Ileostoma: Gute Lebensqualität und Fokus auf Ernährung


In manchen Fällen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, kurz CED, kann es zeitweise oder dauerhaft notwendig sein, einen künstlichen Darmausgang, ein sogenanntes Stoma, zu schaffen. Eine Form von Stoma ist das Ileostoma, bei dem ein Ausgang aus dem Dünndarm gelegt wird. Dies kann beispielsweise notwendig sein, wenn der auf den Dünndarm folgende Dickdarm erkrankt ist.
Der Dickdarm ist wesentlich zum Eindicken der verdauten Nahrung und entzieht ihr einen Großteil der Flüssigkeit. Wird der Dickdarm durch ein Ileostoma umgangen, wird die Ausscheidung daher breiig oder gar dünnflüssig und ist vergleichsweise aggressiv, da er noch Gallenflüssigkeit und Verdauungsenzyme enthält. Die Stomaversorgung und Hautpflege sind daher besonders wichtig.
Ileostoma können als Reservoir oder Pouch an der Bauchwand angelegt werden. Die Stomaöffnung wird typischerweise etwa 1,5 bis 3 Zentimeter über Hautniveau nach außen geführt, damit die aggressiven Ausscheidungen nicht an die Haut gelangen, und durch ein Ventil verschlossen. Mittels Katheter kann das Reservoir mehrmals täglich entleert werden. Eine andere Form kann das ileoanale Reservoir sein, bei dem der aktive Dünndarm mit dem Rektum verbunden wird.
Wie bei anderen Stomata bezeichnet man das Ileostoma als endständig, wenn es als vorübergehender oder dauerhafter Ausgang der Verdauung dient. Als doppelläufig wird das Ileostoma bezeichnet, wenn ein erkrankter Darmabschnitt umgangen wird, also zwei gesunde Teile unter Bildung einer Schlaufe miteinander verbunden werden. In diesem Fall wird das Stoma nach einer Heilungsphase, die Wochen bis Monate dauern kann, wieder zurückverlegt.
Forscher ermittelten mit Hilfe von 85 Patienten, wie zufrieden sie mit ihrem Ileostoma waren und welche Probleme typischerweise auftraten. Die Patienten hatten zwischen 1980 und 2016 ein Ileostoma erhalten. 69 Patienten (80 %) litten an Colitis Ulcerosa, 12 Patienten (14 %) hatten Morbus Crohn. Innerhalb von im Schnitt 24 Jahren wurden 67 der 85 Patienten (79 %) insgesamt 237 mal wieder operiert. In 15 Fällen wurde das Ileostoma geschlossen. Bei 50 Patienten mussten Korrekturen des Stoma durchgeführt werden, meist wegen Problemen an der Stomaöffnung. Die Mehrzahl der Patienten gab jedoch an, zufrieden mit dem Ileostoma zu sein. 50 Patienten füllten zudem eine Befragung zur Lebensqualität aus und schienen keine geringere Lebensqualität zu haben als gesunde Kontrollpersonen in ähnlichem Alter.¹
Die Ernährung ist bei einem Ileostoma besonders wichtig und kann die Lebensqualität deutlich beeinflussen. So kann die Konsistenz der Ausscheidungen durch die Nahrung beeinflusst werden, z. B. mit “stopfenden” Nahrungsmitteln. Außerdem fehlt bei einem endständigen Ileostoma die Verdauungstätigkeit des Dickdarms – manche Nährstoffe können somit nicht aus der Nahrung aufgenommen werden. Eine Nahrungsumstellung für einen besseren Umgang mit dem Stoma ist somit sinnvoll, sollte jedoch unter ärztlicher Betreuung erfolgen, berichteten Forscher. Sie untersuchten 53 Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf mögliche Symptome einer Mangelernährung. Dabei wurden folgende Aspekte betrachtet:
Nicht erwünschter Gewichtsverlust von mehr als 5 % innerhalb des letzten halben Jahres, oder von mehr als 10 % in mehr als 6 Monaten
Niedriger BMI (Körpermasse-Größe-Verhältnis) unter 20 kg/m2 (unter 70 Jahren) oder unter 22 kg/m2 (über 70 Jahren)
Reduzierte Muskelmasse (Fett-freie Masse im Vergleich zur Körpergröße)
Reduzierte Nahrungsmittelaufnahme, Ausschluss bestimmter Nahrungsmittelgruppen oder Aufnahme von weniger als 50 % der notwendigen Kalorien in über einer Woche
Symptome eine Fehl-/Mangelernährung
Entzündungsprozesse und Krankheitslast
Alter
42 % der Patienten zeigten Anzeichen einer Fehlernährung. Patienten mit Ileostoma hatten häufiger einen zu niedrigen BMI, unerwünschten Gewichtsverlust und verlorene Muskelmasse als andere Patienten.²
Die Anlage eines Ileostoma ist demnach über die Lebenszeit betrachtet mit Korrekturen des Stomas verbunden, beeinträchtigt allerdings nicht die Lebensqualität der Patienten im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung. Ileostoma können jedoch, aufgrund von Ernährungsumstellungen und der reduzierten natürlichen Verdauungsprozesse, mit Mangelernährung einhergehen. Eine gezielte Ernährungsberatung bei Arzt und Diätologe kann helfen, eine gesunde und Stoma-taugliche Ernährung zu erreichen.
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Referenzen
Risto A, Hallböök O, Andersson P, Sjödahl R, Myrelid P. Long-term Follow-up, Patient Satisfaction, and Quality of Life for Patients With Kock’s Continent Ileostomy. Dis Colon Rectum. 2021 Apr 1;64(4):420-428. doi: 10.1097/DCR.0000000000001823. PMID: 33315706. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33315706/
Fiorindi C, Luceri C, Dragoni G, Piemonte G, Scaringi S, Staderini F, Nannoni A, Ficari F, Giudici F. GLIM Criteria for Malnutrition in Surgical IBD Patients: A Pilot Study. Nutrients. 2020 Jul 25;12(8):2222. doi: 10.3390/nu12082222. PMID: 32722435; PMCID: PMC7469012. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32722435/
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