COPD bei Frauen

COPD bei Frauen

Die Lungenerkrankung COPD ist chronisch und stark belastend. Erfahren Sie mehr darüber, weshalb COPD inzwischen häufiger bei Frauen zu sehen ist, weswegen Frauen trotzdem häufig erst verzögert die COPD-Diagnose erhalten und welche körperlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern dabei eine Rolle spielen könnten.

Die COPD, abgekürzt von chronic obstructive pulmonary disease, ist längst nicht mehr eine Atemwegserkrankung, die vor allem Männer betrifft und ist auch nicht mehr nur eine Erkrankung der Älteren. Zunehmend stellen Frauen einen Großteil der Patienten mit COPD in vielen Ländern. In den USA ist die COPD mittlerweile sogar zur führenden Todesursache von Frauen geworden. Dies liegt teils an den immer noch steigenden Zahlen weiblicher Raucher, aber auch daran, dass Frauen empfindlicher gegenüber Giftstoffen aus Zigarettenrauch und Luftverschmutzung reagieren könnten.1

COPD wird vermehrt zu einer Erkrankung von Frauen

Weibliche Raucher werden allerdings seltener mit COPD diagnostiziert als männliche Raucher, fand man bei Untersuchungen heraus. Auch spezialisierte Tests, beispielsweise die Spirometrie, erfolgen seltener. Frauen erhalten auch nicht so häufig eine Überweisung zum Lungenfacharzt. Auch eigenes Hinauszögern eines Arztbesuches kann in manchen Fällen die Diagnose verzögern. Wesentlich ist bei alldem, dass weibliche COPD-Patienten andere typische Symptome aufweist als den klassischen “Raucherhusten” (Husten mit Auswurf). Frauen entwickeln häufiger Erschöpfung (Fatigue), Ängste und Depression zusätzlich zu einer Atemnot. Die Lebensqualität der betroffenen Frauen ist allerdings deutlich beeinträchtigt durch die Erkrankung – umso wichtiger ist es, bei Symptomen der Erschöpfung und Depression die COPD als mögliche Ursache nicht außer Acht zu lassen.1

Symptome der COPD bei Frauen häufiger Atemnot und Erschöpfung

Wissenschaftler fassten die Daten von 17 139 Patienten aus 22 COPD-Studien zusammen und konnten so 5 355 Frauen mit über 11 784 Männern mit COPD vergleichen. Die weiblichen Patienten waren im Schnitt jünger, hatten weniger Zigaretten im Laufe ihres Lebens geraucht im Vergleich zu den Männern, waren schlanker und wiesen eine größere Zahl von symptomatischen Verschlechterungen der COPD, sogenannten Exazerbationen, auf. Die Frauen berichteten zudem häufiger von Atemnot (Dyspnoe), litten ähnlich häufig an Husten wie die männlichen Patienten, husteten jedoch weniger Schleim ab. Die Frauen mit COPD schienen allerdings, so legten die Daten nahe, im Schnitt länger zu überleben als Männer mit COPD, selbst bei Berücksichtigung verschiedener Begleiterkrankungen.2

Aber wie kommt es zu solchen Unterschieden in der Erkrankung bei Männern und Frauen? Forscher vermuten, dass mehrere Faktoren involviert sind. Zum einen habe sich das Rauchverhalten von Frauen in vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Zigarettenwerbung zielt mittlerweile häufig besonders auf junge Frauen und Mädchen ab – immer jüngere, weibliche COPD-Patienten sind die Folge. Zum anderen deuten neuere Daten auf eine mögliche Rolle des weiblichen Hormons Östrogen bei der Ausbildung der COPD. Zudem unterscheiden sich Lungengröße, Zahl der Lungenbläschen und Gasaustausch in der Lunge zwischen Männern und Frauen, zeigten aktuelle Untersuchungen.1 Die kleineren Atemwege und weitere physiologischen Differenzen könnten wesentlich dafür sein, dass Frauen stärker zur Atemnot bei Anstrengungen neigen, sich allerdings auch rasch davon erholen können.2

Kleinere Atemwege plus Hormone bei Frauen Ursache für spezielle COPD-Symptome?

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern beeinflussen somit nicht nur die Erscheinung der Erkrankung COPD, sondern auch ihren Verlauf. Die grundlegenden physiologischen Unterschiede könnten Ansätze zur gezielteren Behandlung der COPD bieten, und helfen, die Lungengesundheit bei Männern und Frauen jeweils optimiert zu verbessern.3

Frauen mit COPD sind somit inzwischen in der Mehrzahl – werden allerdings nicht unbedingt so schnell diagnostiziert und behandelt, wie erkrankte Männer, weil ihre Symptome sich von den “klassischen” COPD-Symptomen unterscheiden können. Wichtig ist demnach, auch bei scheinbar unabhängigen Symptomen wie Erschöpfung und Depression, auch an die COPD als mögliche Ursache zu denken und entsprechend zu behandeln. Therapeutisch könnten die Geschlechts-abhängigen Unterschiede der COPD in der Zukunft noch relevant werden. Die wichtigsten Aspekte der Therapie bleiben jedoch vorerst gleich, ob bei Frauen oder Männern: Rauchstopp ist zentral, um die Schädigung des Lungengewebes aufzuhalten, Reha-Maßnahmen können dazu beitragen, die Lungenfunktion zu verbessern, und bei Atemnot kann, nach Einschätzung des Behandlers, eine langfristige Sauerstoff-Therapie angebracht sein.

Referenzen

1. Gut-Gobert C, Cavaillès A, Dixmier A, Guillot S, Jouneau S, Leroyer C, Marchand-Adam S, Marquette D, Meurice JC, Desvigne N, Morel H, Person-Tacnet C, Raherison C. Women and COPD: do we need more evidence? Eur Respir Rev. 2019 Feb 27;28(151):180055. doi: 10.1183/16000617.0055-2018. PMID: 30814138. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30814138/

2. Perez TA, Castillo EG, Ancochea J, Pastor Sanz MT, Almagro P, Martínez-Camblor P, Miravitlles M, Rodríguez-Carballeira M, Navarro A, Lamprecht B, Ramírez-García Luna AS, Kaiser B, Alfageme I, Casanova C, Esteban C, Soler-Cataluña JJ, De-Torres JP, Celli BR, Marin JM, Lopez-Campos JL, Riet GT, Sobradillo P, Lange P, Garcia-Aymerich J, Anto JM, Turner AM, Han MK, Langhammer A, Sternberg A, Leivseth L, Bakke P, Johannessen A, Oga T, Cosío B, Echazarreta A, Roche N, Burgel PR, Sin DD, Puhan MA, Soriano JB. Sex differences between women and men with COPD: A new analysis of the 3CIA study. Respir Med. 2020 Sep;171:106105. doi: 10.1016/j.rmed.2020.106105. Epub 2020 Aug 13. PMID: 32858497. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32858497/

3. DeMeo DL. Sex and Gender Omic Biomarkers in Men and Women With COPD: Considerations for Precision Medicine. Chest. 2021 Jul;160(1):104-113. doi: 10.1016/j.chest.2021.03.024. Epub 2021 Mar 18. PMID: 33745988; PMCID: PMC8295903. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33745988/

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