Schluckbeschwerden – Ursachen und Behandlung

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Gelegentliches Verschlucken von Nahrung oder Flüssigkeiten ist unangenehm, aber nichts, was auf eine Erkrankung hindeuten würde. Bei Schluckbeschwerden tritt dies jedoch häufiger auf und äußert sich oft auch darin, dass Nahrungsbrei oder Flüssigkeiten schwer oder gar nicht geschluckt werden können oder aber in den Nasenrachenraum hochgehustet werden. Diese Beschwerden treten unabhängig vom Alter auf und haben unterschiedliche körperliche Ursachen, manchmal lassen sich auch keine feststellen. Um herauszufinden, ob Schluckbeschwerden vorliegen und wie weit diese ausgeprägt sind, stehen dem Arzt verschiedene Schlucktests zur Verfügung, bevor er eine Magenspiegelung anordnet. Mit dieser lassen sich Veränderungen an den am Schluckvorgang beteiligten Körperstrukturen in Mund und Hals sowie den Schleimhäuten in Speiseröhre und Magen aufdecken. Logopädie und Esshilfen können bei Schluckbeschwerden Erleichterung verschaffen.
Wie äußern sich Schluckbeschwerden?
Der Schluckreflex ist ein natürlicher, komplexer Mechanismus des Körpers, der mehrfach pro Stunde unbewusst abläuft. Er dient dazu, Speichel, Nahrung und Flüssigkeiten aus dem Mund sicher an den Atemwegen vorbei über die Speiseröhre in den Magen zu transportieren. Schluckbeschwerden (Dysphagien) zeichnen sich dadurch aus, dass es mühsamer wird und länger dauert, diesen durchzuführen. Sind sie stark ausgeprägt, kann es bereits schwerfallen, Speichel zu schlucken. Gelangen dieser oder Nahrungsmittel durch die Schluckbeschwerden in die Atemwege, sind Hust- und Erstickungsanfälle die Folge.
Schluckbeschwerden lassen sich in verschiedene Formen einteilen. Die oropharyngeale Dysphagie beschreibt die Schluckbeschwerden, die vom Mund-Rachen-Raum ausgehen.
Dann sind folgende Symptome typisch:
- Vorzeitiges Abfließen des Nahrungsbreis, ohne den Schluckreflex auszulösen
- Husten oder Schmerzen beim Schlucken
- Unfähigkeit zu schlucken oder es sind mehrere Schluckversuche nötig
- Austreten von Speisebrei aus dem Mund
- Speichelfluss
Gelangt hochgehusteter Speisebrei aus dem Nasenrachenraum in die Luftröhre oder die Lungen (Aspiration), löst dies einen starken Hustenreiz aus. Meist wird der Brei so folgenfrei wieder aus dem Körper heraus transportiert. Gelingt dies jedoch nicht vollständig, ist eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) eine mögliche Folge.
Liegt die Ursache in der Speiseröhre (Ösophagus) ist von ösophagealer Dysphagie die Rede. Diese zeichnet sich aus durch:
- Aufsteigen oder Hochwürgen von Nahrung oder Flüssigkeiten in Nase oder Mund
- Steckenbleiben oder erschwerte Passage des Nahrungsbreis von der Speiseröhre in den Magen
- Starker Speichelfluss, da oft auch Flüssiges nicht mehr geschluckt werden kann
Was steckt hinter Schluckbeschwerden?
Schluckbeschwerden sind in jedem Alter möglich und ihnen liegen unterschiedliche Ursachen zugrunde. So können sie beispielweise auftreten, wenn
- die betroffene Person aufgrund ihres Gebisszustands die Nahrung nicht ausreichend zerkleinern kann
- die Nahrung nicht ausreichend eingespeichelt werden kann
- die Schleimhäute in Mund, Rachen und Speiseröhre geschädigt und dadurch gereizt sind
- neurologische Störungen vorliegen, die es verhindern, die am Schluckvorgang beteiligten Muskeln zu koordinieren.
- Hindernissen entlang der Speiseröhre bestehen oder
- die Speiseröhrenmuskulatur verspannt ist

Schluckbeschwerden sind Symptom unterschiedlicher Beschwerden. Dazu zählen harmlose Erkrankungen wie grippale Infekte oder Mandelentzündungen, bei denen es zu unangenehmen Schwellungen im Rachen und damit zu einer Verengung kommen kann, die das Schlucken erschwert.
Weitere Ursachen für Dysphagie sind bei oropharyngealen Beschwerden unter anderem:
- Infektionskrankheiten wie Borreliose, Syphilis, Tetanus, Diphtherie, Botulismus oder Herpesinfektionen
- Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Cushing-Syndrom, Amyloidose, Wilson-Krankheit oder Eisenmangel
- Vom Nervensystem ausgehende (neurogene)Ursachen wie Schlaganfall, Hirntumor, Demenz, Schädelhirntrauma, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose oder Parkinson-Syndrom
- Behandlungen mit Neuroleptika, Strahlen- oder Chemotherapie

Ösophageale Beschwerden zeichnen sich unter anderem aus durch:
- Entzündung der Speiseröhre
- Speiseröhrenkrebs
- Feststeckender Fremdkörper
- Hochgradige Verengungen (Strikturen)
- Ausstülpungen der Speiseröhrenwand (Ösophagusdivertikel) oder der -schleimhaut
- Übermäßig angespannte Speiseröhrenmuskulatur
- Sodbrennen
Neben den organischen gibt es auch nicht erkennbare oder psychische Ursachen, die den komplexen Schluckvorgang beeinträchtigen können.
Wann sollten Schluckbeschwerden ärztlich abgeklärt werden?
Gelegentliches Verschlucken oder Schwierigkeiten dabei sind noch kein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Erst wenn die Schluckbeschwerden lange bestehen bleiben und Schmerzen bereiten, wiederholt Nahrungsbrei in Nase- und Rachenraum hochgewürgt wird oder es zu einem Gewichtsverlust kommt, ist es ratsam, der Ursache auf den Grund zu gehen. Treten die Probleme schlagartig auf und werden sie beispielsweise von starken Schmerzen in der Brust begleitet, handelt es sich um einen Notfall, der entsprechend schnell untersucht und behandelt werden sollte.
Wie werden Schluckbeschwerden behandelt?
Zunächst erhebt der Arzt die Krankengeschichte der betroffenen Person, um sich über die Schluckbeschwerden ein möglichst genaues Bild machen zu können. Dieser Anamnese schließt sich in der Regel eine körperliche Untersuchung an, bei der das besondere Augenmerk auf dem einsehbaren Bereich des Verdauungstraktes liegt. Dabei untersucht der Mediziner die Mundhöhle und den Rachen auf Anzeichen einer Entzündung oder Schwellungen und tastet auch den Hals auf diese ab.
Dieser Untersuchung kann der Wasserschluck-Test nach Daniels folgen. Bei diesem lässt der Arzt eine Person wenige Milliliter Wasser trinken und direkt im Anschluss sprechen. Schluckbeschwerden bestätigen sich dann, wenn
- sich der Stimmklang verändert,
- die Person würgen muss,
- ein starker Hustenreiz auftritt oder
- Wasser durch die Nase austritt.
Weiterhin lässt sich das Ausmaß der Schluckbeschwerden über spezielle Checklisten und Scoring-Systeme einschätzen. Daneben kann der sogenannte Gugging Swallowing Screen (GUSS) angewendet werden, um zu ermitteln, wie schwer die Dysphagien ausgeprägt sind. Dabei wird geprüft, wie gut die Person breiige, flüssige oder feste Kost schlucken kann.
Als weitere Untersuchung kommt eine Magenspiegelung in einer gastroenterologischen Praxis infrage. Dabei betrachtet der Arzt die Schleimhäute von Speiseröhre und Magen und untersucht sie auf gut- und bösartige Veränderungen, die Schluckbeschwerden hervorrufen können. Engstellen, wie sie beispielsweise durch überschüssiges Gewebe entstehen, lassen sich in der gleichen Untersuchung direkt beheben. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Probe (Biopsie) zu entnehmen und im Labor untersuchen zu lassen. Das kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn bösartige Veränderungen nicht ausgeschlossen werden können.
Je nach Ursache der Schluckbeschwerden leitet der Arzt die entsprechende Behandlung ein.
Was können Sie selbst bei Schluckbeschwerden tun?
Bis die Grunderkrankung abgeklungen ist können auch Sie einiges tun, um mit den Schluckbeschwerden leichter umgehen zu können.
Ist ein grippaler Infekt mit trockenen und gereizten Mund- und Halsschleimhäuten der Grund, dann helfen oft Inhalieren, viel Trinken und das Lutschen von zuckerfreien Bonbons dabei, diese feucht zu halten und die Beschwerden zu lindern.
Liegen den Schluckbeschwerden schwerwiegendere Erkrankungen zugrunde, kann Logopädie helfen. In diesem Rahmen üben betroffene Personen Schluckmanöver und den Einsatz von Esshilfen. Zudem lernen sie, wie sie ihre Zungenmotorik verbessern können.
Veröffentlicht am: 29.10.2025
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Quellen:
[1] Pschyrembel.online. Dysphagie. https://www.pschyrembel.de/Dysphagie/K06EK/doc/
[2] Pschyrembel.online. Schluckakt. https://www.pschyrembel.de/Schlucken/A06XD/doc/ABC-Fach-Sys---Grundlagenf%C3%A4cher
[3] Müller, T. Dysphagiediagnose: Wasserschlucktest taugt auch bei Kopf-Hals-Tumoren. HNO Nachrichten 51, 19 (2021).
[4] Park KD, Kim TH, Lee SH. The Gugging Swallowing Screen in dysphagia screening for patients with stroke: A systematic review. Int J Nurs Stud. 2020 Jul;107:103588.
[5] Trapl M, Enderle P, Nowotny M. Dysphagia Bedside Screening for Acute-Stroke Patients -
The Gugging Swallowing Screen. Stroke. 2007;38:2948–2952
[6] Medical Tribune. Wasserschlucktest: Dysphagie bei wiederholten Pneumonien ausschließen. https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/wasserschlucktest-dysphagie-bei-wiederholten-pneumonien-ausschliessen
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