Wundversorgung ist bei allen Verletzungen wichtig

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Zusammenfassung
Verletzungen jeder Art benötigen eine Wundversorgung. Im Rahmen der Wundversorgung wird die Wunde gereinigt, desinfiziert und mit geeignetem Verbandmaterial vor äußeren Einflüssen geschützt. Auf diese Weise lassen sich Komplikationen wie eine Infektion mit Bakterien in der Regel vermeiden. Es werden verschiedene Typen der Wundversorgung unterschieden, etwa solche, sich für kleine akute Verletzungen wie Kratz- oder Schürfwunden eignen, und solche, die nur für die Behandlung chronischer Wunden genutzt werden. Letztere sollten in der Regel nur von medizinischen oder pflegerischen Fachkräften versorgt werden.
Was bedeutet Wundversorgung?
Wundversorgung bedeutet, eine verletzte und blutende Hautstelle zu reinigen, zu verschließen und zu pflegen. Dies ist bei allen Arten von Verletzungen wichtig, um eine Infektion oder eine Wundheilungsstörung zu verhindern. Je nach Art der Wunde wird bei der Form der nötigen Behandlung unterschieden zwischen der traditionellen und der modernen Wundversorgung.
Bei der traditionellen Wundversorgung geht es zunächst darum, eine frische offene Wunde schnell abzudecken. Dafür werden sterile und trockene Wundauflagen verschiedener Art genutzt, zum Beispiel Mull-, Vlies- oder Saugkompressen, Pflaster (Wundschnellverband), beschichtete Wundgaze, Wunddistanzgitter oder Material zum Fixieren des Verbandes. Diese dienen dazu,
- die Wunde und/oder ihre Ränder zu reinigen.
- das Wundsekret aufzusaugen.
- die Wunde abzupolstern und abzudichten, um sie vor Druck oder anderen äußeren Einflüssen zu schützen.
Am besten eignet sich diese Form der Wundversorgung für frische, nicht infizierte, komplikationsfrei ausheilende Operationswunden oder kleine, akute Verletzungen. Dazu zählen Bagatellverletzungen wie kleine Schürf- oder Schnittwunden. Dieser Wund-Typ wird auch als Wunde mit primärer Wundheilung bezeichnet. Dann reicht beispielsweise ein Pflaster oder Gewebekleber in der Regel aus, um die Wunde zu schützen.
Die Wundheilung verläuft grob gesagt in den folgenden drei Phasen:
- Reinigungs- oder Exsudationsphase
- Granulations- oder Proliferationsphase
- Epithelisierungsphase
Die moderne, feuchte Wundversorgung berücksichtigt diese Heilungsphasen der Haut. Je nach Stadium kommen dann verschiedene Maßnahmen und unterschiedliche Materialien zum Einsatz. So eignet sich die feuchte Wundversorgung besonders bei Verletzungen der Haut mit sekundärer Wundheilung, zum Beispiel chronischenoder infizierten Wunden. Moderne Wundverschlüsse halten die Wunde warm und feucht und fördern so den Heilungsprozess.
Wann kann Wundversorgung helfen?
Die Wundversorgung ist bei allen Wunden wichtig. Kleinere Schürf- und Schnittwunden beispielsweise lassen sich zu Hause gut behandeln und erfordern in der Regel keinen Besuch in der Praxis. Ist die Wunde jedoch chronisch, lebensbedrohlich infiziert oder stammt sie von einem Biss, gehört die Wundversorgung in professionelle Hände. Kliniken, Pflegeheime aber ambulante Pflegedienste bieten ein professionelles Wundmanagement als Kassenleistung an.
Wie wird Wundversorgung durchgeführt?

Bei der Wundversorgung kleinerer Wunden ist es das erste Ziel, die Blutung zu stillen. Dafür eignen sich sterile Mullkompressen, die mit sauberen und desinfizierten Händen oder mit Hygienehandschuhen auf die Wunde gedrückt werden. Diesem Schritt folgen die Reinigung der Wunde mit einer sterilen Kochsalzlösung und die Desinfektion mit einem milden Desinfektionsmittel. Dies befreit die verletzte Haut von möglichen Keimen und Krankheitserregern. Mit einem Pflaster wird die Wunde abgedeckt, sodass sie ungestört heilen kann.
Lebensmittel in der Wundversorgung Entgegen verschiedenen Hausmittelmythen von der Großmutter sind Kohlblätter, Quark oder Zucker nicht für die Wundversorgung geeignet, auch nicht bei kleineren Verletzungen. Für eine Behandlung mit Honig sollte dieser aus der Apotheke stammen.
Die Versorgung chronischer oder infizierter Wunden erfolgt durch eine Ärztin oder einen Arzt beziehungsweise eine speziell ausgebildete Wundfachkraft. Nach der Händedesinfektion und der Wundreinigung mit einer Kochsalzlösung führt die Person ein Débridement durch. Dabei schneidet sie geschädigtes oder infiziertes Gewebe aus der Wunde heraus. Auf diese Weise lässt sich vorbeugen, dass sich die Wunde infiziert oder dass sich eine bestehende Infektion weiter ausbreitet. Zudem wird auf diese Weise narbiges Gewebe, das nicht weiter heilt, entfernt. Dadurch wird die Wundheilung in dem betroffenen Gebiet wieder angeregt und neues Gewebe wird gebildet. Zum Schluss wird die chronische Wunde mit einem Material abgedeckt und geschützt, das sich für diese Heilungsphase eignet. Dieses Vorgehen kann solange nötig sein, bis keine Infektion mehr vorliegt. Die Wundversorgung ist abgeschlossen, wenn sich neues Narbengewebe gebildet hat.
Larventherapie in der Wundversorgung Das Débridement ist auch als Larventherapie möglich. Die Eiweiße (Proteine) von Biofilmen, die Bakterien zum Eigenschutz produzieren, und anderen Belägen sowie geschädigtes oder abgestorbenes Gewebe spalten die Larven mit ihrem enzymhaltigen Speichel. Den so entstandenen Nahrungsbrei nehmen die Larven anschließend auf und verstoffwechseln ihn. Die Ausscheidung wirkt antibakteriell auf eine bestimmte Bakteriengruppe, darunter auf den multiresistenten Staphylokokkus aureus (MRSA). Viele Menschen empfinden diese Form der Wundsäuberung jedoch als schmerzhaft oder ekeln sich vor ihr.
Welche Risiken bestehen bei Wundversorgung?
Trotz einer hygienisch angewandten Wundversorgung kann sich eine Wunde infizieren. Wird Material verwendet, das sich für die Heilungsphase der Haut nicht eignet, kann dies den Heilungsprozess stören und hinauszögern. Besonders bei chronischen Wunden können sich Narben bilden, die das Selbstbewusstsein der betroffenen Person schwächen können. Während eines Débridements besteht das Risiko, dass auch gesundes Material entfernt und dabei Nerven und Blutgefäße verletzt werden.
Was ist bei einer Wundversorgung zu beachten?
Kleine blutende Wunden lassen sich gut zu Hause behandeln. In der Regel ist kein Besuch in der ärztlichen Praxis nötig, solange die Wunde unter hygienischen Bedingungen versorgt wurde. Der Weg in die Praxis ist bei akuten Wunden in jedem Fall angebracht, wenn
- sie stark bluten oder sich die Blutung nicht stillen lässt.
- es sich um große Platz-, Schnitt-, Brand- oder Bisswunden handelt.
- der eigene Status in Bezug auf eine Tetanus-Impfung unklar ist.
- die Wunde so verschmutzt ist, dass sie sich mit den Möglichkeiten zu Hause nicht ausreichend reinigen lässt.
- sich eine Wunde infiziert und/oder entzündet. Dann schwillt sie oft an, schmerzt und produziert Eiter. Um zu verhindern, dass sich eine Infektion ausbreitet, führt die Ärztin oder der Arzt eine entsprechende Wundversorgung durch. Gegebenenfalls kommen weitere Medikamente wie Antibiotika zum Einsatz, im schlimmsten Fall sind (aufwendige) Operationen notwendig.
Veröffentlicht am: 19.05.2025
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Quellen
[1] Palesch, A. Leitfaden Ambulante Pflege. Urban & Fischer. 5. Auflage, 2020
[2] Pschyrembel. Online. Phasengerechte Wundversorgung. https://www.pschyrembel.de/Wundversorgung%2C%20phasengerechte/Z03AD/doc/
[3] Pschyrembel. Online. Wundversorgung. https://www.pschyrembel.de/Wundversorgung/K0P6D/doc/
[4] Pschyrembel. Online. Wunde. https://www.pschyrembel.de/Wunde/N02AK/doc/
[5] Pschyrembel. Online. Wundmanagement. https://www.pschyrembel.de/Wundmanagement/K00E7
[6] Initiative Chronische Wunden. Standards für die Diagnostik und Therapie chronischer Wunden. Stand 2020. https://www.icwunden.de/fileadmin/Fachinfos/Standards/Standards_2020_web.pdf
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