GesundheitsID oder lieber elektronische Gesundheitskarte?

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Was die digitale Gesundheits-Identität kann und wie man sie erhält
Immer mehr Bereiche im Gesundheitssystem werden von der Digitalisierung erfasst und bieten neue Möglichkeiten sowohl für Gesundheitsanbietende als auch für Versicherte. Mit der GesundheitsID können sich Versicherte auf dem Smartphone digital im Gesundheitswesen ausweisen. So können sie beispielsweise ihre elektronische Patientenakte verwalten, E-Rezepte abrufen oder digitale Gesundheitsanwendungen nutzen. In Zukunft soll es auch möglich sein, beim ärztlichen Besuch anstelle der elektronischen Gesundheitskarte die GesundheitsID zu verwenden.
Was ist die GesundheitsID?
Die GesundheitsID ist eine digitale Identität im Gesundheitswesen, die Versicherte auf ihren Smartphones mittels einer App einrichten können. Auf diese Weise können sie sich digital ausweisen, das heißt in verschiedene elektronische Gesundheits-Apps einloggen und diese nutzen. Dazu zählen das E-Rezept (elektronisches Rezept) oder die elektronische Patientenakte (ePA), digitale Gesundheitsanwendungen und anderes. Zu diesem Zweck bekommen alle Versicherten eine eigene, individuell erstellte Identifikationsnummer und müssen sich zu Beginn einmal identifizieren, etwa über die Online-Funktion des Personalausweises.
Seit Beginn des Jahres 2024 sind gesetzliche Krankenkassen verpflichtet, ihren Versicherten auf Wunsch eine GesundheitsID zur Verfügung zu stellen. Private Krankenversicherungen hingegen sind dazu nicht verpflichtet, dennoch arbeiten die meisten Privatkassen daran, ihren Versicherten diesen Service ebenfalls möglichst bald bereitzustellen.
Ab 2026 soll die GesundheitsID außerdem beim Besuch in der ärztlichen Praxis als Alternative zur elektronischen Gesundheitskarte (eGK) einsetzbar sein. Sie enthält dann die Daten, welche die Praxis für die Behandlung benötigt, wie Name, Geburtsdatum, Adresse, Krankenversicherungsnummer. Allerdings ist die Nutzung freiwillig, das heißt, Menschen ohne Smartphone können weiterhin ihre elektronische Gesundheitskarte verwenden. Nach aktuellem Stand ist die Einführung dieser Funktion ab 2026 gesetzlich vorgesehen (§ 341 SGB V, Digital-Gesetz), sie befindet sich aber noch in der technischen Erprobung durch die gematik.
Wozu brauche ich eine GesundheitsID?
Mit der GesundheitsID soll die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangetrieben werden. Für Versicherte bedeutet dies, dass der Zugang zu allen möglichen Services im Healthcare-Bereich erleichtert wird. Zum Beispiel kann mit der GesundheitsID einfach auf die elektronische Patientenakte zugegriffen werden. Darin sind persönliche Gesundheitsdaten und medizinische Informationen gespeichert wie Erkrankungen, Untersuchungsergebnisse, Therapien, Impfungen, Medikamente und vieles andere. Auch Apps zum Einlösen von E-Rezepten sind mit der digitalen Identität leicht auf dem Smartphone aufrufbar. Seit Mitte Januar 2025 wird im Rahmen des Digital-Gesetzes (DigiG) für alle gesetzlich Versicherten automatisch eine elektronische Patientenakte (ePA) angelegt, sofern sie dem nicht widersprechen (Opt-out-Verfahren). Die GesundheitsID dient damit künftig als sicherer digitaler Zugang zu dieser Akte.
Nach und nach sollen weitere Dienste aus dem Gesundheitsbereich folgen. Das können Terminservices sein oder Klinikportale, in denen Informationen zur eigenen Behandlung einsehbar sind, digitale Gesundheitsanwendungen wie Therapieprogramme, Sportübungen, Apps zur Unterstützung chronischer Erkrankungen und vieles mehr. Die Möglichkeit, ab 2026 die GesundheitsID statt der elektronischen Gesundheitskarte in der Praxis vorzuzeigen, kann zudem von Vorteil sein für Menschen, die gerne weniger Karten mit sich herumtragen. In Zukunft ist außerdem geplant, dass über die GesundheitsID auch Telemedizin-Dienste, Laborportale oder Patientenkommunikation sicher genutzt werden können.
Wer steckt dahinter und woher bekomme ich eine GesundheitsID?
Zunächst einmal hat die gematik GmbH (die Nationale Agentur für digitale Medizin) die genauen Vorgaben für digitale Identitäten festgelegt und erteilt den Krankenversicherungen die jeweilige Zulassung hierfür. Versicherte erhalten die GesundheitsID über ihre Krankenkasse. Je nach Versicherung kann die Beantragung über die normale Versicherten-App erfolgen, über die App für die elektronische Patientenakte oder über eine spezielle GesundheitsID-App. Nach dem Herunterladen der App auf das Smartphone legen Versicherte ein Benutzerkonto mit Passwort an, wofür sie ihre Krankenversicherungsnummer benötigen. Meist wird dann ein Bestätigungscode auf die zuvor angegebene E-Mail-Adresse geschickt.
Anschließend können die Versicherten einen sechsstelligen App-Code wählen, der an das jeweilige Mobilgerät gebunden ist, mit dem die App genutzt wird. Im nächsten Schritt müssen Versicherte ihre Identität nachweisen. Dazu gibt es je nach Krankenkasse unterschiedliche Verfahren. Eine einfache Möglichkeit ist der elektronische Personalausweis mit zugehöriger PIN, aber auch die elektronische Gesundheitskarte mit PIN, das Postident-Verfahren, die Vor-Ort-Identifizierung in einem Krankenkassen-Servicecenter oder andere Nachweise sind möglich. Nach erfolgreicher Überprüfung ist die Registrierung abgeschlossen und die GesundheitsID einsatzbereit für alle angebotenen Dienste. In der Praxis berichten einzelne Krankenkassen derzeit noch über technische Einschränkungen beim Login über die GesundheitsID – insbesondere beim Zugriff auf E-Rezept oder ePA. Diese Anlaufschwierigkeiten sollen laut gematik bis Ende 2025 durch einheitliche Schnittstellen (TI 2.0) behoben werden.
Wie funktioniert die GesundheitsID?
Für viele Angebote oder Dienste im Internet benötigen Nutzerinnen und Nutzer ein Nutzungskonto beziehungsweise eine digitale Identität. Je nachdem, welche Funktion eine digitale Identität erfüllt, sind unterschiedliche Voraussetzungen erforderlich, um diese zu erstellen. Weil die GesundheitsID mit der Krankenversicherungsnummer verknüpft ist, sind damit viele sensible Daten verbunden. Deshalb ist für die GesundheitsID eine sichere Identifikationsmethode erforderlich, damit sich die Versicherten unverwechselbar gegenüber digitalen Gesundheitsdiensten ausweisen können. Eine ähnliche Funktion erfüllt die digitale Identität des elektronischen Personalausweises.
Wenn die Versicherten ihre GesundheitsID erfolgreich eingerichtet haben, können sie sich über ihr Smartphone in die jeweils benötigten Apps einloggen. Dafür benötigen sie dann den Nutzernamen und das Passwort sowie zusätzlich den sechsstelligen App-Code, den sie bei der Registrierung selbst gewählt haben. Diese doppelt gesicherte Anwendung nennt sich Zwei-Faktor-Authentifizierung und schützt die digitale Identität vor Missbrauch. Je nach Krankenversicherung und Smartphone kann der App-Code durch Gesichtserkennung oder Fingerabdruck ersetzt werden. Da der Code an das Endgerät gebunden ist, wird bei einem Gerätewechsel, also einem anderen Smartphone, ein neuer Code einschließlich erneuter Identifizierung erforderlich.
Was ist mit dem Schutz meiner Daten?
Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) schreibt für Gesundheitsdaten besondere Schutzmaßnahmen vor. Mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung wird der Zugang zu den sensiblen Daten bereits am Endgerät geschützt. Weiterhin werden die Daten, die mit der GesundheitsID verknüpft sind, in Rechenzentren der Telematikinfrastruktur (ein Teil der gematik GmbH) verschlüsselt gespeichert. Dies ist ein geschlossenes Netz im deutschen Gesundheitswesen, das auch für die sichere Übertragung, Verarbeitung und Speicherung der Daten von Praxen, Apotheken, Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen zuständig ist. Die Rechenzentren, die sich in Deutschland befinden, unterliegen den europäischen Datenschutzbestimmungen.
Versicherte können ihre gespeicherten Gesundheitsdaten selbst verwalten und bearbeiten. Ebenso können sie ihre GesundheitsID jederzeit auf ihrem Smartphone löschen. Mit der Löschung der GesundheitsID werden allerdings nicht die Gesundheitsdaten gelöscht. Um darauf wieder Zugriff zu erhalten, muss eine neue GesundheitsID erstellt werden.
Fazit
Bei den meisten gesetzlichen Krankenversicherungen wird die GesundheitsID über die App der elektronischen Patientenakte angefordert und erstellt. Noch haben viele dieser Apps einige Anlaufschwierigkeiten, und es sind Verbesserungen in Ablauf und Anwendungsfreundlichkeit notwendig. Wenn das System in naher Zukunft weiter ausgereift ist, kann die GesundheitsID einiges erleichtern, vom Besuch bei der Ärztin oder dem Arzt über die Planung des Klinikaufenthalts bis hin zur digitalen Unterstützung der Physiotherapie. Wie schnell sich die Versicherten an die neuen Möglichkeiten gewöhnen, hängt möglicherweise unter anderem von der jeweiligen Nutzergeneration ab
Veröffentlicht am: 08.10.2025
Quellen
[1] gesund.bund.de. Gesundheit Digital – Die GesundheitsID als digitale Identität im Gesundheitswesen. https://gesund.bund.de/gesundheits-id
[2] gematik GmbH. Digitale Identitäten im Gesundheitswesen – Die GesundheitsID als Alternative zur Gesundheitskarte. https://www.gematik.de/anwendungen/gesundheitsid
[3] Bundesministerium für Gesundheit. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA). https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/online-ratgeber-krankenversicherung/arznei-heil-und-hilfsmittel/digitale-gesundheitsanwendungen
[4] AOK Online. GesundheitsID: Ihre digitale Identität im Gesundheitswesen. https://www.aok.de/pk/versichertenservice/gesundheits-id-app-mein-leben/
[5] IKK Classic Online. Was ist die GesundheitsID und wie funktioniert sie? https://www.ikk-classic.de/gesund-machen/digitales-leben/was-ist-gesundheits-id
[6] Techniker Krankenkasse (TK). TK-Ident. App Store. https://apps.apple.com/de/app/tk-ident/id6468877043
[7] BARMER. BARMER eCare. Elektronische Patientenakte. App Store. https://apps.apple.com/de/app/barmer-ecare/id1509460198
[8] IKK classic. IKK classic-e-PA. App Store. https://apps.apple.com/de/app/ikk-classic-epa/id1524919781
[9] IKK gesund plus. IKK Kunden-App. App Store. https://apps.apple.com/de/app/ikk-kunden-app/id1477589647
[10] Kassenärztliche Bundesvereinigung Elektronische Patientenakte https://www.kbv.de/praxis/digitalisierung/anwendungen/elektronische-patientenakte
[11] gematik GmbH. TI 2.0 Unser Weg in die Zukunft https://www.gematik.de/telematikinfrastruktur/ti-2-0
[12] apotheke-adhoc.de ePA- und E-Rezept-Nutzung teilweise eingeschränkt https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/e-health/epa-und-e-rezept-nutzung-teilweise-eingeschraenkt/