<strong>HIV-Therapie: Neue Empfehlungen</strong>

HIV-Therapie: Neue Empfehlungen

Die Internationale Antivirale Gesellschaft (IAS) hat 2022 die allgemeinen Empfehlungen für die Therapie von HIV überarbeitet. Der Hintergrund sind aktuelle Fortschritte in der Medizin und neue Therapiemöglichkeiten, die zur Verfügung stehen. Das sind die Empfehlungen im Einzelnen: 

HIV Therapiebeginn so schnell wie möglich

Eine antiretrovirale Therapie (ART) sollte so schnell wie möglich nach der Diagnose erfolgen. Am besten noch am Tag der Diagnose, spätestens aber innerhalb von 7 Tagen nach Diagnosestellung.1,2

Dabei sollen Ärztinnen und Ärzte mit den Patientinnen und Patienten zusammenarbeiten und die Bereitschaft zur Therapie feststellen sowie eventuelle Hürden ansprechen. Hürden könnten z.B. sein:2,3

  • fehlender Zugang zur Therapie
  • Depression und andere psychische Probleme
  • problematischer Alkohol- oder Drogenkonsum
  • mental noch nicht bereit sein bzw. innere Barriere, die Diagnose anzuerkennen

Diese Hürden sollten gemeinsam mit den HIV-Infizierten besprochen werden, um Lösungen zu finden. Zudem können spezielle Angebote wie eine Psychotherapie helfen, die Hürden für die HIV-Therapie zu verringern. So können Menschen mit HIV nach der Erstdiagnose unterstützt werden und Therapieakzeptanz und Therapietreue werden erhöht.3

Depotspritze als Erhaltungstherapie

Menschen mit HIV, deren Viruslast durch regelmäßige orale Medikation gesunken ist und innerhalb eines festen Grenzwertes liegt, haben nun die Möglichkeit die Therapie mit einer sogenannten Depotspritze weiterzuführen, die alle ein oder zwei Monate gegeben werden muss.1,2

PrEP auch mit Depotspritze möglich

Die Prävention von HIV ist nun neben den herkömmlichen oralen Medikamenten zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) auch mit einer langwirksamen Depotspritze (Cabotegravir) möglich.1,2

HIV im Alter beachten

Durch die guten Behandlungsoptionen erreichen Menschen mit HIV heutzutage ein höheres Lebensalter. Da das Immunsystem jedoch geschwächt ist, steigt das Risiko für alterstypische Erkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs oder Infektionen. Daher sollen Ärztinnen und Ärzte besonders auf typische Erkrankungen des Alters achten und diese unter Berücksichtigung der HIV-Therapie behandeln.1,4

Gleichzeitig wird bei immer mehr älteren Menschen HIV erst spät in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.5

Bei HIV im Alter sollten Ärztinnen und Ärzte auf die Menge der Medikamente schauen und diese so einfach wie möglich halten, um Wechselwirkungen zu vermeiden und eine gute Therapietreue zu gewährleisten. Spätere Pflegemöglichkeiten, bei der auch die ART bedacht wird, sollten früh angesprochen und gemeinsam mit den HIV-Infizierten besprochen werden, um eine gute Lebensqualität auch im Alter zu behalten.1

Auf das Gewicht achten bei HIV

Eine Nebenwirkung von HIV-Medikamenten ist die Gewichtszunahme. Das kann zu einer Ablehnung der Therapie führen. Ebenso erhöht sich das Risiko für Diabetes. Ärztinnen und Ärzte sollten daher über Maßnahmen zur Gewichtsreduktion wie Ernährungsumstellung oder Sport informieren. Dazu gehört auch ein jährlicher Check auf Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen Von einem Wechsel der Medikation nur aufgrund einer Gewichtszunahme wird abgeraten.1

Drogenkonsum bei HIV

Besondere Aufmerksamkeit während der Therapie benötigen Menschen mit HIV, die vermehrt Alkohol oder Drogen konsumieren, ein erhöhtes Risiko dafür besitzen oder eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit entwickelt haben. Ärztinnen und Ärzte sollten hier ein Drogenscreening anbieten und über geeignete Möglichkeiten der Therapie sprechen.1

Auch wenn darauf nicht ganz verzichtet werden kann, so sorgt schon ein seltenerer Konsum für die Verbesserung der Therapieergebnisse bei HIV.1

Herausforderungen bleiben

Fortschritte bei der Behandlung und Prävention von HIV führen zu immer besseren Ergebnissen. Dennoch gibt es immer noch Herausforderungen. 

Als Beispiel kann hier der Zugang zu HIV-Medikamenten genannt werden. Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe beeinflussen oft die Auswahl der Therapie, vor allem in einkommensschwachen Ländern ist das häufig der Fall. Doch auch in Ländern wie den USA und Deutschland gibt es bezüglich Gleichberechtigung noch viel aufzuholen.1,6

Um die HIV-Epidemie zu beenden fordert die IAS daher:

  • Beseitigung gesellschaftlicher Ungleichheit 
  • Bekämpfung von Stigmatisierung und Ausgrenzung  
  • Abschaffung von Gesetzen, die Menschen mit HIV benachteiligen
  • Zugang zum Gesundheitssystem für alle
Wichtig:
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Referenzen:

1. Rajesh T. Gandhi, MD1; Roger Bedimo, MD2; Jennifer F. Hoy, MBBS3; et al. Antiretroviral Drugs for Treatment and Prevention of HIV Infection in Adults 2022 Recommendations of the International Antiviral Society–USA Panel. JAMA. 2023;329(1):63-84. doi:10.1001/jama.2022.22246 Stand: 01.12.2022. Abgerufen: 05.01.2023 https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2799240?guestAccessKey=c2b817ac-e32b-43ce-9b41-d1342145eda5&utm_source=For_The_Media&utm_medium=referral&utm_campaign=ftm_links&utm_content=tfl&utm_term=120122 

2. International Antiviral Society–USA. Antiretroviral Drugs for Treatment and Prevention of HIV Infection in Adults: 2022 Recommendations of the International Antiviral Society–USA Panel. https://www.iasusa.org/2022/11/30/antiretroviral-drugs-treatment-prevention-hiv-infection-adults-2020-recommendations-of-the-international-antiviral-society-usa-panel-2022/ Stand: 01.12.2022. Abgerufen: 05.01.2023

3. . EACS European AIDS Clinical Society. Readiness to Start/Maintain ART https://eacs.sanfordguide.com/art/readiness-to-start-maintain-art Stand: 2023. Abgerufen: 05.01.2023

4. Bundesministerium für Bildung und Forschung. Viele Erkrankungen werden mit dem Alter häufig. https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/viele-erkrankungen-werden-mit-dem-alter-haufig-6786.php Stand: 2023. Abgerufen: 05.01.2023

5. Gesundheit.GV.AT Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. HIV im Alter. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/immunsystem/hiv-aids/leben-mit-hiv/im-alter.html#:  

6.welt-aids-tag.de Leben mit HIV. Anders als du denkst?. https://www.welt-aids-tag.de/ Stand: 01.12.2022. Abgerufen: 05.01.2023

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