Rheuma, Arthritis und Arthrose – Was ist Rheuma?


Das Rheuma gibt es nicht. “Rheuma” ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern dient vielmehr als Oberbegriff für über 100 verschiedene rheumatische Erkrankungen. Unter Rheuma oder Rheumatismus versteht man im Allgemeinen Beschwerden an Gelenken, Muskeln, Sehnen oder Knochen, die meist mit reißenden und ziehenden Schmerzen einhergehen. Einige rheumatische Erkrankungen betreffen auch innere Organe. Die medizinisch korrekte Bezeichnung für Rheuma lautet: „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“. Aber auch dieser Begriff ist eine Zusammenfassung einer Vielzahl von sehr unterschiedlichen Krankheitsbildern, deren gemeinsame Merkmale Schmerz und Funktionsstörungen des Bewegungsapparats sind. Neben den bekannten und häufigen Rheumaformen, wie Arthrose, Gicht oder Arthritis, gibt es noch zahlreiche andere Rheuma-Varianten, von denen die meisten aber selten auftreten, das bedeutet höchstens 5 von 10.000 Menschen erkranken daran. Zu den rheumatischen Erkrankungen gehören unter anderem:
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen):
Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis)
Rheumatisches Fieber
Morbus Bechterew (Spondylitis ancylosans))
Reaktive Arthritis (z.B. Morbus Reiter)
Vaskulitiden (entzündliche Gefäßerkrankungen)
Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen)
Lupus erythematodes
Sklerodermie
Sjögren-Syndrom
Polymyositis und Dermatomyositis
Mischkollagenose
Polymyalgia rheumatica
Verschleißbedingte (degenerative) rheumatische Erkrankungen
Sehnen(scheiden)entzündungen (z.B. Tennisellenbogen)
Stoffwechselstörungen mit rheumatischen Beschwerden
Gicht und andere Kristallablagerungskrankheiten
Hämochromatose (Eisenstoffwechselstörung)
Nichtentzündliche rheumatische Erkrankungen der Weichteile mit Schmerzen in Muskulatur und Sehnen
Fibromyalgie (Weichteilrheuma)
Schleimbeutelentzündungen (Bursitiden)
Verschleißbedingte Gelenkerkrankungen sind nicht nur im hohen Alter sehr häufig. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (Stand 2008) leiden ca. 10 % der über 20-jährigen Menschen in Deutschland an einer Arthrose der Kniegelenke und ca. 6 % an einer Arthrose der Handgelenke. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Häufigkeit der Arthrose nimmt natürlich mit zunehmendem Alter zu, oft kommt es aber bereits zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr zu ersten Symptomen. Aktuell werden pro 100 000 Einwohner jährlich ca. 100 Hand-, 90 Hüft- und 240 Kniegelenksarthrosen erstmals diagnostiziert.
Die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind im Vergleich dazu seltener. So gibt die Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie folgende Zahlen für Deutschland an (Stand 2014):
Gichtarthritis 1,4 % der Erwachsenen in Deutschland
rheumatoide Arthritis 0,8 %
Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) 0,1 – 1,4 %
undifferenzierte Spondyloarthritis 0,2-0,5 %
Psoriasis-Arthritis 0,05- 0,3 %
nicht klassifizierbare Arthritis 0,1 %
Kollagenosen und Vaskulitiden 25-68/100.000
Das hört sich wenig an, insgesamt haben aber etwa 20 Millionen Deutsche eine rheumatische Erkrankung. Erkrankungen des Bewegungsapparats belegen in der Statistik der Arbeitsunfähigkeitstage Platz 1.
Rheuma trifft nicht nur ältere Menschen. In Deutschland leiden 20.000 Kinder und Jugendliche an chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, , die sich bereits im Alter von einem Jahr zeigen können (siehe juvenile idiopathische Arthritis). Jedes Jahr erkranken ca. 1.200 Kinder neu (10 von 100.000 unter 16-jährigen). Auch Morbus Bechterew betrifft häufig junge Männer unter 30 und auch Fibromyalgie kann schon bei Kindern, Jugendlichen, jüngeren Frauen und Männern auftreten.
Rheuma verläuft üblicherweise in Schüben. Das bedeutet: Das heißt, es gibt Phasen, in denen die Arthritis-Symptome besonders stark und ausgeprägt auftreten., Dazwischen können nahezu beschwerdefreie Perioden liegen. Dieses Erscheinungsbild der Erkrankung kann zu Missverständnissen und Unverständnis in der Umgebung des Erkrankten führen. Wenn etwa der Betroffene an einem Tag gesund erscheint und schon am nächsten Tag so starke Schmerzen hat, dass er arbeitsunfähig ist.
Auslöser für den schubförmigen Verlauf einer rheumatischen Entzündung, sind so genannte Gedächtniszellen im Immunsystem, die T-Lymphozyten. Sie speichern die „Erinnerung“ an frühere Immunangriffe ab, so dass eine Immunreaktion jederzeit wiederholt werden kann. Deswegen flammen rheumatische Entzündungen immer wieder auf, wenn sie nicht ausreichend behandelt werden.
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Referenzen
Deutsche Rheuma-Liga: zehn Fakten zu Rheuma https://www.rheumaliga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Presseinformationen/Pressemitteilungen/Zahlen_und_Fakten.pdf
Bildhinweise
Titelbild: AdobeStock