion führen. In einigen Fällen führen diese Beschwerden zum Abbruch der Behandlung.
- Sehr häufig kommt es zu Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Verstopfung. Häufig auch zu Schwindelgefühlen, Aufstoßen oder Blähungen.
- Es kann zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen, bei der der Blutzucker in einen zu niedrigen Bereich absinkt.
- In seltenen Fällen kann es zu einer plötzlich auftretenden Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis) kommen.
- Insbesondere bei Menschen mit einem gesteigerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt es während der Anwendung von Semaglutid häufiger zu Veränderungen an der Netzhaut im Auge (diabetische Retinopathie).
- Es kommt vereinzelt zu Reaktionen an der Einstichstelle wie Blutergüsse, Schmerzen, Jucken oder Hautausschläge.
- Eine geringfügige Steigerung der Anzahl der Herzschläge pro Minute (Herzfrequenzanstieg) kann im Verlauf der Behandlung auftreten.
Gibt es Wechselwirkungen bei Semaglutid?
Unter Wechselwirkung versteht man die gegenseitige Beeinflussung mehrerer Medikamente in ihrer Wirkung bei zeitgleicher Anwendung. Die Wirkungen können dadurch verstärkt, abgeschwächt, verlängert oder verkürzt sein.
Folgende Wechselwirkungen sind bekannt:
- Der Wirkstoff Semaglutid kann die Magenentleerung verzögern, wodurch er die Aufnahme anderer, gleichzeitig über den Mund eingenommener Arzneimittel verzögert.
- Absenkungen der Blutzucker-Konzentration (Hypoglykämien) in einen zu niedrigen Bereich treten insbesondere bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen Diabetes-Medikamenten auf, etwa Sulfonylharnstoffen oder Insulin.
Veröffentlicht am: 06.05.2025
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- A08AX03, A10BJ06
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2019).
[2] Pschyrembel. Online. Semaglutid. https://www.pschyrembel.de/Semaglutid/Z03PM
[3] Gelbe Liste Pharmindex. Semaglutid. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Semaglutid_55565
[4] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Semaglutid (Ozempic und Rybelsus) bei Typ-2-Diabetes. https://www.gesundheitsinformation.de/semaglutid-ozempic-und-rybelsus-bei-typ-2-diabetes.html
[5] Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Semaglutid (Wegovy®) - neue Indikation. https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/NA/Archiv/202303-Wegovy.pdf
[6] Stiftung Gesundheitswissen. Semaglutid bei Adipositas. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/adipositas/semaglutid-bei-adipositas-wie-gut-hilft-das-medikament-beim-abnehmen
[7] Deutsches Ärzteblatt Semaglutid: Landessozialgericht hebt zweite Nutzenbewertung auf https://www.aerzteblatt.de/news/semaglutid-landessozialgericht-hebt-zweite-nutzenbewertung-auf-7a9b3dd5-f61e-4774-9542-4dc2567c76f4
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