Tirzepatid – Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Tirzepatid ist ein verschreibungspflichtiges Medikament zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 und starkem Übergewicht. Es gehört zur Gruppe der Inkretinmimetika und wird einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt. Es senkt den Blutzucker, verringert den Appetit und fördert das Sättigungsgefühl. Magen-Darm-Beschwerden sind besonders zu Beginn möglich. In seltenen Fällen kann es bei der Anwendung von Tirzepatid zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen.
Was ist Tirzepatid?
Tirzepatid gehört zur Wirkstoffgruppe der Inkretinmimetika, die zur Arzneimittelgruppe der Antidiabetika gehören. Seit September 2022 ist der Wirkstoff für Erwachsene mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2) zugelassen. Das verschreibungspflichtige Medikament wirkt blutzuckersenkend und findet Anwendung, wenn andere Diabetes-Medikamente, Ernährungsumstellungen und Bewegung den Blutzuckerspiegel nicht ausreichend senken können.
Außerdem ist Tirzepatid seit Dezember 2023 für die Behandlung von starkem Übergewicht (Adipositas) sowie für übergewichtige Erwachsene mit zusätzlichen gewichtsbedingten Gesundheitsproblemen zugelassen. Anwendende sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Abnehmeffekt nicht dauerhaft ist. Nach dem Absetzen des Medikaments kann der Appetit wieder zunehmen, was in der Regel zu einer erneuten Gewichtszunahme führen kann.
Ein weiterer Vertreter aus der Wirkstoffklasse der Inkretinmimetika (GLP-1-Rezeptoragonisten) ist Semaglutid, der in der Öffentlichkeit unter der Bezeichnung Abnehmspritze bekannt geworden ist.
Wie wirkt Tirzepatid?
Tirzepatid hilft, den Blutzuckerspiegel zu senken und das Körpergewicht zu verringern. Es wirkt über spezielle Andockstellen (Rezeptoren) im Körper, die normalerweise auf natürliche Hormone reagieren, die nach dem Essen ausgeschüttet werden. Diese Hormone (GLP-1 und GIP) regen unter anderem die Insulinfreisetzung an und beeinflussen den Stoffwechsel. Tirzepatid imitiert diese natürlichen Botenstoffe und bewirkt so, dass die Bauchspeicheldrüse bei erhöhtem Blutzucker mehr Insulin ausschüttet. Außerdem verbessert es die Wirkung von Insulin im Körper und stärkt die Funktion bestimmter Zellen der Bauchspeicheldrüse. Daneben verringert es den Appetit und verlangsamt die Magenentleerung, insbesondere zu Beginn der Behandlung, was zu einem längeren Sättigungsgefühl führt. Dadurch unterstützt Tirzepatid zum einen die Blutzuckerkontrolle bei Diabetes mellitus Typ 2 und unterstützt zum anderen das Abnehmen.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Tirzepatid eingesetzt?
Tirzepatid wird zur Behandlung von Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt, wenn eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung nicht genügen, um den Blutzucker hinreichend zu senken. Es kann entweder als Einzeltherapie verwendet werden, zum Beispiel wenn Metformin nicht vertragen wird beziehungsweise nicht eingenommen werden darf, oder in Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten.
Tirzepatid kann übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen als Ergänzung zu einer kalorienarmen Ernährung und mehr Bewegung helfen, Gewicht abzunehmen. Die Behandlung kommt vor allem für Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 infrage oder ab 27, wenn bereits gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder ein erhöhtes Risiko für Diabetes bestehen.
Tirzepatid wird einmal pro Woche unter die Haut gespritzt, in der Regel in den Bauch, Oberschenkel oder Oberarm und meist in Form einer Fertigspritze. Um Hautreizungen zu vermeiden, sollte die Einstichstelle bei jeder Anwendung gewechselt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung von Insulin empfiehlt es sich, Tirzepatid an einer anderen Körperstelle zu injizieren als das Insulin.
Die Behandlung beginnt üblicherweise mit einer niedrigen Dosis von 2,5 Milligramm pro Woche. Nach etwa vier Wochen kann die Menge auf fünf Milligramm erhöht werden. Je nachdem, wie gut das Medikament vertragen wird und wie wirksam es ist, kann die Dosierung anschließend schrittweise um jeweils 2,5 Milligramm erhöht werden. Eine Anpassung ist frühestens alle vier Wochen möglich. Die langfristige Dosis richtet sich nach dem individuellen Bedarf und liegt meist bei fünf, zehn oder 15 Milligramm pro Woche. Die maximal empfohlene Dosis beträgt 15 Milligramm wöchentlich.
Welche Nebenwirkungen können bei Tirzepatid auftreten?
Nebenwirkungen sind unerwünschte Begleiterscheinungen, die bei der Anwendung eines Medikaments auftreten können. Auch bei der Verabreichung von Tirzepatid können solche Reaktionen vorkommen. Häufig bis sehr häufig sind zum Beispiel:
- zu niedrige Blutzuckerwerte (Hypoglykämie)
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen, Verstopfung, Blähungen oder Aufstoßen
- weniger Appetit
- Hautreaktionen wie Juckreiz oder Rötung an der Einstichstelle
- Gefühl ungewöhnlich starker Müdigkeit (Fatigue)
- schnellerer Herzschlag
- erhöhte Werte bestimmter Enzyme der Bauchspeicheldrüse (Lipase und Amylase) im Blut
Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall und Erbrechen kommen insbesondere zu Beginn der Behandlung mit Tirzepatid häufig vor, lassen bei den meisten Betroffenen aber mit der Zeit nach.
Selten beziehungsweise gelegentlich treten unter dem Einsatz von Tirzepatid beispielsweise folgende schwerwiegendere Nebenwirkungen auf:
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse (akute Pankreatitis)
- Schwere allergische Reaktionen wie Anaphylaxie (z.B. Atemnot, Schwellungen, Kreislaufprobleme) oder Angioödeme (plötzliche Schwellung, die meist im Gesicht, an den Lippen, Augenlidern oder im Hals auftritt und lebensbedrohliche Atemprobleme verursachen kann)
Gibt es Wechselwirkungen bei Tirzepatid?
Tirzepatid bewirkt, dass sich der Magen langsamer entleert, insbesondere am Anfang der Behandlung. Das beeinflusst, wie gut bestimmte Medikamente, die als Tabletten eingenommen werden, wirken. Besonders betroffen sind Arzneimittel, bei denen eine genaue Dosierung wichtig ist, etwa der Gerinnungshemmer Warfarin, der die Schlagkraft des Herzens steigernde Wirkstoff Digoxin, oder solche, die zügig wirken sollen. In solchen Fällen kann eine Anpassung der Medikamentendosis erforderlich sein.
Niedrige Blutzuckerwerte (Hypoglykämie) treten insbesondere dann auf, wenn Tirzepatid gemeinsam mit bestimmten anderen Diabetesmedikamenten wie Sulfonylharnstoffen oder Insulin angewendet wird.
Veröffentlicht am: 13.05.2025
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- A10BX16
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Gelbe Liste Pharmindex. Tirzepatid. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Tirzepatid_56929
[2] AkdÄ. Neue Arzneimittel. Markteinführung Tirzepatid. https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/NA/Archiv/202402-Mounjaro.pdf
[3] Science Media Center Germany. Erneute Gewichtszunahme nach Absetzen von Tirzepatid. https://www.sciencemediacenter.de/angebote/23214
[4] Lilly. Beipackzettel Tirzepatid (Mounjaro) Injektionslösung. https://www.lilly.com/at/assets/pdf/gebrauchsinformation/at_mounjaro_gebrauchsinformation.pdf
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