Vergesslichkeit - Ursachen und Behandlung

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Vergesslichkeit bedeutet ein Nicht-Erinnern von bereits gespeicherten Informationen aus dem Langzeitgedächtnis. Gedächtnislücken können jeden ab und zu treffen. Hält die Vergesslichkeit über einen längeren Zeitraum an und fällt sie auch anderen auf, ist ein Besuch beim Arzt ratsam. Es gibt organische oder psychische Erkrankungen, wie Alzheimer-Demenz oder Depression, die Vergesslichkeit auslösen können. Aber auch eine Gehirnverletzung durch ein Trauma, oder bestimmte Medikamente (wie Morphin) sowie Missbrauch toxischer Substanzen (Alkohol, Tabak) sind mögliche Ursachen. Ist der Auslöser durch den Arzt gefunden, richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung oder den Umständen. Oftmals kommt eine Kombination aus Medikamenten und geeigneten Therapien, zum Beispiel Verhaltens- oder Ergotherapie, zum Einsatz. Wurde das Gehirn durch ein Schädelhirntrauma stark verletzt, hilft mitunter nur eine Operation. Gegen eine genetisch bedingte Demenz-Erkrankung können Betroffene selbst nichts vorbeugend tun. Anders ist dies bei bestimmten Risikofaktoren der Demenz, wie Herz-Kreislauferkrankungen oder Bluthochdruck. Diese Risiken lassen sich durch einen gesunden Lebensstil sowie durch regelmäßige Kontrolle verringern.
Wie äußert sich Vergesslichkeit?
Unser Gehirn kann Informationen speichern. Im Kurzzeitgedächtnis werden Information nur für einige Sekunden aufrechterhalten. Die Speicherkapazität ist recht begrenzt und bleibt bis ins hohe Alter sehr stabil. Etwa ab dem 80. Lebensjahr lässt die Kapazität dann nach. Dem Kurzzeitgedächtnis steht das Langzeitgedächtnis gegenüber. In diesem Speicher sind Informationen langfristig gespeichert und können bei Bedarf wieder abgerufen werden.
Wenn Inhalte des Langzeitgedächtnisses nicht mehr erinnert werden können, spricht man von Vergesslichkeit. Gedächtnislücken kommen gelegentlich vor und sind in einem gewissen Maß normal. Erst wenn die Gedächtnisleistung spürbar und kontinuierlich abnimmt, könnten eine Krankheit oder andere Umstände dahinterstecken.
Was verursacht Vergesslichkeit?
Das Vergessen von bereits gespeicherten Informationen kann unterschiedliche Gründe haben. Zum einen ist ein zeitbedingter Verfall normal. Die Erinnerung verblasst, je länger das Geschehen zurückliegt. Auch eine sogenannte Überlagerung ist möglich, bei der andere Gedächtnisinhalte die bereits bestehenden ersetzen. Das Verdrängen von Informationen nennen Fachleute auch motiviertes Vergessen. Ein Beispiel ist das Vergessen des Namens einer unsympathischen Person.
Die krankheitsbedingte Vergesslichkeit beruht darauf, dass hirnorganischen Veränderungen die Erinnerungen löschen oder psychogene Blockaden eine Rolle spielen. Die Ursachen lassen sich grob einteilen in die Kategorien Krankheiten, traumatische Verletzungen, pharmakologische Gründe (Medikamente) sowie Einwirkung toxischer Substanzen.
Nachfolgend eine Reihe von Ursachen, die Vergesslichkeit bewirken können:

- Alzheimer-Demenz, bedingt durch Abbau von Nervenzellen
- Vaskuläre Demenz, verursacht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn
- Schilddrüsenüberfunktion
- ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom)
- Bradykardie (Herzrhythmusstörung)
- Amnesie: eingeschränkte Erinnerung durch organische oder psychogene Ursachen
- Delir/Delirium: Bewusstseinsstörung durch akute organische Erkrankung
- Depression
- Psychische Störungen, wie das Ganser-Syndrom (Simulation einer Geisteskrankheit)
- Schädelhirntrauma: durch Krafteinwirkung verletztes Gehirn
- Einwirkung bestimmter Schmerzmittel (wie Morphin)
- Starker Missbrauch von psychotropen Substanzen, wie Alkohol, Nikotin
Wann zum Arzt bei Vergesslichkeit?
Jeder Mensch ist unabhängig von seinem Alter manchmal von Vergesslichkeit betroffen. Gerade wenn in stressigen Zeiten viel zu bedenken ist, kann es vorkommen, etwas zu übersehen. Daher ist es sehr schwierig, eine allgemeingültige Empfehlung zu geben, welche Vergesslichkeit über das übliche Maß hinausgeht.
Ein Hinweis auf eine Veränderung kann sein, wenn eine eingeschränkte Gedächtnisleistung nicht nur kurzfristig besteht und Außenstehende diese Änderung (ebenfalls) bemerken. Wenn ein negativer Einfluss auf die Bewältigung des Alltags besteht, ist ein Arztbesuch beim Hausarzt zur Abklärung sinnvoll.
Liegt mit einer Gewalteinwirkung auf den Schädel ein traumatisches Ereignis vor, gehört der Betroffene umgehend in ärztliche Behandlung.
Was macht der Arzt bei Vergesslichkeit?
Wenn Betroffene sich wegen Vergesslichkeit bei ihrem Arzt vorstellen, erfasst der Mediziner in einem Gespräch die Krankengeschichte (Anamnese) mit möglichen weiteren Symptomen.
Je nach vermuteter Ursache schließen sich weitere Untersuchungen an, mitunter bei Fachärzten, wie zum Beispiel:
- Neurologische Untersuchungen und kognitive Tests
- Bildgebende Verfahren wie CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanztomographie)
- Messung der Hirnströme (EEG: Elektroenzephalografie)
- Untersuchungen der Hirnflüssigkeit (Liquor)
- Blutbild (zum Beispiel Ermittlung der Schilddrüsenwerte)
- EKG (Elektrokardiografie)
- Testpsychologische Untersuchungen
Die eingeleitete Therapie richtet sich dann nach der Grunderkrankung beziehungsweise den Umständen, die zur Vergesslichkeit führen.
Liegt eine degenerative Erkrankung wie Alzheimer vor, kommt eine Kombination aus medikamentöser Behandlung (zum Beispiel mit Cholinesterasehemmer) mit einer nicht-medikamentösen zum Einsatz. Zu letzteren gehören unter anderem Gedächtnis- und Orientierungsübungen, Physio- und Ergotherapie. Ergotherapeuten stärken Menschen bei der Durchführung von für sie wichtigen Tätigkeiten mit Aktivitäten und Beratung, um ihnen den Alltag zu erleichtern.
Auch bei der Erkrankung ADHS werden häufig psyscho- und ergotherapeutische Maßnahmen mit einer medikamentösen Behandlung verbunden.
Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen erhalten je nach Ausprägung der Erkrankung Antidepressiva sowie Verhaltenstherapien und unterstützende Maßnahmen wie Entspannungs- oder Lichttherapien.
Bei einem Schädelhirntrauma richtet sich die Therapie nach der Schwere der Verletzung des Gehirns. Bei starken Verletzungen, bei denen es zu einer Blutung im Gehirn und damit zu einer Drucksteigerung im Schädel kommt, ist eine Operation unausweichlich.
Sind toxische Substanzen wie Alkohol oder Nikotin der Auslöser für Vergesslichkeit, steht zunächst die Behandlung der Sucht durch entsprechende Entzugsbehandlungen im Vordergrund. Später ist dann eine Nachsorge, zum Beispiel durch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen, empfehlenswert.
Was können Sie selbst bei Vergesslichkeit tun?
Vorbeugende oder die Heilung unterstützende Maßnahmen bei Gedächtnislücken sind nur bei manchen Ursachen möglich. Liegt die Vergesslichkeit in zu viel Stress, wäre die naheliegendste Lösung eine Reduzierung der Belastungen. Manchmal ist das jedoch nicht einfach oder zeitnah umzusetzen. Dann können Entspannungstechniken oder moderater Sport helfen, mit Belastungen besser umzugehen.
Ob ein Vorbeugen von Demenz möglich ist, hängt stark vom Krankheitstyp ab. Genetische Veranlagungen lassen sich nicht beeinflussen. Es gibt jedoch bestimmte Risikofaktoren, die Demenz begünstigen können. Dazu zählen Herz-Kreislauferkrankungen, die durch Rauchen, zu viel Alkohol, wenig Bewegung, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes mellitus mitunter begünstigt werden. Eine entsprechend gesunde Lebensweise kann somit helfen, das Risiko zu senken.
Insbesondere bei der durch Durchblutungsstörungen ausgelösten, vaskulären Form der Demenz ist das regelmäßige Kontrollieren des Blutsdrucks unerlässlich. Die Kontrolle hilft sowohl Erkrankten als auch Risikogruppen, Bluthochdruck rechtzeitig zu behandeln und (weitere) Gefäßschäden zu vermeiden. Das konsequente Überwachen ist zudem eine vorbeugende Maßnahme, um Schlaganfälle zu vermeiden.
Bei einer bestehenden Demenzerkrankung können bestimmte Maßnahmen helfen, die Folgen der Einschränkungen auszugleichen. Regelmäßige geistige Beschäftigung kann ein ausgleichender Faktor sein.
Veröffentlicht am: 30.09.2025
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Quellen
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[3] Deximed. Hausarztwissen online. Palliative Behandlung bei Delir. https://deximed.de/home/klinische-themen/palliativmedizin/symptome/delir-palliative-behandlung (letzter Abruf: 07.07.2023)
[4] Deximed. Hausarztwissen online. Psychischer Stress und Krankheit. https://deximed.de/home/klinische-themen/psychische-stoerungen/patienteninformationen/verschiedene-zustandsbilder/stress-und-krankheit
[5] Deximed. Hausarztwissen online. Sick-Sinus-Syndrom (Sinusknotendysfunktion). https://deximed.de/home/klinische-themen/herz-gefaesse-kreislauf/krankheiten/herzrhythmusstoerungen/sick-sinus-syndrom
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[7] Gesundheitsinformation.de. Behandlungsmöglichkeiten bei einer Depression. https://www.gesundheitsinformation.de/behandlungsmoeglichkeiten-bei-einer-depression.html
[8] Neurologen und Psychiater im Netz. Demenzrisiko in Europa sinkt – Lebensstil wichtiger Faktor. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/news-archiv/artikel/demenzrisiko-in-europa-sinkt-lebensstil-wichtiger-faktor/
[9] Neurologen und Psychiater im Netz. Demenzvorbeugung: Konsequente Blutdruckkontrolle enorm wichtig. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/demenzvorbeugung-konsequente-blutdruckkontrolle-enorm-wichtig/ (letzter Abruf: 07.07.2023)
[10] Neurologen und Psychiater im Netz. Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit auch bei Depression möglich. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/ratgeber-archiv/artikel/konzentrationsschwierigkeiten-und-vergesslichkeit-auch-bei-depression-moeglich/
[11] Neurologen und Psychiater im Netz. Studie: „Schwangerschaftsdemenz“ beginnt erst im Wochenbett. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/news-archiv/artikel/studie-schwangerschaftsdemenz-beginnt-erst-im-wochenbett/
[12] Neurologen und Psychiater im Netz. Was ist Demenz? https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/demenz/
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[21] Pschyrembel online. Kurzzeitgedächtnis. https://www.pschyrembel.de/Kurzzeitgedächtnis/
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[23] Pschyrembel online. Schädelhirntraum. https://www.pschyrembel.de/Schädelhirntrauma/
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