Tetracycline - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Tetracycline sind bakteriostatische Antibiotika, also Medikamente, die das Wachstum von Bakterien hemmen. Sie werden als Hartkapseln oder Salbe verschrieben und wirken, indem sie die Produktion bestimmter bakterieller Eiweiße blockieren. Es gibt eine ganze Reihe an Tetracyclinen. Zu den bekanntesten gehören die Wirkstoffe Doxycyclin, Tetracyclin, Minocyclin und Tigecyclin. Es handelt sich bei bakteriostatischen Antibiotika wie Tetracyclinen um verschreibungspflichtige Medikamente, die mit einigen Nebenwirkungen verbunden sind. Zusätzlich kann es bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Wirkstoffe zu Wechselwirkungen kommen.
Was sind Tetracycline?
Bei den Tetracyclinen handelt es sich um eine Untergruppe der Breitband-Antibiotika, die die Herstellung von Eiweißen (Proteinsynthese)von Bakterien im Zellinneren stören. Zusätzlich besitzen sie einen postantibiotischen Effekt. Das heißt, sie wirken auch eine Weile antibakteriell, nachdem ihre Konzentration im Blut auf nicht messbare Werte abgesunken ist.
Zu der Gruppe der Tetracycline zählen diverse Wirkstoffe. Zu diesen gehören unter anderem:
- Tetracyclin
- Doxycyclin
- Minocyclin
- Tigecyclin
- Oxytetracyclin
- Demeclocyclin
Wie wirken Tetracycline?
Es gibt natürliche Tetracycline, die ursprünglich aus der Bakteriengattung Streptomyces isoliert wurden sowie halb-synthetische Tetracycline. Halb-synthetisch bedeutet dabei, dass diese Wirkstoffe auf einem natürlichen Ausgangsstoff basieren, der chemisch verändert wurde. Sie hemmen die Proteinsynthese vieler Bakterien, darunter Pneumokokken, Haemophilus, Mykoplasmen sowie Chlamydien. Weil sie eine Vielzahl von Eiweißen nicht mehr wie gewohnt herstellen können, kommt auch die Vermehrung der Bakterien zum Erliegen.
Nach der Einnahme einer Kapsel wird das Tetracyclin zu einem sehr großen Anteil im menschlichen Darm aufgenommen, verteilt sich im Körper und wird nach mehreren Stunden bis Tagen ausgeschieden.
Es gibt jedoch immer mehr Bakterien, bei denen bestimmte Antibiotika nicht mehr wirken, die also resistent sind. Häufig basiert so eine Resistenz darauf, dass die Andockstellen des Antibiotikums an der Bakterienzelle verändert sind. Tetracycline werden durch resistente Erreger in vielen Fällen aus der Zelle transportiert, noch bevor sie im Bakterium wirken konnten. Der Wirkstoff Tigecylcin ist größer als klassische Tetracycline und hat andere Bindungsstellen. Deshalb wirkt er bisher auch noch gegen Erreger, die bereits gegen einige andere Tetracycline resistent sind.
Wie und bei welchen Beschwerden werden Tetracycline eingesetzt?
Tetracycline werden gegen Infektionen eingesetzt, sofern die Erreger empfindlich gegenüber dem Wirkstoff sind. Unter anderem zählen dazu:
- Atemwegsinfektionen (zum Beispiel akute Schübe chronischer Bronchitis, Lungenentzündungen)
- Infektionen des Urogenitaltraktes, zum Beispiel Harnwegsinfektion (Urethritis) und Geschlechtskrankheiten (Granuloma inguinale, unkomplizierte Gonorrhö und Syphilis) sowie wenn Penicillin kontraindiziert ist
- Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane
- Infektionen des Magen-Darm-Traktes, zum Beispiel Cholera, Yersiniose und Campylobacter-Infektionen, Shigellose
Tetracycline in Kapselform werden teils auch für die Therapie von Akne und Rosacea eingesetzt. Insbesondere bei entzündlichen Formen der Akne kommen auch Salben zum Einsatz. Die Dosierung des Tetracyclins hängt nicht nur vom Anwendungsgebiet, sondern auch vom jeweiligen Wirkstoff ab.
Tetracycline sollten immer im Abstand von ein bis zwei Stunden zu den Mahlzeiten eingenommen werden, da sie sonst schlechter aufgenommen werden. Sie bilden Verbindungen mit Kalzium. Deshalb sollten diese Wirkstoffe nicht zusammen mit Milch beziehungsweise kalziumhaltigen Lebensmitteln eingenommen werden. Gleiches gilt für Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel, die andere 2-fach positiv geladene Teilchen wie Eisen oder Magnesium enthalten.
Von der Einnahme von Tetracyclinen wird abgeraten
- bei Myasthenia gravis, einer Autoimmunkrankheit, die zu Muskelschwäche führt (da diese die Symptome verschlimmern können),
- wenn eine Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff besteht,
- Leberschäden vorliegen oder
- eine Niereninsuffizienz besteht. Eventuell reicht bei Nierenproblemen auch eine Dosisanpassung.
Welche Nebenwirkungen können bei Tetracyclinen auftreten?
Bei der Einnahme von Tetracyclinen können folgende häufige Nebenwirkungen auftreten:
- Entzündungen von Mundschleimhaut (Stomatitis), Zunge (Glossitis) und Rachen (Pharyngitis)
- Verdauungsstörungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall (Diarrhö)
- Hautreaktionen und allergische Reaktionen (Ausschlag, Juckreiz, Fieber)
- Entzündungen der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane Vulva und Vagina (Vulvovaginitis)
- Unterschiedliche Störungen der Blutbildung
- allergische Reaktionen wie Hautausschlag (Exantheme), Schwellungen (Angioödem) und anaphylaktischer Schock
- schwere, potenziell lebensbedrohliche Hautveränderungen (z.B. exfoliative Dermatitis, Lyell-Syndrom)
- Entzündung des Dickdarms und gelegentlich des Dünndarms (pseudomembranöse Enterokolitis)
- Schädigung von Nieren (Nephrotoxizität) und Leber (Hepatotoxizität)
- Selten: vorübergehende Sehstörungen und Kurzsichtigkeit
Es kommt bei der Einnahme von Tetracyclinen (insbesondere Doxycyclin) relativ häufig zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht (Photosensibilisierung). Dadurch kann es zu Sonnenbrand, aber auch zu allergischen Reaktionen kommen. Daher wird empfohlen, während der Anwendung den Aufenthalt in der Sonne zu vermeiden und auf ausreichenden Sonnenschutz zu achten.
Werden Arzneimittel aus dieser Wirkstoffgruppe über einen längeren Zeitraum angewendet, ist es wichtig, auf Anzeichen von Nebenwirkungen zu achten und regelmäßige Kontrollen des Blutbilds, der Leber- und Nierenfunktion durchzuführen.
Gibt es Wechselwirkungen bei Tetracyclinen?
Bei der Einnahme eines Tetracyclins kann es durch die gleichzeitige Anwendung anderer Medikamente zu Wechselwirkungen kommen. Unter anderem kann das:
- die Wirkung (insbesondere niedrig dosierter) hormoneller Verhütungsmittel (Kontrazeptiva) verringern
- den gefäßverengenden (vasokonstriktorischen) Effekt von Dihydroergotamin steigern
- die Heparinwirkung abschwächen (insbesondere gemeinsam mit starkem Rauchen)
- in Kombination mit Retinoiden kontraindiziert wegen des Risikos einer Hirndrucksteigerung
- die Wirkung von Cumarin-Blutgerinnungshemmern (Antikoagulantien) verstärken
- die blutzuckersenkende Wirkung von Sulfonylharnstoffen steigern
- die Toxizität des Immunsuppressivums Ciclosporin und des Zytostatikums Methotrexat erhöhen
Zusätzlich kann die Wirkung von Tetracyclinen durch die Einnahme anderer Medikamente beeinträchtigt werden, darunter:
- der Lipidsenker Colestyramin, der die Aufnahme von Tetracyclinen verringert. Deshalb soll zwischen der Einnahme der beiden Wirkstoffe ein zeitlicher Abstand von mindestens einer Stunde eingehalten werden.
- der Schleimlöser Acetylcystein; auch hier wird eine zeitverschobene Einnahme von mindestens 2 Stunden empfohlen
- Sucralfat (eingesetzt zur Behandlung von Magengeschwüren) verringert ebenfalls die Resorption von Tetracyclinen
- Entwässernde Medikamente (Diuretika), die die Nierentoxizität der Tetracycline verstärken können
- Kalzium, Magnesium, Eisen (nur mit zeitlichem Abstand von 2-3 Stunden einnehmen)
Veröffentlicht am: 24.04.2025
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- A01AB13, D06AA04, D10AF08, S02AA08, S03AA02
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2020).
[2] Gelbe-Liste Pharmindex online. Tetracycline. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/tetracycline
[3] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Tetrazykline. https://www.pschyrembel.de/Tetracyclin/K0MD0/doc/
[4] Odorici G et al. Tetracyclines and photosensitive skin reactions: A narrative review. Dermatol Ther. 2021 Jul;34(4):e14978. doi: 10.1111/dth.14978.
[5] Altmeyers Enzyklopädie. Tetrazykline. https://www.altmeyers.org/de/innere-medizin/tetrazykline-8552
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Die österreichisch approbierte Apothekerin Julia Schink ist im Bereich Patient Care bei SHOP APOTHEKE für die Betreuung von Polymedikationspatienten tätig. Die Ratgeber-Texte von SHOP APOTHEKE sieht sie als tolle Möglichkeit um die Arzneimitteltherapiesicherheit unserer Kunden zu steigern.