Als Exazerbation wird eine deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes bei chronisch verlaufenden Erkrankungen bezeichnet. Bei der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit, kurz COPD, bezeichnet eine Exazerbation eine akute, über mindestens 2 Tage anhaltende Verschlechterung der Atemwegssymptome, bei der die Therapie intensiviert werden muss. Eine Exazerbation äußert sich beispielsweise durch subjektiv empfundene Atemnot, die sogenannte Dyspnoe, vermehrten Husten und kann mit mehr abgehustetem Schleim einhergehen, der auch eitrig sein kann. Dies alles belastet sehr und wirkt sich nachteilig auf die Lebensqualität Betroffener aus. Zudem zeigt die Exazerbation ein Fortschreiten der Erkrankung COPD an.
Optimalerweise sollten also möglichst wenig akute Verschlechterungen der COPD auftreten. Daher lohnt es sich, mögliche Auslöser und Ursachen der Krankheitsschübe zu kennen und zu vermeiden. Atemwegsinfekte, also beispielsweise Erkältungen, können sich in eine exazerbierte COPD ausweiten. Besonders häufig wird die Verschlimmerung aber auch durch Substanzen in der Atemluft ausgelöst, beispielsweise Zigarettenrauch, Stäube oder Luftverschmutzung. 1
Luftschadstoffe können COPD verschlimmern
Als Luftverschmutzung bezeichnet man das Vorhandensein von für den Menschen schädlichen Luftschadstoffen. Verschiedene Atemwegserkrankungen werden mit einer hohen Luftverschmutzung in Verbindung gebracht, darunter Asthma, COPD, Lungenentzündungen und Lungenkrebs. Luftschadstoffe können Abwehrmechanismen in der Lunge stören, die Immunantwort des Körpers schwächen und oxidativen Stress und Entzündungen auslösen. Feinstaub ist der Hauptbestandteil der meisten Luftschadstoffe. Die Partikel werden beim Atmen inhaliert und verschlimmern die Atemwegssymptome bei chronischen Atemwegserkrankungen.
Neben den Partikeln reizen auch manche Gase die Atemwege. Beispielsweise kann das stark riechende Ozon in der Luft zu Schwellungen des Rachens, Beschwerden in der Brust, Husten und Schleimbildung führen. Stickstoffmonoxid ist ebenfalls ein Gas, das in der Luft vorkommen kann und akut toxisch auf die menschliche Lunge wirkt. Beide Gase treten vor allem beim Sommersmog auf, zu dem wesentlich Verbrennungsmotoren und Industrie beitragen.
Menschen, die in Großstädten leben, entwickeln häufiger COPD als Menschen, die in ländlichen Gebieten leben. Dabei spielt die städtische Luftverschmutzung eine wichtige Rolle. Mehrere epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Luftschadstoffe zudem Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis und COPD verschlimmern. Allerdings wird die Gesamtwirkung einer schlechten Luftqualität auf Krankheiten im Vergleich zu der des Rauchens als relativ gering angesehen.2
Rauchen verstärkt Entzündung der Atemwege
Zigarettenrauchen ist die vorherrschende Ursache für COPD. So wurde aktives Rauchen mit einem schnellen Rückgang der Lungenfunktion bei COPD in Verbindung gebracht. Daher wird die Raucherentwöhnung als vorrangiges Behandlungsziel bei COPD empfohlen. Dies kann den Rückgang der Lungenfunktion verlangsamen und das Überleben verlängern. Studien zeigen zudem, dass eine Raucherentwöhnung (Rauchstopp) die Häufigkeit von COPD-Exazerbationen verringert.
Forscher vermuten aktuell, dass Rauchen zu einer verstärkten Entzündung der Atemwege führt und zugleich die Wirksamkeit der zur Behandlung eingesetzten Kortikosteroide reduziert. Inhalierte Kortikosteroide sind besonders für Patienten mit schwerer COPD mit früheren Exazerbationen eine wichtige Zusatztherapie.3
Allerdings sind nicht immer Schadstoffe in der Luft durch Feinstaub, Gase oder Zigarettenrauch für akute Exazerbation verantwortlich. Hinter den Symptomen können auch andere Erkrankungen stecken, beispielsweise Herzschwäche oder akutes Koronarsyndrom, Lungenembolie oder Lungenentzündung oder eine Luftansammlung im Brustkorb. Deshalb sollte nicht nur wegen der notwendigen Therapie, sondern auch zur Abklärung der Symptome ein Arzt aufgesucht werden, wenn die COPD sich akut verschlimmert.1
Exazerbierte COPD verhindern: Impfschutz, Rauchstopp und weg von verschmutzter Luft
Exazerbationen der COPD werden also häufig durch Atemwegsinfekte oder Reizstoffe in der Atemluft, wie bei Smog oder beim Rauchen, ausgelöst. Entsprechend lohnt sich die Vorbeugung durch Impfung gegen gängige Infektionserkrankungen wie Grippe, der Rauchverzicht und bei entsprechender Luftlage, z. B. im Sommer in der Großstadt, auch der Rückzug nach innen oder in Gebiete mit weniger Luftverschmutzung.4
Referenzen
1. Vogelmeier C, Buhl R, Burghuber O, Criée CP, Ewig S, Godnic-Cvar J, Hartl S, Herth F, Kardos P, Kenn K, Nowak D, Rabe KF, Studnicka M, Watz H, Welte T, Windisch W, Worth H; unter Mitwirkung der folgenden wissenschaftlichen Fachgesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.; Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften e.V.. Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) [Guideline for the Diagnosis and Treatment of COPD Patients – Issued by the German Respiratory Society and the German Atemwegsliga in Cooperation with the Austrian Society of Pneumology]. Pneumologie. 2018 Apr;72(4):253-308. German. doi: 10.1055/s-0043-125031. Epub 2018 Mar 9. PMID: 29523017. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29523017/
2. Lee YG, Lee PH, Choi SM, An MH, Jang AS. Effects of Air Pollutants on Airway Diseases. Int J Environ Res Public Health. 2021 Sep 20;18(18):9905. doi: 10.3390/ijerph18189905. PMID: 34574829; PMCID: PMC8465980. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8465980/
3. Tamimi A, Serdarevic D, Hanania NA. The effects of cigarette smoke on airway inflammation in asthma and COPD: therapeutic implications. Respir Med. 2012 Mar;106(3):319-28. doi: 10.1016/j.rmed.2011.11.003. Epub 2011 Dec 22. PMID: 22196881. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22196881/
4. Vogelmeier CF, Román-Rodríguez M, Singh D, Han MK, Rodríguez-Roisin R, Ferguson GT. Goals of COPD treatment: Focus on symptoms and exacerbations. Respir Med. 2020 May;166:105938. doi: 10.1016/j.rmed.2020.105938. Epub 2020 Mar 21. PMID: 32250871. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32250871/
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